Im Jahre 1825 unterzeichnete die Familie von Hirsch den Kaufvertrag übers Schloss und die angrenzenden Grundstücke. Die ursprünglich aus Franken stammende Familie traf schon 1821 in München ein, suchte aber nach Platz für ihre Brauereiidee. Das Kaufvertrags-Jubiläum ist nun Anlass für eine Ausstellung im Archiv mit vielen Originaldokumenten, Infotafeln, Hörstationen und Malereien. „Wann genau der Umzug nach Planegg vollzogen wurde, konnten wir nicht mit letzter Sicherheit feststellen“, erklärte Archivarin Barbara Reinicke. „Feststeht aber, dass die Familie hier wie ein Motor fungiert hat. Die Schlossbrauerei und die Wirtschaft waren ein riesiger Arbeitgeber in der Region.“
Insgesamt sei die Familiengeschichte „super spannend“. Denn Jakob von Hirsch baute nicht nur die Brauereiexistenz am Ort auf und begründete das Hubertus-Bockbier. Er steht auch mit seinen Fürsprachen vor dem König für die jüdische Emanzipation in dieser Zeit. Alle Familienmitglieder seien „höchst sozial eingestellt gewesen. Die Familie schenkte der Gemeinde viele Grundstücke und Gebäude, so wie das Waaghäusl, in dem früher Hopfen und Malz gewogen wurde.“ Doch auch die Verfolgung im Dritten Reich gehöre zur Familiengeschichte. „Wir haben diesem Thema viel Raum gegeben”, so Reinicke.
1895 ging der Josefstift aus Familienbesitz in Gemeindeeigentum über mit der Auflage für die erste Kindereinrichtung, in der Kinder von Arbeitern betreut werden konnten. Doch die Familie vermachte nicht nur Immobilien, sondern sorgte und sorgt bis heute mit ihren zahlreichen Stiftungen für erhebliche Unterstützung von sozialen Aktivitäten. „Zum Beispiel profitiert auch unsere Musikschule von den Zuschüssen einer Stiftung“, erklärte Reinicke weiter. „Deswegen ist es wunderbar, dass wir die Vernissage für die Ausstellung mit einem kleinen Konzert im Saal der Musikschule feiern können. Da schließt sich sozusagen ein Kreis.“
Bürgermeister Hermann Nafziger dankte in seiner Rede zur Vernissage allen Beteiligten, insbesondere der Familie von Hirsch, die mit ihren Leihgaben und mit dem Catering für die Vernissage die Ausstellung und den Eröffnungsabend ermöglichte. „Über zwei Jahrhunderte hinweg hat die Familie von Hirsch die Entwicklung Planeggs und der Nachbargemeinden im Würmtal geprägt – wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell“, sagte Nafziger.
Darüber hinaus zeigte sich die Familie immer wieder großzügig gegenüber der Allgemeinheit: die Grundstücke für die Elisabethkirche, die Waldkirche und auch für die Wohnsiedlung an der Karl-Valentin-Straße gingen als Schenkungen an die Gemeinde.“ Nafziger hob auch das politische Engagement der Familie von Hirsch im Gemeinderat, im Kreistag und in verschiedenen Verbänden hervor. „Man spürt deutlich, welch große Bedeutung Planegg für die Familie von Hirsch hat – und umgekehrt. Kein Wunder also, dass der Name von Hirsch im Würmtal weithin bekannt ist – und das Schloss Planegg längst zum Wahrzeichen unserer Gemeinde geworden ist.“ Die Ausstellung ist bis zum 15. Dezember im Archiv zu sehen.