Das stinkt zum Himmel | Wochenanzeiger

„Alte verschmutzte Keramikschüsseln (ohne Toilettenbrille) zwingen unsere Kinder dazu, auf eine extrem unhygienische und unwürdige Art und Weise, ihre Notdurft zu verrichten. Das Infektionsrisiko für unsere Kleinen steigt damit erheblich; kein Erwachsener würde anstelle unserer Kinder diese Situation akzeptieren. Man stelle sich vor, im Münchner Rathaus gäbe es eine vergleichbare Situation...” Mit solchen drastischen Worten beschreibt der Elternbeirat der Grundschule am Winthirplatz die sanitären Anlagen im Gebäude. Die Grund- und Hauptschultoiletten seien seit Jahrzehnten nicht mehr renoviert worden. Der „entsetzliche Zustand und penetrante Gestank der alten Toiletten” sei für die Kinder mittlerweile derart unerträglich, dass sich viele von ihnen sowie auch das meiste Lehrpersonal schon seit Jahren weigern, diese aufzusuchen, heißt es weiterhin in dem Schreiben, das dem Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg in seiner Dezembersitzung vorlag.

Dass der Elternbeirat nicht übertreibt, zeigt auch eine Pressemitteilung der Grundschulleiterin Eva Wobido, die sich Ende Oktober folgendermaßen äußerte: „Bei unserer internen Evaluation stellte sich heuer heraus, das zwei Ziele besonders wichtig sind: die Werterziehung und auch die Schüler- und Lehrergesundheit. Hier stören insbesondere der inzwischen durch die jahrelange Renovierungsarbeit entstehende Dreck, Staub, Lärm und die Raumnot. Außerdem laden die maroden Toiletten nicht unbedingt zur Nutzung ein. Sowohl Kinder als auch Erwachsene verkneifen sich lieber den Toilettengang.”

In mehrfachen Besprechungen der Schulleitungen sei es deshalb zur Entscheidung gekommen, die Anzahl der Toiletten zu reduzieren, um hier eine verstärkte Reinigungsleistung zu erwirken. Laut Eva Wobido nutzt die Hauptschule nur noch Toiletten in der 1. Etage, die Grundschule nur noch diejenigen in der 3. Etage. Außerdem will man so gut es geht, die Toilettenräume selbst verschönern.

Paradoxerweise werden in der Winthirschule einige Toiletten derzeit tatsächlich komplett saniert – nämlich diejenigen im Keller. Sie werden von den Schülern zwar nie benutzt, aber sie werden für den Kirchentag im Mai benötigt, da die Teilnehmer auch in Schulen einquartiert werden sollen. Den Elternbeirat veranlasst dies zu der bitteren Feststellung: „Das scheint uns absurd – auch wenn es wohl der Logik dieser Stadt entspricht, immer dann zu investieren, wenn ein gewisser Prestige-Gewinn lockt...”

Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg hat sich nun ans Schulreferat gewandt, mit der Bitte sich des Anliegens der Eltern anzunehmen. Ob von dort allerdings große Unterstützung kommt, ist fraglich. Schließlich hatte Stadtschulrätin Elisabeth Weiß-Söllner am 22. Dezember auf eine Anfrage der Stadträte Hans Podiuk und Richard Quaas bezüglich Hygienemängel bei Schultoiletten mitgeteilt: „Gesundheitliche Risiken und Gefährdungen bestanden in sämtlichen Toiletten zu keiner Zeit und bestehen nicht.”