Veröffentlicht am 01.06.2010 09:53

„Ein soziales Biotop wird zerstört”

Die Initiative „Bezahlbares Wohnen im Mollblock“ setzt sich dafür ein, dass die Mieten für ihre Wohnungen von Normalverdienern bezahlt werden können. (Foto: Bianca Claße)
Die Initiative „Bezahlbares Wohnen im Mollblock“ setzt sich dafür ein, dass die Mieten für ihre Wohnungen von Normalverdienern bezahlt werden können. (Foto: Bianca Claße)
Die Initiative „Bezahlbares Wohnen im Mollblock“ setzt sich dafür ein, dass die Mieten für ihre Wohnungen von Normalverdienern bezahlt werden können. (Foto: Bianca Claße)
Die Initiative „Bezahlbares Wohnen im Mollblock“ setzt sich dafür ein, dass die Mieten für ihre Wohnungen von Normalverdienern bezahlt werden können. (Foto: Bianca Claße)
Die Initiative „Bezahlbares Wohnen im Mollblock“ setzt sich dafür ein, dass die Mieten für ihre Wohnungen von Normalverdienern bezahlt werden können. (Foto: Bianca Claße)

Das multikulturelle Westend ein Viertel der Schickeria und Quartier für Neureiche? Das will sich im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) kein Lokalpolitiker, einerlei von welcher Fraktion, vorstellen. Das soziale Gefüge des Westends und seine einzigartige Atmosphäre dürfen nicht zerstört werden! Darin sind sich alle BA-Mitglieder einig. Anlass für diese Liebeserklärung ans Viertel, war der Besuch von Mitgliedern der Initiative „Bezahlbares Wohnen“ bei der jüngsten BA-Sitzung. In der Gruppe haben sich Mieter der „Moll-Blocks” in der Sandtner-, der Ganghofer-, der Angler-, der Gerolt und der Ridlerstraße zusammengetan. Nachdem ihre Mieten um zwölf Prozent erhöht worden waren und sie fürchten müssen, dass der Mietzins künftig alle drei Jahre gesteigert werden soll, plagt nicht wenige der Mitglieder der Initiative die Angst, sich die vertrauten Wohnungen, in denen sie bereits seit 30, 40 und mehr Jahren wohnen, nicht mehr leisten zu können. Das betrifft rund 300 Parteien in den Blocks. Peter Schäfer und Andrea von Grolman, Gründer der Initiative, berichteten im BA, bei weiteren „gnadenlosen Mieterhöhungen“, die das Gesetz erlaube, müssten 80 Prozent der Mieter ausziehen. Es treffe besonders alte Leute und junge Familien. Schäfer: „Bereits heute tragen sich von neun Mietparteien fünf mit dem Gedanken auszuziehen.“ 164 Leute, so Schäfer, hätten sich bei einer Unterschriftenaktion dafür eingesetzt, dass Mieten auch in Zukunft für „normal verdienende Familien” bezahlbar bleiben müssten. 80 Mitglieder der Initiative, so Schäfer, hätten vor, einen Verein zu gründen. Dessen Ziel solle es sein, an die soziale Verantwortung des Vermieters, der „Moll Immobilien Management GmbH“ zu appellieren: „Uns hat es betroffen gemacht, dass ein soziales Biotop davor steht, zerstört zu werden.“ Die Tatsache, dass sich hohe Mieten im Mietspiegel niederschlagen, wirke sich negativ auf die soziale Struktur des Viertels aus.

„Nicht vorstellbar“

„Wohin aber in München?“ Das fragten sich die besorgten Mieter, weiß Andrea von Grolman. Ihnen stehe bevor, über kurz oder lang aus dem Westend wegziehen zu müssen. In München sei es überall teuer. Grolman weiß aus Gesprächen, dass es für viele eine Katastrophe wäre, dem Viertel den Rücken zu kehren. „Das ist für viele nicht vorstellbar und sehr hart.“ Denn: „Wohnung ist Leben und sozialer Kontakt. Das Westend wäre nicht mehr das, was es ist, wenn Normalverdiener es verlassen.“

Wilhelm Mundigl von der SPD-Fraktion bestätigte den Mietern der Moll-Blocks ein sehr starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Der Sozialdemokrat: „Sie haben eine eigene soziale Bindung entwickelt und das auch ins Viertel hineingetragen.“ Das dürfe nicht der Gewinnmaximierung geopfert werden.

Ludwig Wörner (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses, versteht die Sorgen der Mieter. Er regte an, mit der Familie Moll ins Gespräch zu kommen. „Ich schlage vor, wir schreiben im Namen des BA einen Brief an die Familie, in dem der Rahmen für das abgesteckt wird, was notwendig und machbar ist. Das haben die Mollblöcke verdient.“ Die gewachsene Struktur müsse erhalten bleiben. Wörner bot sich an, bei einem Gespräch mit dem Vermieter als Mediator zu fungieren, wenn das gewünscht werde. Wie bereits vom Werbespiegel berichtet, hat Xaver Moll, Geschäftsführer der Moll Immobilien Management GmbH Gesprächsbereitschaft signalisiert.

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