Veröffentlicht am 20.09.2010 14:27

Straßenraucher stinken Nachbarn

Nachbarn des „Camps Bay“ fordern ihr „Grundrecht auf Ruhe” ein. Es stört sie, wenn zu vorgerückter Stunde vorm Lokal geraucht wird. (Foto: tg)
Nachbarn des „Camps Bay“ fordern ihr „Grundrecht auf Ruhe” ein. Es stört sie, wenn zu vorgerückter Stunde vorm Lokal geraucht wird. (Foto: tg)
Nachbarn des „Camps Bay“ fordern ihr „Grundrecht auf Ruhe” ein. Es stört sie, wenn zu vorgerückter Stunde vorm Lokal geraucht wird. (Foto: tg)
Nachbarn des „Camps Bay“ fordern ihr „Grundrecht auf Ruhe” ein. Es stört sie, wenn zu vorgerückter Stunde vorm Lokal geraucht wird. (Foto: tg)
Nachbarn des „Camps Bay“ fordern ihr „Grundrecht auf Ruhe” ein. Es stört sie, wenn zu vorgerückter Stunde vorm Lokal geraucht wird. (Foto: tg)

Mitten im Westend – ein Hauch Südafrika. Nach dem gefragtesten Viertel Kapstadts, der Metropole der südafrikanischen Provinz Westkap, Camps Bay, ist ein Restaurant mit Bar in der Bergmannstraße 28 benannt. Camps Bay liegt an den Ausläufern des legendären Tafelbergs, den Zwölf Aposteln, in einer mit puderzuckerfeinem weißem Sand verwöhnten Bucht. Nirgends sonst in Kapstadt gibt es so viele elegante Cafés, Restaurants, Hotels und Geschäfte. An diesem Platz trifft „man” sich. Der Betreiber von Münchens „Camps Bay” wird sich etwas dabei gedacht haben, als er seinem Lokal den Namen gab. Dessen Ambiente nennt er südafrikanisch, die Küche beschreibt er als „klassisch europäisch mit exotischen und afrikanischen Aromen”.

Wilson Pearce hat das „Camps Bay” vor zwei Jahren eröffnet. Er sagt: „Wir sind kein Hully-Gully-Lokal. Ich betreibe keine Diskothek. Wir sind ein Restaurant mit Niveau. Zu uns kommen die Leute zum Ratschen und zum Essen.“ Und er versichert: „Bei uns gibt es keine extrem laute Musik.“ Pearce betont das, weil sich einige Nachbarn von gegenüber durch seinen Betrieb gestört fühlen. Der Geschäftsführer: „In jüngster Zeit sind die Beschwerden sehr massiv geworden.“ Der junge Mann räumt ein, dass die Gäste bei gutem Wetter bis 23 Uhr im Freien vor dem Lokal sitzen. Er fügt hinzu, dafür habe er die Erlaubnis des Kreisverwaltungsreferats. Und ergänzt: Dass seit dem totalen Rauchverbot in Bayerns Wirtshäusern, Raucherinnen und Raucher auch nach 23 Uhr das Freie suchten, um ihrem immer noch weit verbreiteten „Laster” zu frönen. Gut 80 Prozent seiner Gäste seien Raucher. Das bedeute: Die Tür gehe ständig auf und zu. Er schicke allerdings jemanden nach draußen, der darauf achte, dass die Leute sich leise verhielten. Ihm liege an einem guten Verhältnis zu den Nachbarn.

Die aber sind sauer. Gut zwei Dutzend von ihnen tragen vor, das „Camps Bay“ sei der Grund dafür, dass sie keinen ausreichenden Schlaf bekämen. Was, so sagen sie, unter anderem daran liege, dass sich nicht wenige der Gäste zu nächtlicher Stunde mit brennenden Zigaretten und gefüllten Gläsern vorm Lokal aufhalten. Das „Gejaule und Gebrüll“ und das „Gekicher der Damen“ sei eine unzumutbare Lärmbelästigung, schrieben sie im Februar dieses Jahres in einem Brief an die Bezirksinspektion Süd im Kreisverwaltungsreferat (KVR). Angehängt war eine Liste mit Unterschriften von 26 Anwohnern aus den Häusern Bergmannstraße 27, 29 und 31 und von Bewohnern der Geroltstraße. Im August nutzten drei von ihnen, die gegenüber von „Camps Bay“ wohnen, die Bürgersprechstunde des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) dazu, ihr „Grundrecht auf Ruhe“ einzufordern.

Geduld erschöpft

Brigitte Sparrer, Christl Luff, Peter Blank und andere fühlen sich durch den „Lärm” in ihrem Wohlbefinden außerordentlich stark eingeschränkt. Brigitte Sparrer: „So geht’s nicht weiter. Wir bekommen nachts kein Auge zu.“ Christl Luff ergänzt: „Viele Gäste kommen oft erst um 11 oder 12 Uhr abends. Genau dann, wenn wir ins Bett gehen.“ Ihre Schlafzimmer seien alle zur Bergmannstraße hin ausgerichtet. Wenn 15 bis 20 Leute in feuchtfröhlicher Runde vor dem Wirtshaus stünden und sich laut unterhielten und später die Taxis kämen, sei an Ruhe nicht zu denken. Das strikte Rauchverbot habe damit nicht das Geringste zu tun, erklären sie. Und begründen ihre Meinung mit dem Hinweis, an dieser Stelle habe es „schon immer” Wirtschaften gegeben.

Mit dem Betreiber des „Camps Bay“ wollen sie sich nicht arrangieren. Brigitte Sparrer und Christl Luff: „Wir haben nichts gegen Herrn Pearce. Aber wir gehen nicht in dies Lokal.“ Die Frauen ärgern sich nicht allein über „den Krach”. Die Freischankfläche vor dem Restaurant ist ihnen ebenfalls ein Dorn im Auge: „Sie nimmt Fußgängern den Platz weg, weil die Herrschaften die Straße verbarrikadieren.“ Die Nachbarn hätten guten Willen gezeigt, als Wilson Pearce sie nach der Eröffnung in einem Schreiben gebeten habe, nicht gleich die Polizei zu verständigen, wenn es etwas lauter würde. Brigitte Sparrer und Christl Luff: „Da haben wir Verständnis gehabt und die Polizei außen vor gelassen.“ Jetzt jedoch sei ihre Geduld erschöpft.

„Nicht gegrüßt“

Pearce versteht die Aufregung nicht. „An mich persönlich ist nie etwas herangetragen worden.“ Er werde indes anonym angerufen und beschimpft. Damit hätten sie nichts zu tun, erklären Sparrer und Luff. Pearce weiter: „Einige Nachbarn grüßen mich nicht.“ Dabei wisse er, dass ihm viele andere wohlgesinnt seien. Anfangs habe er die Nachbarn zum Kennenlernen eingeladen und um Verständnis dafür geworben, dass es lauter werden könne, wenn im „Camps Bay“ Filmteams Abschlüsse feierten oder seine Mutter, die Volksschauspielerin Christiane Blumhoff, das Lokal mit Freunden besuche. Pearce setzt trotz allem auf „respektvolle Kommunikation”. „Mit mir kann man reden. Ich bin jederzeit bereit, etwas dafür zu tun, um die Situation zu befrieden.“

Die Polizeiinspektion 14 Westend verzeichnete insgesamt fünf Beschwerden seit das „Camps Bay“ eröffnet wurde. Die erste im Oktober 2008, die bisher letzte im April des vorigen Jahres. Alfons Zeitler, stellvertretender Inspektionsleiter: „Camps Bay’ ist kein Schwerpunktlokal, was die Beschwerden anbelangt.“ Der Beamte sieht ein eher generelles Problem: „Seit das absolute Rauchverbot gilt, häufen sich die angezeigten Ruhestörungen in unserem Inspektionsbereich.“ Daniela Schlegel, Pressesprecherin des KVR erklärt, ein Mitarbeiter des Referats werde mit Pearce ein Gespräch führen, um das Lärmproblem in den Griff zu bekommen. Den betroffenen Anwohnern rät sie bei Ruhestörungen: „Rufen Sie die Polizei.“ Der Frieden in der Bergmannstraße aber ist dahin. Die Nachbarn, die sich in ihrer Ruhe gestört fühlen, sagen, nachdem der Wirt die Nachbarn schon vor geraumer Zeit zu einem Gespräch bei Weißwürsten gebeten hatte: „Wir wollen mit Herrn Pearce nicht diskutieren. Wir lassen uns auch nicht mit Weißwürsten den Mund verbieten.“ Brigitte Sparrer: „Die Lärmbelästigung muss aufhören. Und wenn ich bis zum Oberbürgermeister gehen muss.“

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