Der am vergangenen Dienstag von Familienministerin Kristina Schröder vorgestellte Familienreport 2010 macht es deutlich: Etwa jedes sechste Kind wächst bei einem alleinerziehenden Elternteil auf. Lag der Anteil der Alleinerziehenden gegenüber Familien vor zehn Jahren noch bei 14 Prozent, ist aktuell von etwa 20 Prozent auszugehen, Tendenz steigend. Der Familienreport zeigt auch: Das Armutsrisiko bei diesen Familien ist relativ hoch. Obwohl ein Großteil der Alleinerziehenden den Lebensunterhalt überwiegend aus dem eigenen Einkommen bestreiten kann, zeigt der Vergleich zu Familien mit beiden Elternteilen, dass deutlich häufiger hauptsächlich auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung zurückgegriffen werden muss. Doch was verbirgt sich tatsächlich hinter den veröffentlichten Zahlen? Was bedeutet es, heute alleinerziehend zu sein? Und was bedeutet es vor allem für die Kinder selbst?
Die Kinderhilfsorganisation World Vision Deutschland hat 2500 Kinder in Deutschland über ihre Lebenssituation und ihr Wohlbefinden befragt. Ein Ziel dieser Umfrage war es, auch den sechs- bis elfjährigen Kindern eine Stimme zu geben und daraus Handlungsempfehlungen für Politik und Gesellschaft abzuleiten. Klar geht aus der Studie hervor, dass die traditionelle „Ein-Mann-Verdiener-Familie“ ausgedient hat. In den meisten Fällen arbeiten beide Elternteile oder der alleinerziehende Elternteil. Christoph Waffenschmidt, Vorstandsvorsitzender von World Vision Deutschland: „Wir machen uns Sorgen um Kinder, die von alleinerziehenden Eltern aufgezogen werden. Sie werden in unserer Gesellschaft nach wie vor massiv benachteiligt, Armut wird von diesen Kindern sehr konkret wahrgenommen und ist keine abstrakte Größe.“ Einige Kinder sehen, laut Studie, bereits in jüngeren Jahren keine Perspektive. Die Mehrheit der befragten Kinder hat aber realistische Zukunftsvorstellungen und ist mit Lebensverhältnissen in Familie, Freizeit, Freundeskreis und Schule zufrieden und fühlt sich wohl. Weitere Informationen zur Studie im Internet unter www.worldvision-institut.de/kinderstudie .
Familienministerin Kristina Schröder erläuterte auf der Pressekonferenz zum Familienreport 2010, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut, wie höheres Kinder- und Elterngeld, greifen und dadurch ein Anstieg der Armut verhindert werden konnte. Das große Loch in der Haushaltskasse der Regierung zwingt aber auch die Familienministerin zum Sparen. So kündigte Schröder bereits Kürzungen beim Elterngeld an. Nach wie vor ist, laut Report, die Verbesserung der Lebenssituationen von Alleinerziehenden eine wichtiges Ziel der Ministerin. Der Familienreport 2010 kann auf der Homepage des Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter www.bmfsfj.de eingesehen werden.
Eine Anlaufstelle für Münchner Familien und Alleinerziehende ist die Kinder- und Familieninformation im Rathaus (Marienplatz 8, Tel. 23325025). Das Info-Team beantwortet jeden Dienstag und Donnerstag von 15 bis 19 Uhr persönlich, telefonisch und per E-Mail alle Fragen. Zusätzlich gibt es jeden ersten Donnerstag im Monat einen Themennachmittag. Am kommenden Donnerstag, 10. Juni, informiert und berät Maria Zarda, Leiterin im Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. ( www.vamv-muenchen.de ), zu Themen wie Unterhalt und staatliche Hilfe persönlich oder telefonisch unter 23325025. Fragen können auch vorab per Mail an kinder-familieninformation@muenchen.de geschickt werden. Diese werden dann am 10. Juni beantwortet.
Hilfestellung und Unterstützung finden Alleinerziehende auch bei Nachbarschaftshilfen, sozialen Einrichtungen wie Caritas ( www.caritasmuenchen.de ) oder Innere Mission ( www.im-muenchen.de ).