Veröffentlicht am 20.04.2011 16:13

„Nicht reden, pflanzen!“

Vor der Präsentation seiner Initiative vor über hundert Münchner Schülern pflanzte Felix Finkbeiner zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des Europäischen Patentamtes, einen Baum am Eingang zur Kurt-Haertel-Passage. (Foto: SE)
Vor der Präsentation seiner Initiative vor über hundert Münchner Schülern pflanzte Felix Finkbeiner zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des Europäischen Patentamtes, einen Baum am Eingang zur Kurt-Haertel-Passage. (Foto: SE)
Vor der Präsentation seiner Initiative vor über hundert Münchner Schülern pflanzte Felix Finkbeiner zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des Europäischen Patentamtes, einen Baum am Eingang zur Kurt-Haertel-Passage. (Foto: SE)
Vor der Präsentation seiner Initiative vor über hundert Münchner Schülern pflanzte Felix Finkbeiner zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des Europäischen Patentamtes, einen Baum am Eingang zur Kurt-Haertel-Passage. (Foto: SE)
Vor der Präsentation seiner Initiative vor über hundert Münchner Schülern pflanzte Felix Finkbeiner zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des Europäischen Patentamtes, einen Baum am Eingang zur Kurt-Haertel-Passage. (Foto: SE)

Wenn Felix Finkbeiner spricht, lauscht das Publikum beinahe gebannt. Erwachsene wie Kinder hören aufmerksam zu, wenn er eindringlich von den Folgen des hohen CO2-Ausstoßes für die Menschheit und von der drohenden Klimaerwärmung spricht. Nur staunen kann man darüber, wie viele prominente Persönlichkeiten, vom ehemaligen Generalsekretär der UN und Friedensnobelpreisträger Kofi Annan bis hin zu Supermodel Gisele Bündchen, er schon getroffen hat. Gerne lässt man sich von seinem Enthusiasmus anstecken.

So auch die rund 150 Münchner Schüler, Lehrer und Betreuer aus der Guldeinschule, dem Dantegymnasium, dem Lycée Jean Renoir, der Europäischen Schule und dem Multikulturellem Jugendzentrum Westend (MKJZ), denen Felix bei einer Präsentation im Europäischen Patentamt (EPA) vor kurzem seine Initiative „Plant for the planet“ vorstellte. Vorab pflanzte er zusammen mit Brian McGinley, Vizepräsident für Verwaltung des EPA, an Eingang zur Kurt-Haertel-Passage einen Baum.

Ein kleiner Star

Der 13-jährige Umweltpionier, der bereits vor vier Jahren fast über Nacht eine weltweite Kampagne ins Leben rief, ist dabei selbst schon so etwas wie ein kleiner Star: Nach seiner Präsentation bestürmten ihn die Schüler, wollten Fotos mit ihm machen und baten um Autogramme. „Durch sein Alter ist er den Schülern natürlich näher und kann ihnen die Probleme rund um die Treibhausemissionen und den Klimaschutz viel besser vermitteln“, meinte Ismail Sahin, Leiter des MKJZ, nach der Veranstaltung. „Unsere Kinder und Jugendlichen sind jedenfalls sehr von ihm beeindruckt und vielleicht werden wir bald selbst in unserem Gemüsegarten einen kleinen Baum pflanzen“, so Sahin.

Doch nicht nur einen, sondern gleich eine Million Bäume in jedem Land der Erde zu pflanzen, darum geht es Felix. Alles hat angefangen, als er im Januar 2007, damals war er gerade einmal neun Jahre alt, ein Klassenreferat zur Klimakrise gehalten hat. „Bei meiner Recherche dafür habe ich von der kenianischen Umweltaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai erfahren. Sie hat in dreißig Jahren dreißig Millionen Bäume gepflanzt“, berichtete Felix. Für ihn eine der effektivsten Methoden, das Klima zu retten. Deshalb hat er sein Referat mit den Worten „Lasst uns in jeden Land der Erde eine Million Bäume pflanzen!“ beendet. Seine Lehrerin, die von dem Gedanken begeistert war, schickte ihn in andere Klassen, um dort sein Referat zu wiederholen. Die Direktorin organisierte Besuche in anderen Schulen. So fing die Idee an, sich zu verbreiten.

Versprechen von über 500 Kindern

Bis heute haben Kinder in 99 Ländern der Erde das Versprechen abgegeben, eine Million Bäume zu pflanzen. Felix hat seine Idee nicht nur der UN-Vollversammlung vorgestellt, sondern war beispielsweise 2010 auch bei der Weltklimakonferenz in Cancún in Mexiko vor Ort und hat dort mit Delegierten und Teilnehmern 193 Bäume gepflanzt. Einer der aufregendsten Momente war aber sicher die „UNEP Tunza Children und Youth Conference“ in Südkorea. Am Ende seiner Präsentation hatte Felix die Zuhörer dazu aufgefordert, dass jeder, der versprechen wolle, in seinem Land eine Million Bäume zu pflanzen, auf die Bühne kommen solle. „Am Anfang ist keiner aufgestanden, dann kam ein Kind aus Indien und eines aus Südkorea zu mir“, erzählt Felix. Am Ende stand er mit über 500 Kindern aus 56 Ländern der Welt auf der Bühne.

„Schlimmstenfalls mehr Bäume“

In Deutschland konnte der millionste Baum bereits im Mai 2010 gepflanzt werden, inzwischen liegt Deutschland bei 2.052.539 neuen Bäumen und ist damit, als Herkunftsland der Initiative, bisher absoluter Spitzenreiter. Im Internet kann man auf www.plant-for-the-planet.org genau sehen, wie viele Bäume in welchen Ländern bereits gepflanzt wurden.

Für Felix ist jeder gepflanzte Baum ein Erfolg. Ihm ist es wichtig, dass jetzt etwas passiert. „Wenn die Menschen, die nicht an die Klimaerwärmung glauben, richtig liegen, dann haben wir in ein paar Jahrzehnten schlimmstenfalls mehr Bäume auf der Erde. Wenn aber wir richtig liegen und jetzt nichts tun, dann gefährden wir damit unsere Zukunft“, erklärte er eindringlich. Um sich noch mehr Gehör zu verschaffen, haben die Kinder von „Plant for the Planet“ im letzten Jahr einen Drei-Punkte-Plan erarbeitet, der zur Lösung der Klimakrise und zur Rettung ihrer Zukunft beitragen soll. Darin fordern sie unter anderem den Ausstoß von CO2 bis zum Jahr 2050 auf Null zu senken. „Kohlenstoff ins Museum“, so der griffige Slogan dazu. Zudem sollen 500 Milliarden Bäume weltweit gepflanzt werden: „Das klingt sehr viel, aber es ist möglich“, so Felix.

Höchste Zeit zum Handeln

Doch nicht immer erhalten die Kinder von „Plant for the Planet“ so viel Aufmerksamkeit, wie nötig wäre. Ihren Drei-Punkte-Plan haben sie an 133 Botschaften in Berlin übergeben, zusammen mit der Aufforderung an die Regierungschefs, ihrerseits offenzulegen, was sie zur Lösung der Klimakrise tun wollen. „Wir hatten gehofft, dass mindestens die Hälfte antwortet, doch wir haben nur elf Rückmeldungen bekommen. Das war ein Schock“, erzählt Felix und stellt klar, wie erschüttert sie darüber waren, dass sich Politiker nicht um die Zukunft der Kinder zu sorgen scheinen.

Eine Reaktion darauf ist die weltweite Kampagne „Stop talking, start planting“, auf deutsch etwa „Nicht reden, pflanzen.“ Die Überzeugung, dass Reden alleine nichts bringt und es höchste Zeit zum Handeln ist, setzt „Plant for the Planet“ in einer frechen Plakatkampagne um: Auf aufmerksamkeitsstarken Motiven halten die Kinder Prominenten, wie beispielsweise Fürst Albert von Monaco, Gisele Bündchen, Harrison Ford und vielen anderen, die Hand vor den Mund. Wer sich die Plakate ansehen möchte, findet zahlreiche Motive im Internet unter www.plant-for-the-planet.org . Dort kann man auch Bäume spenden.

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