Veröffentlicht am 16.11.2011 12:04

Schwangeren zur Seite stehen

Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Frauen beraten” mit dabei: Vereinschefin Ilse Weiß, Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Markus Sackmann (von links). (Foto: WS)
Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Frauen beraten” mit dabei: Vereinschefin Ilse Weiß, Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Markus Sackmann (von links). (Foto: WS)
Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Frauen beraten” mit dabei: Vereinschefin Ilse Weiß, Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Markus Sackmann (von links). (Foto: WS)
Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Frauen beraten” mit dabei: Vereinschefin Ilse Weiß, Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Markus Sackmann (von links). (Foto: WS)
Bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Vereins „Frauen beraten” mit dabei: Vereinschefin Ilse Weiß, Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Markus Sackmann (von links). (Foto: WS)

Plötzlich schwanger – so manch werdende Mutter stürzt das in einen Konflikt: Soll ich das Kind überhaupt bekommen? In diesem Fall braucht sie professionelle Hilfe und kann zu einer der drei Beratungsstellen des Vereins „Frauen beraten” in Sendling, in der Stadtmitte und in Neuperlach gehen. Neu ist die Online-Beratung. Ob persönlich oder über den Computer, immer ist die Beratung vertraulich, kostenlos, unabhängig von Konfession und Nationalität, auf Wunsch anonym und bei Bedarf auch mit Dolmetschern möglich. Der Verein feierte nun voller Stolz sein 10-jähriges Bestehen.

Denn es habe in den vergangenen zehn Jahren mehr als 45.000 Beratungen gegeben: nicht nur für Frauen, auch für Männer, Paare und Familien. Eindrucksvolle Zahlen also, die die Vereinsvorsitzende und Bürgermeisterin von Neuried, Ilse Weiß, bei der Feier im Damenstift am Luitpoldpark in Schwabing präsentierte. Neben der Schwangerschaftskonfliktberatung finden die Betroffenen Rat, Information und Unterstützung etwa bei Fragen zu gesetzlichen Ansprüchen und finanziellen Hilfen sowie zur Geburt. Und auf Wunsch betreut der Verein die Frauen während der gesamten Schwangerschaft und in den ersten drei Lebensjahren des Kindes. Die Beratungen würden zunehmend schwieriger, weil es mittlerweile einen Sozialdschungel gebe, so Weiß. Doch die Beraterinnen würden sich gut darin auskennen. Darüber hinaus sei auch psychosoziale Beratung gefragt. Kurzum, so manche Frau fühle sich durch die Schwangerschaft „in einer scheinbar ausweglosen Situation”, berichtete Weiß den geladenen Gästen aus der täglichen Arbeit des Vereins. Durch das Aufzeigen von Alternativen „konnten echte Konflikte gelöst werden.” Und es gelinge, verloren geglaubtes Leben zu retten. „Unser Anliegen ist der Schutz des ungeborenen Lebens und die solidarische Hilfe für die schwangere Frau,” betonte Vereinschefin Weiß, die zu den Gründungsmitgliedern zählt. So fühlt sich „Frauen beraten” denn auch als christlich wertorientierter, gemeinnütziger Verein. „Von Anfang an hat das Diakonische Werk seinen Mantel über uns ausgebreitet.” Die Gründungsmütter hätten im Übrigen nur durch Mut, Energie und viel Engagement den Verein am Leben gehalten und ihn auf einen guten Weg gebracht, freute sich Weiß.

Dringend notwendig

Ganz wichtig: Die Beratung ist ergebnisoffen, das heißt, die Entscheidung der werdenden Mutter beziehungsweise der Eltern fällt immer nach der Beratung. Deshalb lässt sich auch nicht sagen, in wie vielen Fällen ein Abbruch der Schwangerschaft verhindert werden konnte. Am Ende der Beratung stellt die Beratungsstelle der werdenden Mutter beziehungsweise dem Paar einen Beratungsschein aus, dieser ist Voraussetzung zum Abbruch der Schwangerschaft. Das ist gesetzlich so geregelt. Ohne solch einen Beratungsschein darf ein Arzt keine Abtreibung vornehmen. Die Beratungsstellen des Vereins „Frauen beraten” sind staatlich anerkannt und werden von der Stadt München und dem Freistaat finanziell unterstützt – sonst wäre das Angebot so nicht möglich. Die Landeshauptstadt München bezuschusse die drei Beratungsstellen des Vereins mit 390.000 Euro pro Jahr, sagte Bürgermeisterin Christine Strobl bei der Feier. Armut, Arbeitslosigkeit, mangelnde Ausbildung, kein Partner und andere Faktoren könnten dazu führen, dass Schwangere in einen Konflikt geraten, so Strobl. Noch vor ein paar Jahrzehnten, in den 1950er und 1960er Jahren, sei die Abtreibung in Deutschland illegal gewesen und die Betroffenen hätten dazu ins Ausland fahren müssen. Mittlerweile sei das anders. „Heute kann man an den städtischen Krankenhäusern in München ambulant die Schwangerschaft abbrechen lassen”, sagte die Bürgermeisterin, stellte aber gleichzeitig klar, dass „jede erfolgreiche Beratung ein Erfolg ist.” Und es sei erfreulich, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zurückgehe, wenn auch langsam. Die Zahl von 45.000 Beratungen in zehn Jahren zeige im Übrigen, wie dringend notwendig der Verein sei.

Das betonte auch Markus Sackmann, Staatssekretär im bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. Zur Schwangeren-Konfliktberatung braucht es ihm zufolge ein besonderes Einfühlungsvermögen für die Situation der werdenden Mütter, damit diese dann eine verantwortungsvolle Entscheidung treffen könnten. Sackmann wies darauf hin, dass es die Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind” gebe. Auf Vermittlung der Beratungsstellen des Vereins „Frauen beraten” hätten in den vergangenen zehn Jahren mehr als 7000 Frauen eine Unterstützung durch die Landesstiftung erhalten, insgesamt waren es rund 11,7 Millionen Euro.

Angebote des Verein

In den drei Beratungsstellen des Vereins „Frauen beraten” sind derzeit insgesamt 15 Beraterinnen tätig: in Sendling (Lindenschmitstraße 37, Telefon 7472350), in der Innenstadt (Herzog-Wilhelm-Straße 16, Telefon 5999570) und in Neuperlach (Albert-Schweitzer-Straße 66, Telefon 678041040). Neu ist die Online-Beratung unter der Adresse www.frauen-beraten.de .

Der Verein bietet außerdem Schwangeren- und Mutter-Kind-Treffs, Hebammensprechstunde, Stillberatung und sexualpädagogische Beratung. Ferner finden in Schulen im gesamten Stadtgebiet sexualpädagogische Veranstaltungen statt – damit junge Frauen gar nicht erst schwanger und in scheinbar ausweglose Situationen kommen.

Der Verein wünscht sich für die Zukunft die weiterhin großzügige Unterstützung durch die Stadt München und den Freistaat sowie viele neue fördernde Mitglieder. Denn einen Teil der Kosten für all seine Angebote muss der Verein „Frauen beraten” aus Eigenmitteln finanzieren. Spenden sind deshalb erwünscht und werden erbeten auf das Spendenkonto Nr. 384834 bei der Stadtsparkasse München (BLZ: 70150000).

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