Egal, ob Schneeschuhe, Schlitten, Skier oder Schlittschuhe – bevor diese zum High-Tech-Sportgerät wurden, waren sie erstmal als nützliche Helfer für den Menschen im Einsatz. Erfunden wurden sie allesamt, um in eisigen Wintern in schneebedeckter Landschaft überhaupt voranzukommen oder zugefrorene Seen überqueren zu können. So sind zum Beispiel die vor kurzem erst wieder in Mode gekommenen Schneeschuhe wohl das älteste „Wintersportgerät“ der Welt: Schon vor über 12.000 Jahren dienten an den Füßen befestigte Holz- und Lederflächen in schneereichen Gegenden als Fortbewegungsmittel, um nicht zu tief im Schnee einzusinken. Dasselbe Prinzip, nämlich das Gewicht auf eine größere Fläche zu verteilen, wurde auch anderweitig genutzt: Mit einfachen Holzschlitten oder mit Pferdeschlitten konnten früher auch im Winter Lasten transportiert werden; und die ersten Schlittschuhe dienten etwa in Holland dazu, landwirtschaftliche Produkte über die zugefrorenen Grachten schnell und sicher zum Markt in die nächstgelegenen Ortschaften zu bringen.
Ein Winter ohne Skifahren in den Alpen? Heutzutage undenkbar für viele Münchnerinnen und Münchner. Dabei ist es noch nicht einmal hundert Jahre her, dass diese Art von Wintersport in den Alpen nahezu unbekannt war! Obwohl die Holzbretter natürlich auch auf eine lange Geschichte zurückblicken können: Bislang wurde die Wiege des Skifahrens in Skandinavien vermutet, Anfang dieses Jahrhunderts wurden jedoch bei Ausgrabungen durch die Russische Akademie der Wissenschaften im Nordwesten Russlands Skifragmente gefunden, deren Alter auf zirka 8300 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert werden konnte. Bisher galten der schwedische „Ski von Hoting“ mit einem Alter von rund 4500 Jahren und die 4000 Jahre alte Felszeichnung eines Skifahrers auf der norwegischen Halbinsel Rødøy als berühmteste und älteste Skifunde.
Wegen dieser Funde und etlicher mittelalterlicher Abbildungen wird die Erfindung des Ski häufig dem Volk der Saami zugeschrieben, was jedoch von manchen Wissenschaftlern angezweifelt wird, weil Skier eben in vielen kalten Regionen auf der ganzen Welt bereits früh als Fortbewegungsmittel benutzt wurden. Unumstritten ist jedoch, dass das Wort „Ski“ aus Norwegen stammt, von wo bereits aus dem achten Jahrhundert folgende Legende stammt: Ein dänischer Wikingerfürst hatte einen Feldzug nach Nordnorwegen unternommen und war mitsamt seinem ganzen Heer von einer kleinen Horde norwegischer Bauern geschlagen worden – weil die sich mit ihren Skiern eben im Schnee wesentlich leichter bewegen konnten, als die schwer bewaffneten Wikinger.
Unumstritten ist zudem, dass aus Norwegen die wichtigsten Impulse für die Entwicklung des modernen Skisports kamen. So entwickelte der 1825 geborene Bauernsohn Sondre Norheim aus Morgedal in der Region Telemark um 1870 die erste Seilzug-Skibindung und begründete damit auch die Telemark-Technik, die heute noch bei Skiabfahrten zum Einsatz kommt. Der neue Sport aus Skandinavien findet im Deutschland des 19. Jahrhunderts zunächst nur wenige Anhänger, was sich jedoch schlagartig ändert, als der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen 1888 Grönland von Osten nach Westen auf Ski durchquerte. Mit seinem Reisebericht „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ löst Nansen in Deutschland eine Art „Ski-Boom“ aus.
In dessen Folge schnallen sich immer mehr Großstädter die „norwegischen Schneeschuhe“ unter, um sich damit in deutschen Mittelgebirgen wie Harz oder Schwarzwald sportlich zu vergnügen. Für steileres Gelände allerdings gelten die oft über drei Meter langen Holzbretter als ungeeignet; die wenigen Skifahrer, die sich in die Alpen wagen, werden von den verstörten Einwohnern gar als „Narrenholzgleiter“ geschmäht. Zwar werden 1891 im Schwarzwald und in München die ersten deutschen Skiclubs gegründet, doch die anfängliche Begeisterung nimmt rasch wieder ab – Technik und Material sind einfach noch nicht ausgereift, engere Kurven mit der bis dahin bekannten Ausrüstung nicht möglich!
Erst der 1856 geborene Mathias Zdarsky, ein österreichischer Lehrer, Maler und Bildhauer, adaptierte die Ski für den Alpenraum. Er hatte erkannt, dass die norwegischen Ski für alpines Gelände viel zu lang waren, sägte sie kurzerhand ab auf 1,80 Meter, und entwickelte dazu 1890, um dem Fuß seitlich mehr Halt auf dem Ski zu geben, die Lilienfelder Stahlsohlenbindung. Damit konstruierte Zdarsky nicht nur die Grundlage aller modernen Skibindungen, er entwickelte mit seinem „Schlangenschwung“ darüber hinaus die erste alpine Schwungtechnik, mit der sowohl das Befahren von Steilhängen als auch die ersten Torläufe ermöglicht wurden. Stemm- und Pflugfahren wurde erst durch die bahnbrechende Innovation eines weiteren Österreichers abgelöst: Skirennläufer und Trainer Anton Seelos aus Seefeld entwickelte den Parallelschwung und wurde damit Anfang der 1930er-Jahre vierfacher Skiweltmeister. Noch heute ist sein Parallelschwung die Grundlage für Buckelpisten- und Tiefschneefahren.
Der endgültige Durchbruch des Skifahrens als Massensport ließ allerdings noch einige Jahre auf sich warten. Rein nordisch wurden 1924 die ersten olympischen Winterspiele im Bereich Skilauf ausgetragen, also mit den Disziplinen Langlauf, Springen und Nordische Kombination. Erst 1936 bei den olympischen Winterspielen in Garmisch kommt auch der alpine Skilauf dazu. Seine Entwicklung vom elitären Freizeitvergnügen zum Breitensport wurde jedoch vor allem durch den verstärkten Ausbau von Skipisten mit Liften und Seilbahnen mit immer höheren Beförderungskapazitäten begünstigt. Die Touristen schwärmen von den urigen Skihütten, neue Skiorte werden angelegt, Hotels ausgebaut; und bald schon leben ganze Regionen in den Alpen vom Wintersport.
Im Vordergrund stehen heutzutage bei den meisten Wintersportlern nicht der Wettkampf oder gar ein Leistungsgedanke, sondern die Bewegung unter freiem Himmel, ein starkes Naturerlebnis und das Knüpfen sozialer Kontakte – zum Beispiel beim Après-Ski, bei dem noch in Sportkleidung gemeinsam gefeiert wird und zu dem wirklich alle Wintersportarten zugelassen sind!
Die Münchner Wochenanzeiger suchen gemeinsam mit Sport Sperk das älteste Wintersportgerät, das vielleicht bei Ihnen noch irgendwo in Keller, Speicher, Garage oder in einem anderen Winkel Ihres Hauses einen Dornröschenschlaf hält. Wecken Sie es auf! Machen Sie ein Foto von Ihnen und Ihren alten Skiern, Schlittschuhen oder Schneeschuhen und schreiben Sie uns, von wann die Geräte stammen, wer sich damit in längst vergangenen Wintern vergnügte und welches lustige oder abenteuerliche Erlebnis Sie damit verbinden. Zu gewinnen gibt es einen Gutschein über 500 Euro von Sport Sperk. Einsendeschluss ist der 19. Januar.