„Schon vor einem Jahr stand ich hier im Auftrag meines Sohnes und der Elternvertretung der Hirschbergschule“, erklärte Christian Ballauf am vergangenen Donnerstag auf der Bürgerversammlung für den 9. Stadtbezirk. Ihm ging es auch heuer wieder um die Toilettensanierung, die Modernisierung und den Dachausbau in der Grundschule. „Im vergangenen Jahr ist nichts passiert“, so Ballauf. Und seine Frau Natalie Knoch ergänzte: „Wir verweisen auf unseren Antrag vom November letzten Jahres und fordern heute eine unverzügliche Grundsanierung der Schultoiletten im Jahr 2012, inklusive Böden, Wände, Decken, Türen und Rohren.“
Die Toiletten in der Hirschbergschule seien „in einem unzumutbaren Zustand, da sie seit offensichtlich mehreren Jahrzehnten nicht saniert worden sind“, betonte Knoch. Über die Unterstützung des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) habe man sich sehr gefreut, „nur leider haben wir bis heute keine Unterstützung durch das zuständige Referat für Bildung und Sport.“ Aus dem Referat habe es lediglich ein Schreiben gegeben mit dem Hinweis, „dass die WC-Anlagen vom allgemeinen Erscheinungsbild etwas veraltet sind“, sagte Knoch und wies noch einmal auf die Dringlichkeit ihres Antrages hin: „Viele Kinder ekeln sich davor auf die Toilette zu gehen und trinken extra nichts, um den Toilettenbesuch zu vermeiden. Viele WCs sind alt und scheußlich, ohne Klobrillen, mit schwierigen Druckspülern.“ Und wenn die Druckspüler gingen, dann liefen die Toiletten über und „die Kinder sind nass.“ Zudem habe die Rektorin der Schule, Karin Koophamel, „schon sieben Mal oder öfter den Antrag auf Sanierung der Toiletten gestellt“, betonte Knoch. Doch immer sei dies von der Stadt abgelehnt worden.
Die Türen, Böden und Wände seien oft vergammelt oder uralt. „Der räumliche Eindruck ist insgesamt erschreckend und abweisend“, so Knoch. Toilettenpapier gebe es auch nicht, „das muss vor der Klasse von der Klassenlehrerin abgeholt werden.“ Die Schule könne ihrer Rolle als Vorbild nicht gerecht werden. Deshalb stellte sie einen weiteren Antrag auf Modernisierung des Schulgebäudes. „Neben der dringenden und unverzüglichen Toilettensanierung muss unseres Erachtens das gesamte Schulgebäude von innen zeitnah modernisiert und saniert werden, um eine moderne Unterrichtung der Kinder zu ermöglichen“, erklärte Knoch. Eine Schule müsse Vorbildfunktion haben. „Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Hirschbergschule mit über 70 Prozent an Kindern mit Migrationshintergrund eine besondere Rolle im Stadtteil hat und eine große Verantwortung für die Erziehung und Prägung unserer Kinder hat.“ Zu dem sehr hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund gebe es viele alleinerziehende Mütter und Kinder die Unterstützung benötigen. Man brauche dringend eine moderne, freundliche Schule im Viertel, „auf die die Kinder stolz sein können“.
Wie bereits vor einem Jahr stellten Knoch und Ballauf „nochmals mit Nachdruck den Antrag, den Dachausbau der Hirschbergschule zu ermöglichen oder eine andere Erweiterungsmöglichkeit anzubieten.“ Das Referat für Bildung und Sport habe den Ausbau des Daches bisher abgelehnt, da er zu teuer sei. Die Schule platze aus allen Nähten „mit einer der größten Mittagsbetreuungen und zunehmenden Platzbedarf in absehbarer Zukunft“, erklärte Ballauf. In den letzten Jahren sei der Bedarf an Mittagsbetreuungen stetig und rasch gestiegen, zusätzlich habe der Hort mit seinen knapp 50 Plätzen dringenden Erweiterungsbedarf. Des Weiteren brauche die Schule Platz für das Versuchsmodell „Jahrgangsübergreifende Klassen“, das seit zwei Jahren laufe und ausgebaut werden soll. „Außerdem bitten wir zu prüfen, ob Räume von der Schule für Friseure, die im selben Gebäude untergebracht sind, zur Verfügung gestellt werden können“, so Ballauf weiter. Vielleicht könne die Friseurschule auch in einem anderen Gebäude im Stadtteil untergebracht werden. Es könne zum Beispiel nicht sein, dass die Kinder, die keinen Hortplatz erhalten und in die Mittagsbetreuung gehen, die inzwischen bis nach 16 Uhr die Betreuung übernehme, „nachmittags auf Jahre hin in Kellerräumen untergebracht werden müssen“.
Die finanzielle Situation der Stadt München stelle sich so dar, dass die Mittel bisher nur dafür gereicht hätten, „Maßnahmen zur Sicherheit durchzuführen“, erklärte Robert Schreiner vom Referat für Bildung und Sport. In München gebe es 6000 Toilettenanlagen in den städtischen Schulen. „Wir haben erkannt, dass das auf Dauer ein Problem wird und es der Stadtspitze vorgetragen.“ Deshalb habe der Stadtrat „ein Sonderprogramm in Höhe von fünf Millionen Euro beschlossen.“ Dies versetze das Referat für Bildung und Sport in die Lage, die diversen Probleme zu beheben. „Ich kann Ihnen versichern, dass die Toiletten in der Hirschbergschule im Rahmen des Sonderprogramms saniert werden“, kündigte Schreiner an.
Was die Modernisierung beziehungsweise die Sanierung des Schulgebäudes angeht, könne er allerdings keine große Hoffnung auf Realisierung des Antrags machen. „Vom Dach bis zum Keller ist die Schule für uns in einem soliden Zustand“, betonte Schreiner. Man werde aber versuchen, „die dringenden Schönheitsreparaturen zu ermöglichen.“ Auch dem von Knoch und Ballauf beantragten Dachausbau erteilte Schreiner eine Absage, denn der Flächengewinn stehe in keinem Verhältnis zu den Kosten. Schon der Antrag aus dem vergangenen Jahr auf Ausbau des Daches in der Hirschbergschule wurde vom Referat für Bildung und Sport mit der Begründung abgelehnt, dass die notwendigen baulichen Veränderungen wie zum Beispiel Wärmeschutz, Statik, Schallschutz, Brandschutz etc. durch die komplizierte Statik eine hohe Bausumme erfordere, die aufgrund der finanziellen Lage der Landeshauptstadt nicht bereitgestellt werden könne. Zudem fehle die für Aufenthaltsräume vorgeschriebene ausreichende natürlich Belichtung. Der Einbau von zusätzlichen Dachflächenfenstern oder Dachgauben sei aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich.
„Wir wissen, dass in der Schule Platznot herrscht“, sagte Schreiner. Auch könne die Berufsschule für Friseure nicht ausgelagert werden, „hier haben wir ebenfalls ein Platzproblem“, so Schreiner. Insgesamt könne er was den Dachausbau betrifft wenig Hoffnung machen, versprach aber, es „nochmal zu überprüfen.“
Von der Bürgerversammlung wurden alle drei Anträge beschlossen.