Veröffentlicht am 30.01.2012 14:16

„Wichtige Pionierrolle“

Der Krankensaal der Frauenstation im Jahr 1920. (Foto: Klinikum Dritter Orden)
Der Krankensaal der Frauenstation im Jahr 1920. (Foto: Klinikum Dritter Orden)
Der Krankensaal der Frauenstation im Jahr 1920. (Foto: Klinikum Dritter Orden)
Der Krankensaal der Frauenstation im Jahr 1920. (Foto: Klinikum Dritter Orden)
Der Krankensaal der Frauenstation im Jahr 1920. (Foto: Klinikum Dritter Orden)

Das Klinikum Dritter Orden in der Menzinger Straße feiert in diesem Jahr 100-jähriges Jubiläum. Am 1. Februar 1912 wurde die Klinik als Krankenanstalt mit 120 chirurgischen Betten in Betrieb genommen und kann mittlerweile auf eine lange Tradition zurückblicken. Anfang des 20. Jahrhunderts hatten sich im Jahr 1902 einige Frauen in der Münchner Pfarrei St. Anton unter der Leitung des Kapuzinerpaters Petrus Eder zu einer losen Verbindung zusammengeschlossen, um in christlicher Nächstenliebe den armen und kranken Menschen in und um München beizustehen. Daraus entstand eine Gemeinschaft von Frauen, die sich dem inzwischen gegründeten Verein „Krankenfürsorge des Dritten Ordens“ zur Erfüllung seiner karitativ-gemeinnützigen Aufgaben im franziskanischen Geist zur Verfügung stellten.

„Unterwegs zu den Leuten“

„Der ursprüngliche Gedanke war ja, dass die Schwestern zu den Leuten gehen“, erklärt Sr. Irmgard Stallhofer, die Geschäftsführerin des Klinikum Dritter Orden. Gemäß ihrem Motto „unterwegs zu den Kranken“ legten die Schwestern ihren Schwerpunkt zunächst auf die ambulante Krankenpflege und besuchten die notleidenden Menschen in ihren Wohnungen, betreuten Obdachlose oder versorgten oft wochenland den Haushalt in den Familien, wenn die Mutter erkrankt war. „Das war in etwa so wie das, was heute die Sozialstationen machen. Man darf nicht vergessen, dass es vor 100 Jahren noch keine Pflegeausbildung im heutigen Sinne gab“, betont Sr. Irmgard Stallhofer. Die Gemeinschaft der sozial hochmotivierten Schwestern wuchs rasch und verteilte sich bald auf viele verschiedene Einsatzorte über ganz Bayern. Die Mitgliederzahl erreichte im Jahr 1958 mit 850 Schwestern ihren Höchststand, heute sind es noch 137 Schwestern.

Die ersten Terziarinnen ,die sich für den Dienst am Kranken interessierten, lernten in einem vierwöchigen von der Caritas angebotenen Kurs, was es am Krankenbett zu beachten galt. Auf lange Sicht konnte diese fragmentarische Vorbereitung auf die anforderungsreiche ambulante Pflegearbeit indes nicht genügen. Mit dem Ziel die Pflegeausbildung zu intensivieren, kam um 1906 der Gedanke auf, ein eigenes Krankenhaus zu errichten. In dem Chirurgen Carl Schindler (1875-1952) fanden die Schwestern der Krankenfürsorge den richtigen Partner für ihr ambitioniertes Vorhaben. Zu Schindler als Chefarzt des Königlich-Bayerischen Georgi-Ritterspitals unterhielten die Schwestern bereits enge Beziehungen, da er sie seit 1908 in der Krankenpflege unterrichte. „Einer solchen werdenden Schwesternschaft auf die Beine zu helfen“, reizte ihn nach eigenen Worten. Als das Georgiritterkrankenhaus dem Neubau des Botanischen Gartens in Nymphenburg weichen musste und mit der Schließung das von den Barmherzigen Schwestern betriebenen Spitals eine Versorgungslücke drohte, verband Schindler seinen eigenen Lebensweg mit den Plänen der Krankenfürsorge des Dritten Ordens.

„Kompetente Partner“

„Carl Schindler hat sich der Pflege besonders angenommen, weil er kompetente Partner haben wollte“, betont Sr. Irmgard Stallhofer. Im Laufe der Jahre sei dann eine Ausbildungsstruktur entstanden, „bis dann in den 20er Jahren die staatlichen Ausbildungsstandards festgeschrieben wurden. Was die Pflegeausbildung in Bayern betrifft, hatten die Schwestern dank Carl Schindler eine wichtige Pionierrolle.“ Bereits 1920 fand das erste staatliche Examen an der Krankenpflegeschule Dritter Orden statt.

Auch wenn ursprünglich der Wunsch nach einer passenden Krankenhauspflegeausbildung für den Dritten Orden den Anstoß zur Errichtung des Krankenhauses gegeben hatte, so machte die stationäre Behandlung der Patienten doch schnell die Identität des neuen Krankenhauses aus. „Das Haus wurde zunehmend erweitert, damit die Schwestern auch in anderen medizinischen Bereichen ausgebildet werden konnten“, erklärt der ärztliche Direktor, Dr. Peter Weidinger. Im Jahr 1979 wurde das Krankenhaus Dritter Orden zum Akademischen Lehrkrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität München ernannt. Von 1985 bis 2001 fand eine Gesamtsanierung mit Neu- und Umbau des Funktionsgebäudes, des Bettentraktes und des Schul- und Verwaltungsgebäudes statt. „Heute verfügen wir im Klinikum über 547 Betten und 18 teilstationäre Plätze“, so Weidinger. Insgesamt verfügt das Krankenhaus über neun Hauptabteilungen und eine ganze Reihe von Zentren. 2002 wurde die Kinderklinik Dritter Orden in Betrieb genommen, die momentan gerade erweitert wird. Die Schwesternschule wird nach Angaben des ärztlichen Direktors von 240 Schülern besucht.

Festschrift

Die Entwicklung von der Krankenanstalt hin zu einem modernen und leistungsfähigen Klinikum wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Prof. Dr. Wolfgang Locher vom Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin in der LMU München in einer Festschrift mit historischem Hintergrund festgehalten. „Carl Schindler hat zusammen mit der Schwesternschaft ein Vorzeigeobjekt geschaffen, in dem beide gleichwertig zusammengearbeitet haben“, betont Locher. „Das war damals schon sehr modern. Das Haus hatte immerhin schon 1912 einen aseptischen Operationsraum.“

Gefeiert wird natürlich auch: Gemeinsam mit Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft wird heute, am Mittwoch, 1. Februar, bei einem Festgottesdienst und anschließendem Festakt im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg das 100-jährige Jubiläum begangen.

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.dritter-orden.de .

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