Knock-out für den Gegner | Wochenanzeiger

Prävention, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung, das sind die drei Säulen, auf denen das bewährte Konzept „Frauenselbstsicherheit“ des Deutschen Ju-Jutsu Verbands beruht. Zu diesem Thema gab es jetzt von der Abteilung Ju-Jutsu/Karate des SC Unterpfaffenhofen-Germering einen 14-stündigen Wochenendkurs, bei dem zehn Teilnehmerinnen im Alter von 12 bis 68 Jahren viel lernten. An zwei Tagen zeigten die drei Referenten Charlotte Hofmann, Beauftrage der Polizei für Frauen und Kinder (BPFK), sowie Ottmar Thalmeier, Ausbilder für Selbstverteidigung beim Flughafenzoll München, und Astrid Grimm, Kursleiterin Frauenselbstsicherheit beim SCUG, wie Frauen Gefahrensituationen erkennen, rechtzeitig Grenzen setzen und sich wirksam verteidigen können.

Dabei gilt es, dem potentiellen Täter durch selbstbewusstes Auftreten klar zu machen, dass man kein Opfer ist. Um die Frauen auf den Ernstfall vorzubereiten, wurden Themen wie Angst, Willensschulung und Angriffspunkte beim Mann erläutert. „Eure Körper ist die beste Waffe.“, erklärte Astrid Grimm. Unsicherheit bestand bei den Frauen, ob sie denn wirklich „zuschlagen“ dürften. An dieser Stelle legte Ottmar Thalmeier einen Exkurs zum Notwehrrecht ein.

Die Teilnehmerinnen hatten zudem Gelegenheit, Situationen, in denen sie sich bisher unsicher waren, zu erproben: Verhalten in S- und U-Bahn und in engen Räumen, wie zum Beispiel Fahrstühlen, wurde durchgespielt. Mit den Trainern und den anderen Frauen konnten konstruktive Lösungen entwickelt werden. Dabei stand die Gewaltprävention im Vordergrund. „Am wichtigsten ist immer die eigene körperliche Unversehrtheit“, betonte Thalmeier. Der Zollbeamte ist aus beruflichen Gründen Konfliktsituationen ausgesetzt, die Teilnehmerinnen profitierten nun von seinen Tipps zur Entschärfung von gefährlichen Situationen und von den Ratschlägen, wie sie einer Person helfen können, ohne sich selbst zu gefährden.

Kriminalhauptkommissarin Charlotte Hofmann informierte über polizeiliche Statistiken, Notwehr, Stalking und häusliche Gewalt. „Über 80 Prozent der Frauen, die sich wehrten, konnten eine Vergewaltigung verhindern“, berichtete sie: „Allerdings ist es statistisch eher selten, dass der Unbekannte nachts aus dem Gebüsch springt und eine Frau vergewaltigen will. Sexuelle Straftaten werden am häufigsten von Personen begangen, die zum Bekanntenkreis der Frauen gehören.“ An dieser Stelle wies die Beauftrage der Polizei für Frauen und Kinder auf das relativ neue Angebot der Münchner Notfallambulanz für weibliche Gewaltopfer hin, die montags bis freitags ganztags unter 218073011 zu erreichen ist – auch wenn Frauen noch keine Anzeige bei der Polizei machen wollen, besteht hier die Möglichkeit, Verletzungen gerichtstauglich dokumentieren zu lassen.

Am letzten Kurstag stieg Ottmar Thalmeier in den Schutzanzug. Nun durften und mussten die Teilnehmerinnen ihre gelernten Verteidigungstechniken mit aller Kraft und Konsequenz einsetzen. „Da zeigte sich der Erfolg der beiden Tage: Jede Frau schaffte es, mit einfachen Selbstverteidigungstechniken den Gegner k.o. zu schlagen“, berichtet Astrid Grimm: „Am Ende waren sich alle einig – jede Teilnehmerin hatte ihre starken Seiten kennen gelernt und entwickelt. Und weil es so viel Spaß gemacht hat, ist ein Auffrischungskurs im Oktober 2011 geplant.“ Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.jujutsu-germering.de .