Veröffentlicht am 23.03.2010 16:58

Fußball spielen hilft helfen

Das Team von „buntkicktgut” freut sich  mit IG-Feuerwache-Mitarbeitern über den Beginn der Sommersaison-Liga. (v.l.): Sonja Würschnitzer, Jakob Avadra, Rüdiger Heid,Fatih Inanmis, Matthias Groeneveld, Sokol Lamaj, Ute Albrecht-Mayr, Yagiz Dilmen und Niels Nürnberger. (Foto: tg)
Das Team von „buntkicktgut” freut sich mit IG-Feuerwache-Mitarbeitern über den Beginn der Sommersaison-Liga. (v.l.): Sonja Würschnitzer, Jakob Avadra, Rüdiger Heid,Fatih Inanmis, Matthias Groeneveld, Sokol Lamaj, Ute Albrecht-Mayr, Yagiz Dilmen und Niels Nürnberger. (Foto: tg)
Das Team von „buntkicktgut” freut sich mit IG-Feuerwache-Mitarbeitern über den Beginn der Sommersaison-Liga. (v.l.): Sonja Würschnitzer, Jakob Avadra, Rüdiger Heid,Fatih Inanmis, Matthias Groeneveld, Sokol Lamaj, Ute Albrecht-Mayr, Yagiz Dilmen und Niels Nürnberger. (Foto: tg)
Das Team von „buntkicktgut” freut sich mit IG-Feuerwache-Mitarbeitern über den Beginn der Sommersaison-Liga. (v.l.): Sonja Würschnitzer, Jakob Avadra, Rüdiger Heid,Fatih Inanmis, Matthias Groeneveld, Sokol Lamaj, Ute Albrecht-Mayr, Yagiz Dilmen und Niels Nürnberger. (Foto: tg)
Das Team von „buntkicktgut” freut sich mit IG-Feuerwache-Mitarbeitern über den Beginn der Sommersaison-Liga. (v.l.): Sonja Würschnitzer, Jakob Avadra, Rüdiger Heid,Fatih Inanmis, Matthias Groeneveld, Sokol Lamaj, Ute Albrecht-Mayr, Yagiz Dilmen und Niels Nürnberger. (Foto: tg)

Der Pulsschlag der Fußballfans weltweit läuft beschleunigt. Denn: Im Frühsommer 2010 wird die Weltmeisterschaft im Fußball, die in Südafrika über die Rasenflächen gehen wird, sie von Bänken, Logenplätzen oder aus Sesseln vor den Fernsehgeräten reißen. Das sportliche Großereignis strahlt auch auf die „Interkulturelle Straßenfußball-Liga München buntkicktgut“ aus. Sie will sich im Jahr der „WM” mit allerlei Festivals und internationalen Turnieren – gewissermaßen mit einer „kleinen WM“ – einer „breiten Öffentlichkeit” präsentieren. Vom 20. bis zum 24. Mai soll ein international besetzter Straßenfußball-Wettbewerb, die „buntkicktgut-open“, Fußballfreunde in den Olympia-Park locken. 40 Teams werden dort antreten. Auch Mädchen kicken mit. Rüdiger Heid, Projektleiter von „buntkicktgut“ weiß, dass die Jungen-Mannschaften Respekt vor den Mädchen haben, wenn sie gegeneinander spielen. „Die sind zum Jungenschreck geworden.“

Anlässlich einer Pressekonferenz informierte der Mann von buntkicktgut“ über das bunt aufgefächerte Programm der Straßenfußballer im WM-Jahr. So sei geplant, zur „buntkicktgut-open“ im Olympiapark einen „Marktplatz der Neugierde“ zu veranstalten. Soziale Organisationen, wie zum Beispiel „Power child“ könnten dort ihre „sozialen und integrativen Projekte” vorstellen. Daneben werde es ein buntes Kulturprogramm, Auftritte von „Ballartisten“ eingeschlossen, geben.

Bei den interkulturell hoch aktiven Münchner Straßenkickern machen mittlerweile zweitausend Jugendliche zwischen acht und 21 Jahren in über hundert Mannschaften und acht Ligen mit. „buntkicktgut“ ist zu einem Exportartikel geworden, der fast auf dem ganzen Globus Nachahmer gefunden hat. Ein Netzwerk von Partnerschaften und Projekten verbinden die Münchner Straßenfußballer mit dem Rest der Welt. Fußball ist dabei das Medium, das hilft, benachteiligten Jugendlichen Werte zu vermitteln; ein Medium, das sie beim Erwachsenwerden begleitet.

„Fußball verbindet Kulturen”

„Fußball ist eine eigene Sprache. Sie funktioniert ohne Worte. Gerade da, wo Sprachlosigkeit herrscht, ist der Fußball ein Medium, mit dem Verständigung möglich ist – durch Gestik und Mimik.“ Rüdiger Heid hat schon im Jahr 1997 erkannt: „Fußball verbindet Kulturen. Er kennt keine Grenzen.“ Er hat gemeinsam mit Memo Arikan „buntkicktgut”, die in der „Initiativ-Gruppe Interkulturelle Begegnung und Bildung“ eingebunden ist, gegründet. Die hat ihren Sitz im Gebäude der IG Feuerwache, einer Freizeiteinrichtung für Jugendliche im Westend.

Der gelernte Geograph, der seit seiner Kindheit für Fußball schwärmt, engagiert sich seit langem ehrenamtlich für Kinder und Jugendliche, die in Deutschland Schutz vor Bürgerkriegen in ihren Heimatländern gesucht und sich – nur zum Teil mit den Eltern – um Asyl beworben haben. Und die in sogenannten Gemeinschaftsunterkünften sich selbst überlassen sind. Dabei ist ihm aufgefallen, dass sie alle Fußball spielen: gegen Garagentore und Hauswände. Heid: „Fußball war das einzige, was sie alle kannten. Jeder wollte sich und anderen beweisen, dass er’s am besten kann.“ Dadurch sei er auf den Gedanken gekommen, die Kinder mit dem Ball von der Straße zu holen und sie sozial einzubinden.

Durch den regelmäßigen Liga-Betrieb, seien die Übungsleiter und „buntkicktgut“-Mitarbeiter nahe an den Jugendlichen dran. Heid: „Wir erkennen Defizite. In der Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit, dem Jugendamt und anderen Erziehungseinrichtungen können wir Maßnahmen entwickeln, die den Jugendlichen helfen.“ So setze sich die Straßenfußball-Liga unter anderem dafür ein, den jungen Leuten Praktikums- oder Ausbildungsplätze zu vermitteln. Sie gebe ihnen Rückhalt, auch gegenüber den Eltern, die häufig keinen Blick für die Defizite ihrer Kinder hätten. Heid: „Diese Kinder haben unsere besondere Unterstützung nötig.“

Sommersaison wird eröffnet

„Die Winter-Liga ist gerade abgeschlossen worden. In der nächsten Woche starten wir in die Sommersaison“, erklärte Heid. Bis zu den Sommerferien dauere die Spielzeit. Die Münchner Jugendlichen hätten dann wieder Gelegenheit mit 15 Übungsleitern in den Stadtteilen zu trainieren. Disziplin und beruflich wichtige Fähigkeiten würden dadurch geschult, weiß der Projektleiter. Das komme auch daher, dass die Jugendlichen den Liga-Rat selbst verwalteten und an Entscheidungen beteiligt würden.

Der 14-jährige Fatih Inanmis spielt leidenschaftliche gern Fußball. Er kickt seit drei Monaten beim „ISV Allstars. „Das ist meine Mannschaft, in der ich spiele“, sagt er stolz. Fatih macht gerade ein Praktikum bei „buntkicktgut“. Viele Unterstützer und Förderer wirken daran mit, dass „buntkicktgut“, jungen Leuten weiterhin Respekt, Fairness und Selbstvertrauen vermittelt werden. Oliver Kahn ist Schirmherr der Straßenfußball-Liga. Die Hpyo Vereinsbank, der Bayerische Fußball-Bund, die Philipp-Lahm-Stiftung und der FC Bayern unterstützten das Modellprojekt. So nimmt es nicht wunder, dass die Profi-Ballkünstler in der Talentschmiede von „buntkicktgut“ manches Talent entdecken.

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