Veröffentlicht am 01.03.2011 10:21

Konzentrierter in den Unterricht

Eine Tasse Tee gab es im schön dekorierten Frühstückraum auch für (von links) Rektorin Anita Bock, die beiden Sternstunden-Mitarbeiterinnen Judith Prem und Marianne Lüddeckens sowie Lehrerin Angelika Kraus. (Foto: Eva Schraft)
Eine Tasse Tee gab es im schön dekorierten Frühstückraum auch für (von links) Rektorin Anita Bock, die beiden Sternstunden-Mitarbeiterinnen Judith Prem und Marianne Lüddeckens sowie Lehrerin Angelika Kraus. (Foto: Eva Schraft)
Eine Tasse Tee gab es im schön dekorierten Frühstückraum auch für (von links) Rektorin Anita Bock, die beiden Sternstunden-Mitarbeiterinnen Judith Prem und Marianne Lüddeckens sowie Lehrerin Angelika Kraus. (Foto: Eva Schraft)
Eine Tasse Tee gab es im schön dekorierten Frühstückraum auch für (von links) Rektorin Anita Bock, die beiden Sternstunden-Mitarbeiterinnen Judith Prem und Marianne Lüddeckens sowie Lehrerin Angelika Kraus. (Foto: Eva Schraft)
Eine Tasse Tee gab es im schön dekorierten Frühstückraum auch für (von links) Rektorin Anita Bock, die beiden Sternstunden-Mitarbeiterinnen Judith Prem und Marianne Lüddeckens sowie Lehrerin Angelika Kraus. (Foto: Eva Schraft)

Seit rund zweieinhalb Jahren gibt es bei der Germeringer Grundschule an der Kleinfeldstraße an jedem Schultag ein kostenloses Frühstücksangebot, das offen ist für alle Schulkinder. Einzige Voraussetzung: Die Mädchen und Buben müssen frühzeitig da sein, das Schulfrühstück gibt es nur zwischen 7.15 und zirka 7.45 Uhr, denn die Kinder sollen danach frisch gestärkt, aber natürlich pünktlich mit der ersten Schulstunde beginnen können. An diese frühe Morgenstunde hielten sich in der vergangenen Woche auch zwei Mitarbeiterinnen des Vereins „Sternstunden e.V.“: Marianne Lüddeckens und Judith Prem besuchten am Mittwochmorgen die Kleinfeldschule, um sich das Schulfrühstück anzusehen. Informiert wurden sie bei ihrem Besuch von Rektorin Anita Bock und den Frühstücksbetreuern der Schule.

Noch eher dran als Schüler und Besucher sind nur tagtäglich Jutta Steuermann, Helga Kandler und Michael Barnikel, die alle drei von Anfang an beim Frühstücksangebot der Kleinfeldschule dabei sind und an fünf Tagen in der Woche von 6.30 bis zirka 8 Uhr das Frühstück vorbereiten, die Kinder versorgen, hinterher aufräumen – und bei Bedarf ein offenes Ohr, ein tröstendes Wort oder einen passenden Ratschlag für die Mädchen und Jungen haben. Damit ein solch positives Angebot für Kinder verwirklicht werden kann, müssen heutzutage natürlich viele Zahnrädchen ineinander greifen: Nur der Zusammenarbeit der beiden Wohltätigkeitsvereine „Sternstunden e.V.“ und „brotZeit e.V.“ mit der Josef und Luise Kraft-Stiftung sowie den Firmen Lidl und Frigorent ist es zu verdanken, dass immer mehr Schulen das Frühstück anbieten können.

Kinder leiden Hunger

Der von Schauspielerin Uschi Glas gegründete Münchner Verein „brotZeit e.V.“ hat sich des Problems angenommen, dass es im reichen Deutschland erschreckend viele Kinder gibt, die in der Schule unter Hunger leiden: „ Unsere Recherchen ergaben, dass bis zu 30 Prozent der Schüler während des Unterrichts an akutem Hunger leiden. Sie kommen ohne Frühstück, ohne Pausenbrot und selbstverständlich ohne Geld , um sich etwas kaufen zu können, in die Schule“, ist auf der Homepage des Vereins zu lesen. So hat brotZeit dieses Problem aufgegriffen und sich Partner gesucht: „Die Bereitstellung der Frühstücksware erfolgt durch den Projektpartner Lidl und ist für die nächsten drei Jahre in allen vier Förderregionen im geplanten Umfang sicher gestellt“, erklärt der Verein: Die Lieferlogistik wird durch die Firma Frigorent gewährleistet. Sie stellt die notwendigen Kühlfahrzeuge kostenlos zur Verfügung, die Kosten für Benzin und Fahrer trägt brotZeit.

Einen wichtigen Part zum Gelingen des Frühstückangebots hat auch die „Josef und Luise Kraft-Stiftung“, die sich den älteren Menschen in unserer Gesellschaft widmet. Gemeinsam mit dem brotZeit e.V. verwirklicht die Stiftung ihr Projekt „Starke Senioren helfen Kindern“. Viele leistungsfähige Menschen erreichen das Rentenalter und fühlen sich mit der Beendigung des aktiven Arbeitslebens sozial ausgegrenzt. Die Stiftung holt diese Potentiale zurück und setzt geeignete, leistungsfähige Senioren als Hilfskräfte in Schulen ein, so eben auch beim relativ neuen Frühstücksangebot – die Senioren erhalten für ihr Engagement eine Aufwandsentschädigung, die von der Stiftung übernommen wird.

Finanzielle Unterstützung

„Die Initiative ist ein großer Segen für alle“, befindet der Verein Sternstunden e.V., der sich seit seiner Gründung 1993 weltweit für Kinder und Jugendliche einsetzt, die krank, behindert oder in Not geraten sind: „Die Kinder kommen freiwillig früher in die Schule, um zusammen mit ihren Freunden zu frühstücken. Viele erleben dabei zum ersten Mal, wie schön es ist, eine Mahlzeit gemeinsam mit anderen einzunehmen und genießen diese Zeit vor dem Unterricht sichtlich. Im Anschluss an das Frühstück können die Jungen und Mädchen die Schulstunden merklich konzentrierter verfolgen.“ Für sein Frühstücksprojekt wird brotZeit über einen Kooperationsvertrag vom Sternstunden e.V. mindestens drei Jahre lang finanziell unterstützt.

Sehr erfreut zeigt sich jedenfalls Schulleiterin Anita Bock über das Schulfrühstück, das sie selbst so frühzeitig an ihre Schule geholt hat: „Es ist eine Kombination aus Frühbetreuung und ausgewogenem Essen. Zudem können wir es durch den Einsatz der Senioren ohne Lehrer oder Hausmeister anbieten.“ Mit dem Begriff der Bedürftigkeit hat sie allerdings Probleme, denn das Angebot dürfe keinesfalls stigmatisiert werden: „Bei uns ist jedes Kind willkommen, keines wird nach dem Grund gefragt, warum es in der Schule frühstückt.“ Manche Kinder kommen regelmäßig, andere völlig sporadisch; manchmal haben Jutta Steuermann, Helga Kandler und Michael Barnikel nur 13 Kinder zu versorgen – es können durchaus aber auch 30 Mädchen und Jungen kommen.

Schulfrühstück in Germering

Eine Nachfrage hat ergeben, dass es das Schulfrühstück inzwischen an etlichen Germeringer Schulen gibt. Alle konnten dieses Angebot nur mit Hilfe des Vereins „brotZeit e.V.“ verwirklichen. ,„Ja, bei uns an der Schule gibt es ein kostenfreies Frühstück für unsere interessierten Schüler. Wir sind alle sehr froh, dieses Angebot für unsere SchülerInnen machen zu können“, schreibt zum Beispiel Claudia Frisch, Rektorin der Kerschensteinerschule: Das kostenfreie Frühstück wird in der Zeit zwischen 7.15 und 7.45 Uhr ausgegeben und wird von 8 bis 18 Schüler/innen angenommen, die sich nicht anmelden müssen. Die Betreuung wird ebenfalls durch ein Seniorenteam bewerkstelligt, das von 6.45 bis 8.30 Uhr im Haus ist. „Nach den anfänglichen organisatorischen Hürden, läuft das Frühstück mittlerweilen sehr gut. Auch die Senioren scheinen sich sehr wohl in ihrer Aufgabe zu fühlen“, betont Claudia Frisch.

Seit Mai 2010 gibt es an der Theresen-Grundschule ein Frühstücksangebot, zu dem jeden Morgen von 7.15 bis 7.45 Uhr durchschnittlich 25 Schulkinder kommen. Die Betreuerinnen, ein Team aus drei Seniorinnen und zwei Lehrkräften, beginnen um 6.45 Uhr mit dem Herrichten und arbeiten rund zwei Stunden. Nach den Faschingsferien wird auch die Eugen-Papst-Schule ein Frühstück anbieten. „Über die Germeringer Insel haben wir drei engagierte Seniorinnen gewinnen können, die das Frühstück vorbereiten und auch Kontakt mit den Schülern pflegen“, erklärt Schulleiterin Rita Malterer-Forster: „Ab 7.15 Uhr soll das Frühstück bereit stehen. Wieviele unserer Schüler dieses Angebot in Anspruch nehmen werden, wird sich zeigen!“.

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