Veröffentlicht am 01.03.2011 12:08

Protest verschlafen?

Für die Verlagerung der Tennisplätze wurde diese Fläche jetzt gerodet. (Foto: Eva Schraft)
Für die Verlagerung der Tennisplätze wurde diese Fläche jetzt gerodet. (Foto: Eva Schraft)
Für die Verlagerung der Tennisplätze wurde diese Fläche jetzt gerodet. (Foto: Eva Schraft)
Für die Verlagerung der Tennisplätze wurde diese Fläche jetzt gerodet. (Foto: Eva Schraft)
Für die Verlagerung der Tennisplätze wurde diese Fläche jetzt gerodet. (Foto: Eva Schraft)

Vor rund acht Jahren hat die Deutsche Bahn die Nutzung ihres Ausbesserungswerks Neuaubing (AWN) aufgegeben. Danach wurde das ehemalige Bahngrundstücke, südlich der Papinstraße und in benachbarter Lage zum Gewerbegebiet Freiham, von Aurelis übernommen mit dem Auftrag der Entwicklung und Vermarktung. Vor mehr als einem Jahr wurden die Planungen von den aurelis-Mitarbeitern Oliver Kaps und Norbert Wörgler in einer öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses Aubing-Lochhausen-Langwied umfänglich vorgestellt. Bereits damals wurden die Einrichtung einer Erschließungsstraße, die Verlegung der dadurch betroffenen Tennisplätze des ESV Neuaubing und die Fällung der Bäume im nördlichen Teil des Gleislagerbiotops offengelegt (siehe Werbe-Spiegel-Ausgabe 5 vom 3. Februar 2010).

Demonstration

Trotzdem waren Überraschung und Empörung bei den Naturschützern groß, als Mitte Februar die Rodung erfolgte: Neben zahlreichen Protestschreiben gab es auch eine Demonstration gegen „die Naturzerstörung im Gleislager-Biotop München-Neuaubing“ mit rund 80 Teilnehmern, zu der die Aubinger Grünen, der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Bund Naturschutz gemeinsam aufgerufen hatten. Da waren die Bäume allerdings schon weg. Haben die Naturschützer den Protest verschlafen? Das sieht Heinz Sedlmeier, Leiter der LBV-Geschäftsstelle München ganz anders: Der schwere Eingriff in die Natur sei mit einem Paragraphen des Baugesetzbuches von der Münchner Planungsbehörde genehmigt worden, der keinerlei Beteiligung der Öffentlichkeit vorsehe.

Immobilienriese aurelis weist die Kritik an der Rodungsaktion vehement zurück: Die Verlegung der Sportanlage des ESV Neuaubing sei eingebettet in eine Vielzahl von Maßnahmen zum Umweltschutz, erste Gespräche mit Naturschutzverbänden hätten bereits vor mehr als einem Jahr stattgefunden, zudem handle es sich bei den Maßnahmen im AWN um die „Aufwertung einer Industriebrache zu einem Wohn- und Gewerbestandort“. „Den pauschalen Vorwurf, wir würden verantwortungslos mit der Natur umgehen, und das noch dazu hinter dem Rücken der Umweltschutzverbände, empfinden wir in hohem Maße als ungerechtfertigt, unfair und unsachlich“, so Norbert Wögler, Leiter der Projektentwicklung bei aurelis in München: „Gemeinsam mit den Planungsbehörden der Stadt München haben wir frühzeitig den Austausch mit den Verbänden gesucht, eine Reihe von wichtigen Vorschlägen und Anregungen sind auch in die Planung eingeflossen und umgesetzt worden.“ Zusätzlich habe sich die aurelis verpflichtet, sämtliche Kosten für Pflege und Schutz der Biotope für 20 Jahre zu tragen.

Neue Tennisplätze

„Was bedeuten die geplanten Veränderungen für den ESV Neuaubing?“, fragte der Werbe-Spiegel und bekam vom ESV-Präsidium folgendes Statement: „Das Tennisgelände des ESV Neuaubing mit zehn Plätzen und einem kleinen Clubheim befindet sich südlich vom Vereinsgebäude auf einer Fläche, die der Sportverein von der Stadt München gepachtet hat.“ Die von aurelis geplante Erschließungsstraße führe mitten durch die Tennisanlage. „Damit die Tennisabteilung den Sportbetrieb aufrecht erhalten kann, hat sich der aurelis bereit erklärt, neun Tennisplätze mit einem vergrößerten Clubhaus zu verlagern und etwas nördlich wieder zu errichten. (...) Die Grundstücke der Tennisflächen sind nicht im Eigentum des ESV und daher ist der Sportverein nicht für Genehmigungen oder Antragstellungen verantwortlich. Allerdings ist der ESV Neuaubing in den Planungsprozess eingebunden. Für den ESV ist es natürlich sehr positiv, dass die 1972 gebaute Anlage neu gestaltet werden kann.“

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