Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) hat eine neue Veranstaltungsreihe in der Region Bayern gestartet. Vor Meinungsführern und Entscheidungsträgern aus der Immobilien- und Finanzwirtschaft wurde über den Sinn von Zertifizierungssystemen diskutiert.
So waren sich die Teilnehmer nicht einig, ob Gebäude eine Wertsteigerung verzeichnen können, wenn sie zertifiziert sind. „Von Investorenseite wird ganz klar Wert auf Zertifizierungen gelegt”, so Dr. Michael Hauf, Sedlmayr-Investa Immobilien. Rainer Schunke von der Eurohypo AG dämpfte die Erwartung, „denn ein zertifiziertes Objekt muss noch kein gutes Objekt sein”.
Die Frage nach der nachhaltigen Bewirtschaftung eines Gebäudes insgesamt stellte Prof. Josef Zimmermann von der TU München. Anhand von Zertifikaten ließe sich theoretisch schlussfolgern, in welche Richtung das Gebäude entwickelt werden müsse. „Angesichts der geringen Anzahl an zertifizierten Gebäuden ist die Messbarkeit aber problematisch”, gab Dr. Carsten Loll, DLA Piper, zu bedenken. Klare Definitionen und ein sauberer Umgang mit den Begriffen seien unverzichtbar, damit Zertifizierungen mehr als nur ein Marketing-Tool seien, merkte er an.
Münchens ehemalige Stadtbaurätin Prof. Christiane Thalgott wies auf den demographischen Wandel als entscheidenden Aspekt für den Wohnungsbau hin. Altersgerechtes Wohnen müsse in den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes verstärkt einbezogen werden. Die Teilnehmer waren sich einig, dass Nachhaltigkeit als ein Teil des Lebenszyklus eines Gebäudes nicht mehr wegzudenken ist. Der Sinn von Zertifizierungen lässt sich nicht allein darauf beschränken, mit ihrer Hilfe mehr Rendite zu erwirtschaften. Vielmehr schaffen die diversen Standards ein Bewusstsein dafür, dass Nachhaltigkeit zunehmend als Teil des gesamten Projektentwicklungsprozesses begriffen wird.