Veröffentlicht am 22.07.2010 16:11

Wo deine Familie ist, da ist die Heimat

Sie sind nicht auf den Mund gefallen: Die Wellküren sind bekannt für freche Texte und unkonventionelle Volksmusik. (Foto: pi)
Sie sind nicht auf den Mund gefallen: Die Wellküren sind bekannt für freche Texte und unkonventionelle Volksmusik. (Foto: pi)
Sie sind nicht auf den Mund gefallen: Die Wellküren sind bekannt für freche Texte und unkonventionelle Volksmusik. (Foto: pi)
Sie sind nicht auf den Mund gefallen: Die Wellküren sind bekannt für freche Texte und unkonventionelle Volksmusik. (Foto: pi)
Sie sind nicht auf den Mund gefallen: Die Wellküren sind bekannt für freche Texte und unkonventionelle Volksmusik. (Foto: pi)

Eine Familie voller Musikanten: 17 Köpfe zählt die Familie Well, und nicht wenige dieser Wells haben ihren Lebensmittelpunkt auf die Bühne verlegt. Als »Biermösl Blosn« sind die Well-Brüder Christoph, Hans und Michael weit über Bayern hinaus bekannt geworden, und die Well-Schwestern Moni, Burgi und Bärbi alias »Die Wellküren« stehen ihnen in ihrer Bekanntheit nicht nach. Auch ihre eignen Kinder und Enkelkinder geben regelmäßig als »Well-Kinder« vor allem zur Advents- und Weihnachtszeit Konzerte (unter anderem am 5. Dezember, 16.30 Uhr im Theaterzelt Das Schloss mit Gerhard Polt). In dieser Familie wird offensichtlich nicht nur die Liebe zur Musik, sondern auch das Talent dafür gepflegt – Grund genug, sich mit Moni Well im Vorfeld ihres Auftritts im Theaterzelt Das Schloss ein wenig zu unterhalten: Über die Familie, über ihre Musik und über die Heimat.

Frau Well, Ihre Band „Die Wellküren” sind, was selten geworden ist: ein waschechter Familienbetrieb. Was bedeutet das für Sie, „Familie”?

Der Begriff Familie ist für uns freilich ein besonderer, weil wir eine Großfamilie sind. Wenn man mit vierzehn Geschwistern aufwächst, dann hängt man einfach an ihnen. Man sucht sich sogar die Freundschaften innerhalb der Familie, weil man nicht so gezwungen ist, nach außen zu gehen. Dadurch, dass unser Vater der Dorfschullehrer war, war das auch manchmal schwierig für uns … Bis heute herrscht bei uns innerhalb der Familie ein extremer Zusammenhalt – darum lief es beispielsweise auch ohne Probleme, als die Vroni nach 50 Jahren Bühne gesagt hat, sie mag nicht mehr. Da konnte einfach eine andere Schwester, die Bärbel, innerhalb von einem Jahr Harfe lernen und wir hatten für die Band einen nahtlosen Übergang. Noch ein Vorteil daran, dass wir Schwestern sind, ist natürlich, dass wir uns genau kennen: Jeder weiß genau, wie weit er gehen kann, wenn es Auseinandersetzungen gibt. Andere Gruppen machen auch oft sehr gute Musik – gehen aber nach fünf oder zehn Jahren auseinander, weil es Streit gibt. Das ist bei Schwestern anders, man kann sich ja nicht trennen als Schwestern. Man bleibt doch immer Geschwister, egal was passiert.

Wie darf man sich denn den Arbeitsprozess vorstellen? Gibt es dann den Familienrat, der über Texte und Inhalte diskutiert - oder sind das künstlerische Entscheidungen, die man alleine trifft?

Wir arbeiten generell zu dritt. Am schwierigsten ist es freilich immer, Themen zu finden, die nicht von anderen schon besetzt sind. Wenn dann ein Thema gefunden ist, arbeitet erstmal jeder für sich. Dann trifft man sich, schmeißt das alles zusammen und sagt ja oder nein, probiert es vielleicht auch mal auf der Bühne aus … Am schwierigsten sind dabei natürlich die Liedtexte. Wortkabarett ist im Vergleich einfach: Reden geht immer. Aber ein Liedtext, der muss sitzen. Da darf kein Versprecher vorkommen, weil das Publikum sonst abgelenkt ist. Und so ein Liedtext muss auch viel prägnanter sein – das braucht wahnsinnig viel Arbeit. Eine gute Nummer – bis die steht von der Idee über die Entwicklung zur Umsetzung – das ist ein Prozess von einem Jahr! Man kann's vergleichen mit der Schwangerschaft.

Sind die Lieder denn auch familiär geprägt?

Mei – im Text steckt natürlich viel drin, was wir von klein auf von unserem Vater gelernt haben: Der hat auch Mundart-Gedichte geschrieben hat, und uns damit beigebracht, wie man in einem Text etwas einigermaßen witzig verpacken kann, wie man Plattheiten vermeidet und dass immer ein Überraschungsmoment dabei sein muss in so einem Text.

Man hört ja in Eurer Musik wahnsinnig viele Einflüsse: Neben der Volksmusik klingt da immer auch Rock, Jazz, Weltmusik durch…

Ja – zum Beispiel unser „Stubenmusical” nutzt Musik von Morricone – die Filmmusik [von Spiel mir das Lied vom Tod, die Red.] ist unglaublich und hat mich immer schon fasziniert. Und wenn mich etwas fasziniert und eben keine Volksmusik ist, heißt es ja nicht, dass wir das nicht machen dürfen. Manchmal hat das einen irrsinigen Witz: Wenn wir etwa AC/DC auf Stubenmusik-Besetzung spielen. Aber Begriffe wie Weltmusik, die nerven mich wahnsinnig! Ich kann's nicht mehr hören, Weltmusik! Was wir in erster Linie machen, ist Volksmusik. Und Volksmusik ist eben ein sehr breit gefächerter Begriff für mich. Und da gehört dann durchaus auch AC/DC mit dazu.

Wie kam die Politik eigentlich in eure Volksmusik?

Schau doch den Simplicissimus an! Es war immer schon so, dass die Menschen auch in Bayern – man möcht's ja nicht glauben – sich gegen die Obrigkeit aufgelehnt haben. Auch in der Volksmusik! Es gibt halt zwei Richtungen: Zum einen die traditionelle, die einfach immer nur vom schönen Land und vom Fensterln und was weiß ich singt. Das hat auch seine Berechtigung – das wollen die Leute! Und es hat immer schon auch die andere Richtung gegeben, die Musiker, die sich aufgelehnt haben gegen die Obrigkeit. So einer wie der Kraudn Sepp …

Ihr habt ja einen hohen Anspruch mit eurem Programm „Beste Schwestern”: Bayern wollt ihr retten. Ist euch das schon gelungen?

Das ist natürlich ein lustige Idee für das Programm gewesen: „Beste Schwestern”, das heißt ja vieles: Das gibt es nicht mehr oft, dass Schwestern so etwas miteinander machen. Und wir verstehen uns einfach so wahnsinnig gut. Daher der Titel. Und dass wir Bayern retten, das bietet sich einfach an in dieser krisenreichen Zeit. Da müssen wir kommen, verstehst'? Unseren Heimatort Oberschweinbach haben wir schon gerettet, jetzt müssen wir nur noch schauen, wie wir den Rest dieses Landes in den Griff kriegen.

Ihr arbeitet ja wahnsinnig viel mit Sprache und mit Dialekt. Was bedeutet denn der Dialekt für euch?

Wir haben ja die „Sprachwurzel” verliehen bekommen, den Preis, den davor der Papst und der Haindling bekommen haben. Wir bewegen uns in guten Kreisen! Und du hörst es ja: Ich kann gar nicht hochdeutsch reden! Ich hab's nicht gelernt, bei uns daheim ist immer bayerisch geredet worden. Als ich in München in die Schule gegangen bin, haben sie am Anfang versucht, mir das auszutreiben – aber es geht nicht. Ich komm mir blöd vor in dem Moment, in dem ich hochdeutsch rede, ich fühle mich dann unsicher. In meinem Dialekt fühle ich mich total sicher. Bayerisch ist eine schöne Sprache und ich mag sie gern. Deswegen muss man sie aber jetzt nicht archivieren oder museal behandeln. Was zum Beispiel meine Kinder angeht: Als die in die Schule gekommen sind, ist's vorbei gewesen mit dem Dialekt – aber sie können beide immer noch bayerisch! Deswegen müssen sie natürlich nicht immer bayerisch reden, wenn sie mit mir sprechen.

Könnt ihr euch denn vorstellen woanders zu leben, oder bleibt Bayern immer der Lebensmittelpunkt?

Immer. Glücklicherweise bin ich in Bayern geboren. Bayern ist wirklich ein schönes Land. Es gibt den schönen Dialekt, ich fühle mich wohl, meine Familie ist da und mein Umfeld – und das ist eigentlich das wichtigste. Ich glaube, egal wo du geboren wirst: Wo deine Familie ist, da ist die Heimat.

Die Wellküren treten am Freitag, 6. August, um 20.30 Uhr mit ihrem Programm „Beste Schwestern” im Theaterzelt „Das Schloss” (Schwere-Reiter-Str. 15) auf. Gewinnen Sie (unter Ausschkuss des Rechtsweges) zwei Karten für den vergnüglichen Abend und treffen Sie anschließend die Well-Schwestern hinter der Bühne. Schicken Sie uns eine Postkarte, ein Fax oder eine E-Mail mit dem Stichwort „Beste Schwestern” an:

Werbe-Spiegel-Verlag, Fürstenrieder Str. 9, 80687 München

Fax: 089/546554

E-Mail: tickets@werbe-spiegel.de

Einsendeschluss ist Montag, 2. August 2010.

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