Für das Gymnasium im künftigen Wohnquartier Freiham hat der neue Münchner Stadtschulrat Rainer Schweppe große Pläne: Zum einen soll der Schulneubau an der Bodenseestraße vor den Toren Germerings im Jahr 2016 eröffnet werden, wie Schweppe auf Nachfrage bei einer Diskussion der SPD im Münchner Westen zum Thema „Bildung in München – Ganztagesschule?!” ankündigte. Zum anderen wolle die Stadt das geplante Gymnasium Freiham als Ganztagesschule realisieren.
„Wir bauen Ganztagesschulen und nicht Halbtagesschulen”, betonte Schweppe vor den mehr als 30 Besuchern in der „Kleinen Bühne” des städtischen Kulturhauses Pasinger Fabrik. Denn auf die Frage, ob Kinder mehr lernen, wenn sie mehr Zeit in der Schule verbringen, „kann man nur sagen: ja, das ist so.” Dem neuen Stadtschulrat, seit gut sieben Monaten im Dienst, schwebt eine Vision der Schule von morgen so vor: Es gelte „Lernhäuser” zu bauen, als „eigendynamisches Schulentwicklungsmodell”.
Um das durchzusetzen, scheut er offensichtlich auch nicht vor unbeliebten Schritten zurück: Als er im vergangenen Sommer den neuen Job in München antrat, war das Gymnasium Trudering fertig geplant. Doch Schweppe, dem die Pläne überhaupt nicht gefielen, „hat den Stift genommen und Mauern eingerissen. Das war schmerzhaft für manche”, erinnerte sich Stadtrat und BA-Vorsitzender Dr. Josef Assal. Im Falle des Gymnasiums Freiham wird es zu solch einem rigorosen Einschreiten des neuen Stadtschulrates wohl nicht kommen: Denn „ich bin froh, dass die Planungen nicht ganz so weit sind”, sagte Assal. In ein paar Wochen, genau am 3. März, werde der Architektenwettbewerb für den ersten Bauabschnitt des Schulzentrums in Freiham ausgelobt: den Bau einer Grundschule und eines Gymnasiums. Ob letzteres tatsächlich, wie von der Stadt angestrebt, als Ganztagesschule verwirklicht wird, liegt allerdings beim Freistaat Bayern, der den Ganztagesbetrieb an allen Schulen in Bayern genehmigen muss.
Am städtischen Elsa-Brändstömder -Gymnasium an der Ebenböckstraße 1 in Pasing gibt es der Konrektorin zufolge bereits in allen Klassen ein Ganztagsangebot – in anderen Grund-, Realschulen und Gymnasien in München existiert dieses Angebot oftmals nur in einigen Klassen, nicht in allen. Manche Schüler gehen in diesen Schulen also schon mittags nach Hause, andere erst am späten Nachmittag gegen 16, 17 Uhr. Das findet Angelika Laumer, Konrektorin am Pasinger Elsa-Brändström-Gymnasium, nicht gut: „Wir brauchen eine ganze Ganztagesschule. Denn sonst gehen die Reichen und Schönen mittags nach Hause und die anderen bleiben in der Schule”, sagte die stellvertretende Schulleiterin im Laufe der Diskussion.
Dagmar Mosch (Grüne) vom Bezirksausschuss Aubing-Lochhausen-Langwied berichtete bei der SPD-Veranstaltung, dass an den betreffenden Schulen das Geld zur Finanzierung des Ganztagszuges oft nicht ausreiche. Der Bezirksausschussvorsitzende und Stadtrat Dr. Assal (SPD) bestätigte dies: Das Aubinger Gremium müsse deshalb aus seinem BA-Budget diese Schulen im Viertel unterstützen, weil diese sich das ganze Programm für den Ganztagsbetrieb nicht leisten könnten. „Hier gibt es ganz große Defizite”, berichtete der Politiker und ergänzte: „Deswegen scheuen sich viele Schulen, den Ganztagesbetrieb einzuführen.”
Trotzdem gab sich Stadtschulrat Schweppe beim Ausblick für die nächsten Jahre optimistisch: „Die Zeit ist dafür reif. Es wird vieles gelingen, nicht alles.” Er legte zugleich beeindruckende Zahlen vor: In München gebe es derzeit rund 60.000 Kinder in Kindertagesstätten, 150.000 Schüler, 90.000 Studenten, 300.000 Personen in Bildungseinrichtungen wie der Volkshochschule (VHS) sowie 630.000 Mitglieder in Sportvereinen.
Schweppe wartete auch mit einem persönlichen Statement zu seinem beruflich bedingten Ortswechsel im Jahr 2010 in die bayerische Landeshauptstadt auf: „München ist die schönste Stadt in Deutschland.” Er habe sich aus Herford in Nordrhein-Westfalen spät hierher gewagt, „aber besser als gar nicht.”