„Bei uns ist die Zeit ein klein bisschen stehen geblieben.” So beschreibt Vortänzer Christian Baumann, zugleich zweiter Vorsitzender des Fachvereins der Schäffler Münchens, diese Jahrhunderte alte Tradition. Die Schäffler dürfen nur alle sieben Jahre tanzen, vom Dreikönigstag bis zum Faschingsdienstag. In diesem Jahr haben sie 300 bis 400 Auftritte. Der Legende zufolge soll der Tanz der Fassmacher 1517 entstanden sein, am Ende einer Pestepidemie. Man wollte die verängstigten Münchner wieder aus ihren Häusern locken. Schäffler nennt man in Südbayern übrigens die Fassmacher.
Holzfässer werden heutzutage kaum noch gebraucht, deshalb gibt es in München und in ganz Oberbayern nur noch eine einzige Fassfabrik, die von Willi Schmid aus Laim. Er ist zugleich Vorsitzender des Fachvereins, und das bereits seit 1993. Einer seiner beiden Söhne tanzt mit, und drei seiner Mitarbeiter, insgesamt sind fünf gelernte Schäffler dabei, die anderen haben viele unterschiedliche Berufe. Schmids Sohn Peter ist 22 Jahre alt. Er macht gerade im Betrieb seines Vaters an der Straubinger Straße, wo neben Holzfässern auch große Holzkübel hergestellt werden, eine Ausbildung als Schäffler. Zum ersten Mal tanzt der junge Laimer nun also bei den Münchner Schäfflern mit – an der Seite von langjährigen Tänzern wie Vortänzer und Vereinsvize Baumann: „Man darf stolz sein, dabei zu sein”, sagt er. Ein anderer, Christian Arbringer, kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er das Gefühl beschreibt, als Schäffler aufzutreten: „Das ist ein Glücksgefühl.” Dabei ist der Mann nicht Tänzer, sondern tritt als Kasperl auf und sorgt für viel Heiterkeit unter den Zuschauern. Den einen oder die andere stupft er mit dem Zeigefinger auf die Nase, und schon ist sie schwarz. Schäffler sein ist wohl für viele eine Berufung.
Wie etwa im Falle der Familie Heubeck. Luis ist gerade mal 17 Jahre alt, „ich mache wegen der Tradition mit”, sagt der angehende Kfz-Mechatroniker. Kunststück, tanzt sein Vater Thomas Heubeck schon seit 1984 mit. Dreimal, 1991, 1998 und 2005, war er Vortänzer, also an vorderster Front. Für den 45-Jährigen ist es nun die fünfte Saison. Er erinnert sich gut an seine eigenen Anfänge als Schäffler. Damals „war ich mit 17 Jahren auch der jüngste Tänzer, und mein Sohn ist es nun auch wieder”, sagt der Vater voller Stolz. Warum ist er nun schon so lange Schäffler? „Es ist der Reiz, altes Brauchtum zu erhalten.” Dafür nehmen Vater und Sohn einige Mühen in Kauf: vom Training zweimal pro Woche, das kurz nach der Wiesn begann und bis Weihnachten dauerte. Für die Tanzsaison 2012 mit 42 Tagen und 300 bis 400 Auftritten müssen Luis und Thomas Heubeck viel von ihrem Urlaub opfern, trotzdem reicht das nicht aus. „Wir machen Time-Sharing”, berichtet der Vater. Er selbst könne 150 bis 200 Auftritte absolvieren, sein Sohn 200 bis 300. Die restlichen lassen sich die beiden von anderen Tänzern vertreten. Das sei aber die Ausnahme, die meisten Schäffler seien Vollzeit-Tänzer. Auch Hermann Heubeck, Thomas Vater und Luis Großvater, hat ein Faible für die Schäffler und gehört schon lange dem Fachverein an. „Wir sind in der dritten Generation im Fachverein”, freut sich Enkel Luis.
Die Truppe umfasst 20 Tänzer, zwei Reifenschwinger, zwei Kasperl und einen Fahnenträger, insgesamt 25 Leute. Der jüngste, Luis Heubeck, ist 17 Jahre alt, der älteste 54 Jahre. Mit roter Jacke, grünem Hut und schwarzer Kniebundhose treten sie auf und schwingen die buchsbaumgeschmückten Bögen. „Es ist ein erhebendes mit Stolz erfüllendes Gefühl”, beschreibt Reifenschwinger Stefan Schiedermeier sein persönliches Empfinden.
Die Schäffler treten auch im Münchner Westen auf, am 20. Januar um 15 Uhr auf dem Oertelplatz, eine Stunde später, am 20. Januar um 16 Uhr auf dem Laimer Anger, Agnes-Bernauer-Straße 95 sowie am 27. Januar um 17 Uhr am Pasinger Bahnhofsplatz.
Alle weiteren Infos und Termine findet man im Internet unter www.schaefflertanz.com . Auftritte kann man noch buchen unter der Telefonnummer 51064158.