Veröffentlicht am 06.04.2011 16:49

Münchenstift feiert 15-jähriges Bestehen

Wolfgang Hilleprandt, Leiter des Hans-Sieber-Hauses, mit einem der Körbe voller Schokoladeherzen, die an die Mitarbeiter der Münchenstift übergeben wurden. (Foto: pi)
Wolfgang Hilleprandt, Leiter des Hans-Sieber-Hauses, mit einem der Körbe voller Schokoladeherzen, die an die Mitarbeiter der Münchenstift übergeben wurden. (Foto: pi)
Wolfgang Hilleprandt, Leiter des Hans-Sieber-Hauses, mit einem der Körbe voller Schokoladeherzen, die an die Mitarbeiter der Münchenstift übergeben wurden. (Foto: pi)
Wolfgang Hilleprandt, Leiter des Hans-Sieber-Hauses, mit einem der Körbe voller Schokoladeherzen, die an die Mitarbeiter der Münchenstift übergeben wurden. (Foto: pi)
Wolfgang Hilleprandt, Leiter des Hans-Sieber-Hauses, mit einem der Körbe voller Schokoladeherzen, die an die Mitarbeiter der Münchenstift übergeben wurden. (Foto: pi)

Die Münchenstift GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Landeshauptstadt München und übernahm am 1.1.1996 als Reaktion auf die Einführung der Pflegeversicherung und das Verbot, den laufenden Betrieb mit Steuergeldern zu bezuschussen, die städtischen und stiftungseigenen Alten- und Pflegeheime, die bis einschließlich 1995 einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 26 Mio. Euro, oder 50 Mio. DM erforderten.

Heute schreibt das Unternehmen längst schwarze Zahlen und hat damit der Gesellschafterin Landeshauptstadt München bislang rund 300 Mio. Euro erspart, Geld, das für andere Maßnahmen im Sozialbereich ausgegeben werden konnte! Die Münchenstift zahlt der Stadt für die Einrichtungen eine marktübliche Pacht, muss aber keinen Cent des Gewinnes abliefern.

Dieser fließt in Rücklagen und in Qualität. Das Unternehmen setzt jährlich über 100 Mio. Euro um. Einschließlich der noch laufenden Baumaßnahmen an der Effnerstraße und im Münchener Bürgerheim wurde ein Sanierungs- und Neubauprogramm mit einem Umfang von 228 Mio. Euro durchgeführt. Dies war notwendig, weil bei Übernahme der städtischen Einrichtungen sich ein Großteil der Häuser in einem Zustand befand, der nicht mehr konkurrenzfähig war.

Derzeit bieten elf Einrichtungen, vier ambulante Dienste und ein Menü-Service rund 3.500 Menschen in dieser Stadt hoch spezialisierte Pflege, Betreuung, Wohnmöglichkeiten und ambulante Dienstleistungen. Die Münchenstift beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiter, bildet 160 junge Menschen aus. Zudem kommen heute über 600 Ehrenamtliche in die Häuser und bereichern das Leben der Bewohner enorm.

Was wurde in 15 Jahren Münchenstift alles erreicht? Transparenz war und ist für das Unternehmen von zentraler Bedeutung. Deshalb legte die Münchenstift offen, was eingenommen wird und wofür die Einnahmen ausgeben werden. Zudem werden die Qualitäts-, Heimaufsichts- und MDK-Berichte im Internet veröffentlicht und hängen in den Häusern öffentlich aus, auch „wenn es manchmal weh tut”, wie Münchenstift-Geschäftsführer Gerd Peter bestätigt. Die Münchenstift war Vorreiter, wenn es darum ging, der Heimaufsicht und dem MDK den Zugang jederzeit und unangemeldet Tag und Nacht sowie an Wochenenden zuzugestehen. Sie führte auch als bundesweit erster Träger auf freiwilliger Basis Angehörigenbeiräte ein.

Bei der Münchenstift wird vom Grundsatz ausgegangen, dass die Mitarbeiter in der Wohnung der Bewohner arbeiten und nicht die Bewohner Gäste an deren Arbeitsplatz sind! Auch andere Aspekte, die es bei der Münchenstift gibt, sind in der Branche alles andere als alltäglich. Hierzu gehören

- Die gezielte Reduzierung des Einsatzes von Schnabeltassen

- Die Gestaltung des „Lebensraum Bett” für diejenigen, die ständig liegen müssen

- Der Versuch, so gut es geht, ohne Fixierungen auszukommen z.B. Pflegenest statt Fixierung (in jedem Haus gibt es Beauftragte für freiheitsentziehende Maßnahmen)

- Gewalt in der Pflege wird nicht tabuisiert

- Investitionen in Sturzprophylaxe

- Erleichterungen für Bewohner und Mitarbeiter wie z.B. elektrische Betten (bei Münchenstift sind die Betten zu 100 Prozent elektrisch)

- Außerdem ist nicht die höchste Pflegestufe das Ziel, sondern Mitarbeiter werden sogar belohnt, wenn Bewohner wieder in eine niedrigere Pflegestufe eingestuft werden.

Es geht oftmals nur um Kleinigkeiten: Um ein schönes Frühstück, die Förderung des selbständigen Essens, um den Sonntag als etwas Besonderes, um Kräutertöpfe auf dem Tisch, um einen respekt- und würdevollen Umgang, etwa, Bewohner mit Namen anzusprechen oder an der Zimmertür anzuklopfen.

Qualität bei der Münchenstift heißt auch, immer wieder Psychopharmaka in Frage zu stellen, obwohl sie vom Arzt verschrieben sind, weil das Ziel gilt, sie zu reduzieren und den Ursachen auf den Grund zu gehen. Sturzgefährdung kann man anders begegnen als mit Bettgitter und Fixierungen im Rollstuhl. Beschwerden werden nicht Ausdruck schlechter Arbeit, sondern einer guten Unternehmenskultur begriffen.

Derzeit sind rund 2,2 Mio Menschen in Deutschland pflegebedürftig. Die Zahl wird bis 2050 kontinuierlich auf 5 Mio steigen. Auf die Herausforderungen der Zukunft stellt sich die Münchenstift ein, in dem sie bereits vor Jahren damit begonnen hat, die Ausbildungsquote enorm zu erhöhen. Das Unternehmen ist mittlerweile größter Ausbilder in der Branche.

Perspektivisch gesehen aber geht der Geschäftsführer der Münchenstift GmbH, Gerd Peter, davon aus, dass für eine erfolgreiche Zukunft in der Altenpflege die politischen Rahmenbedingungen geändert werden müssen. „Ich bin überzeugt, dass wir eine grundlegende Abkehr vom derzeitigen System der Trennung von Krankenhäusern und Pflegeheimen brauchen, Pflegeheime künftig vielmehr Bestandteile der Krankenhäuser sein sollten. Krankenhäuser können alte Menschen nicht nur unter medizinisch handwerklichen Gesichtspunkten behandeln, sondern sie müssen mit der Frage konfrontiert werden, was mit den entlassenen Patienten passiert. Das Wechselspiel zwischen Medizin und Pflege hat seit der Krankenhausreform einen Bruch erlitten, der nicht mehr geheilt worden ist.” Wichtig sei bei alledem überdies die gesellschaftliche Wertschätzung der Altenpflege. Sie sei ein unverzichtbarer Bestandteil eines sozialen Staates, die Altenpflege sei es auch wert, respektiert, geachtet und für ihre enorme Leistung gelobt und sehr gut bezahlt zu werden.

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