Zur Zukunft der Großmarkthallen liegt nun erstmals ein grober Zeitplan vor, wann die Stadt den „Bauch von München” modernisieren will. Der Bau einer neuen Großmarkthalle könnte im Jahr 2015 erfolgen. Etwa zur gleichen Zeit soll die Überplanung für das gesamte Areal zwischen Schäftlarn- und Thalkirchner Straße beginnen.
Die im Jahr 1912 eröffnete Halle 1 ist 99 Jahre alt und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Heute befinden sich auf dem Gelände sechs Verkaufshallen, sieben weitere Umschlag- und Lagerhallen, zwei Kontorhäuser (Büros), eine Bananenreiferei, eine Feinkosthalle und die ehemalige Sortierhalle, in der heute Restaurants und Geschäfte untergebracht sind. Derzeit sind 270 Import- und Großhandelsfirmen ansässig, die Großmarkthalle ist damit längst ein internationaler Treffpunkt der Obst- und Gemüsebrache. Doch um den Betrieb dauerhaft aufrecht zu erhalten, hält das Kommunalreferat eine umfassende Sanierung und Umstrukturierung für notwendig.
Die neue, moderne Großmarkthalle soll auf dem derzeitigen Lkw-Gelände an der Schäftlarnstraße entstehen. Dazu will man in diesem Jahr ein Nutzerbedarfsprogramm erarbeiten und dieses Ende des Jahres vom Stadtrat abgesegnen lassen. Danach muss man sich um die Finanzierung kümmern: Der Stadtrat soll das Finanzkonzept für die künftige Großmarkthalle voraussichtlich Mitte 2012 beschließen. Anschließend geht es an die Feinplanung für den Hallenneubau, dafür kalkuliert man zwei Jahre. Der Baubeginn könnte nach dem jetzigen Zeitplan des Kommunalreferates im Jahr 2014/2015 erfolgen. Erst wenn die neue Großmarkthalle fertig gestellt ist, will man die alte außer Betrieb nehmen – „es gibt einen Umzug ähnlich wie beim Flughafen, also an einem Wochenende”, erklärte Referatssprecher Bernd Plank auf Nachfrage. Ziel sei ein nahtloser Übergang, damit es für die Großhändler keine Ausfallzeiten gebe.
Die Lagerhallen 2 bis 6 sollen abgerissen werden, die Halle 1 bleibt hingegen stehen. Dort will man künftig ein „Lebensmittelfrische-Zentrum” etablieren, also eine „Markthalle für jedermann”, ähnlich wie es diese bereits in südlichen Ländern gebe, so Plank. Zudem möchte man künftig das Gelände, das jetzt noch wie ein Riegel im Stadtbezirk wirke, für die Sendlinger Bürger viel stärker öffnen. Fußgänger und Radler könnten zwar schon jetzt auf das Areal und es durchqueren, doch das berge wegen der dort herumfahrenden Gabelstapler etliche Gefahren in sich.
Im Jahr 2016 will man damit beginnen, das frei werdende Großmarkthallenareal an der Thalkirchner Straße zu überplanen, ebenso das Gelände des Viehhofs an der Zenettistraße. Am 1. Januar 2007 sind die „Markthallen München” durch die Fusion von der „Großmarkthalle München” und dem „Schlachthof München” entstanden. Die „Markthallen München” sind dem Kommunalreferat zufolge „eines der größten internationalen Lebensmittelhandelszentren in Deutschland und Europa” mit einer Fläche von 400.000 Quadratmetern und einem Umsatz von 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro pro Jahr.
Günter Pelkowski (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Sendling, hält es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, um sich zu der geplanten Neustrukturierung des Großmarkthallengeländes zu äußern. Denn niemand wisse momentan, wie alles einmal tatsächlich aussehen werde, erklärte der Politiker auf Nachfrage. Der Bezirksausschuss begrüße es jedoch ausdrücklich, dass die Großmarkthallen in Sendling bleiben und nicht an den Rand der Stadt verlagert werden. „Markthallen und Sendling, das sind wie eineiige Zwillinge”, betonte Pelkowski.