Ein Netz für Ärzte und Patienten | Wochenanzeiger

Bald sechs Jahre besteht das „Münchner Ärzte – Praxisnetz West und Umgebung e.V.“ und ist von zuerst zehn teilnehmenden Praxen auf beachtliche 110 Praxen oder 240 teilnehmende Ärzte angewachsen. Neben dem Vereinsvorstand kümmert sich seit rund einem Jahr Betriebswirt Christian Brucks als Manager und Organisator um Öffentlichkeitsarbeit und Koordination.

Gründungsmitglied und Allgemeinart Bernhard Matzner erinnert sich: „Wir haben uns als Schulungsverein gegründet und kennen uns aus der Zeit der Bereitschaftsdienste am Pasinger Krankenhaus. Das war sozusagen die Keimzelle.“ Doch darüber hinaus hätte sich bald herauskristallisiert, wie wichtig ein Zusammenschluss der Ärzte sei. „Nicht nur für die Kollegen, sondern zum Wohle unserer Patienten.“

Die Differenzen zwischen Haus- und Facharztverbände gelte es endlich zu überwinden, Verträge mit den Kassenvereinigungen seien nur gemeinsam für eine breite Masse von Ärzten auszuhandeln und vieles andere mehr. „Die Arbeit geht uns nicht aus.“ Auf Regulative vom Gesetzgeber könne leider keiner hoffen. „Es kocht jeder sein eigenes Süppchen. Gut, dass wir vernetzt sind.“

Auch Palliativmedizinerin Monika Aiblinger hebt die vielen Vorteile eines Ärztenetzes hervor: „Wir wollen Fachärzte gar nicht trennen, sondern fachübergreifend tätig sein. Darin liegt das große Plus.“ Austausch, kurze Wege bei Patientenüberweisungen und auch Verträge mit Krankenkassen zählt sie dazu.

„Rund 400 solcher Ärztenetze gibt es bundesweit“, erklärt Brucks. „Und sie sind zum Glück sehr etabliert und anerkannt.“ Mit gemischten Gefühlen sehe er den wirtschaftlich begründeten Zusammenschluss von Ärzten, wie es momentan häufig zu beobachten sei. „Ärzte sollen ihre Geschicke selbst lenken und sich nicht als Angestellte managen lassen.“ Sonst könnte die freie Arztwahl leicht verloren gehen und der Wirtschaftsfaktor siege am Ende im Gesundheitssystem.

„Wir haben ein sehr gut funktionierendes Gesundheitswesen in Deutschland“, stimmt auch Frieder Weingartner, Kardiologe in der Pasinger Herzklinik, zu. „Viel zu lange litt der Berufsstand unter den Negativschlagzeilen. Nun kommen wirtschaftliche Zwänge hinzu.“ Die Politik habe leider zu lange ignoriert, dass ein Ärztemangel herrscht und das Stadt-Land-Gefälle zum Problem wird.

„Nun ist das Kind in den Brunnen gefallen und junge hochqualifizierte Fachkräfte wandern ab.“ Eine fachlich und sozial begründete Vernetzung sei deswegen unerlässlich. „Wir sind für die Volksgesundheit tätig“, ergänzt Peter Frank. „Das muss anerkannt werden.“ Weitere Informationen zum Praxisnetz West und Umgebung e.V. unter www.muenchner-aerzte.eu .