Veröffentlicht am 30.06.2011 16:32

Auch in Zukunft ist Hilfe nötig

Die Katastrophe von Tschernobyl wirkt immer noch nach. (Foto: Hilfe für die Ukraine e.V.)
Die Katastrophe von Tschernobyl wirkt immer noch nach. (Foto: Hilfe für die Ukraine e.V.)
Die Katastrophe von Tschernobyl wirkt immer noch nach. (Foto: Hilfe für die Ukraine e.V.)
Die Katastrophe von Tschernobyl wirkt immer noch nach. (Foto: Hilfe für die Ukraine e.V.)
Die Katastrophe von Tschernobyl wirkt immer noch nach. (Foto: Hilfe für die Ukraine e.V.)

Viel ist in den letzten Tagen und Wochen berichtet worden über die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die sich gestern zum 25. Mal jährte. Auch das Schicksal der Menschen, die in der Region leben, rückte – nicht nur im Hinblick auf die Folgen, die der aktuelle Gau in Fukushima haben könnte – wieder einmal in den Fokus des Interesses. Es sind – wie könnte es anders sein – immer noch bedrückende Bilder, die uns aus der Ukraine erreichen.

Für Gertraud Henle sind diese Bilder, oder besser gesagt die Menschen und ihre Schicksale, Teil ihres Leben. Da sind Maria, die 1989 mit nur einem Arm geboren wurde, und Maxim, der 1990 mit einer riesigen Gaumenspalte zur Welt kam. Beider Väter gehörten zu den Feuerwehrmännern, die nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im Einsatz waren. Da sind der von Geburt an blinde elfjährige Severjn und Iwan, dem bei einem Unfall beide Arme abgerissen wurde. Sie sind nur einige der Kinder und jungen Leute, denen Gertraud Henle und der von ihr und einigen Mitstreitern 1991 gegründete Verein „Hilfe für die Ukraine e.V. München” in den vergangenen 20 Jahren durch Operationen und das Anpassen von Prothesen das Leben erleichtern konnten.

Im Schreibwarenladen entstanden

Mit den schweren Lebensumständen der Tschernobyl-Kinder wurden Gertraud Henle und ihr Mann, die mit ihrem Schreibwarenladen am Willibaldplatz über viele Jahre eine Art Laimer Institution darstellten, erstmals 1990 aufmerksam. Damals waren Kinder aus der belasteten Region über die ukrainische Kirche in der Schönstraße nach München eingeladen worden und unter anderem auch bei einer Laimer Familie aufgenommen worden. Eines Tages, erzählt Gertraud Henle, seien sie im Schreibwarenladen gestanden und es sei offensichtlich gewesen, dass sie nichts zum Anziehen hatten. Das Ehepaar kaufte Kleidung, Kunden gaben einen Beitrag dazu und bald war zu hören, dass man doch auch gerne etwas mehr spenden würde, wenn sich daraus eine offizielle Hilfsaktion entwickeln würde. Gertraud Henle ist eine resolute, tatkräftige Frau. Sie ließ sich nicht lange bitten.

Inzwischen zählt der Verein „Hilfe für die Ukraine” 145 Mitglieder und kann auf sein 20-jähriges Bestehen zurückblicken. Er hat in diesen Jahren rund 6000 ukrainischen Kindern Ferien in Bayern ermöglicht, hat zahllose Hilfslieferungen in Form von Lebensmittelpaketen und gut erhaltener Kleidung durchgeführt, Krankenhäuser, Waisenhäuser, Kindergärten, Schulen und Altersheime unterstützt, die Kosten von dringend notwendigen Operationen übernommen und die medikamentöse Versorgung und Behandlung bei teils sehr schweren Schilddrüsenerkrankungen sichergestellt.

Benefizkonzerte

Es ist vor allem auch Gertraud Henles großer persönlicher Einsatz, der die „Hilfe für die Ukraine” so effektiv macht. Einmal im Jahr fährt sie auf eigene Kosten nach Lwiw (Lemberg) und Kiew. Sie hält den Kontakt zu ihren Schützlingen und zu den Partnerorganisationen vor Ort, die die Adressen hilfsbedürftiger Familien übermitteln. Sie hat die Geisterstadt Pripjet besichtigt, fünf Kilometer von Tschernobyl entfernt und vor der Atomkatastrophe von vielen jungen Familien bewohnt. Viele Fotos, viele Briefe, die sie aufbewahrt, zeugen davon, dass auch 25 Jahre nach dem Supergau Hilfe dringend nötig ist.

Seit langem organisiert der Verein „Hilfe für die Ukraine” Benefizkonzerte mit dem ukrainischen Staatschor „Capella Trembita” in München. Der Reinerlös der Konzerte kommt nach Abzug der Unkosten dem Verein zugute. Der Chor wird unter dem Motto „Hilfe, die ankommt!” am 24. Mai in der Pfarrkirche St. Lukas (Aubinger Str. 63), am 25. Mai in St. Michael Lochhausen (Schussenriederstr. 4) und am 27. Mai in der Pfarrkirche St. Willibald (Agnes-Bernauer-Str. 181) jeweils um 19 Uhr auftreten. Spenden kann man aber auch direkt an die „Hilfe für die Ukraine” auf das Konto 38-198800 bei der Stadtsparkasse München (BLZ 70150000).

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