Laim hat vier katholische Pfarreien: „Zwölf Apostel“, „Namen Jesu“, „St. Philippus“ und „St. Ulrich“. Die wollen künftig als „eine Kirche“ auftreten. Eine überwältigende Mehrheit der über 60 Vertreterinnen und Vertreter der Laimer Pfarreien – Seelsorger, Pfarrgemeinderäte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchenverwaltungen – sprach sich vor einigen Tagen nach eingehender Diskussion und in einer geheimen Wahl im Schloss Fürstenried dafür aus, als „Vierergemeinschaft” aufzutreten. Zuvor war in verschiedenen Gremien monatelang versucht worden, die schwierige Situation der Seelsorgebezirke zu einem guten Ende zu bringen.
Als „Stimme des Ordinariats” hatte Regionalpfarrer Engelbert Dirnberger zugesichert, eine Vierer-Lösung werde als „Pilotprojekt“ von der obersten Verwaltungsstelle des Erzbistums München und Freising wohlwollend unterstützt und intensiv begleitet. Die Gemeinden könnten mit drei Priestern und vier „pastoralen Mitarbeitern in Vollzeit” rechnen. Das komme dem heutigen Personalstand nahe. Die Lösung „Vier in Einem” biete den Vorteil, erklärte Dirnberger, „dass die Katholische Kirche in Laim mit einer Stimme” spreche. So kam es, dass nach langer Diskussion um das Für und Wider der unterschiedlichsten Möglichkeiten, größere Seelsorgeeinheiten zu bilden, die Abgeordneten der Pfarreien sich für das Vierer-Modell entschieden. Und das mit einer Mehrheit, die alle Beteiligten überraschte. Es habe sich „spontan geradezu Euphorie über das Ergebnis” verbreitet.
„Dem Glauben Zukunft geben“ – betitelte die Erzdiözese die Strukturplanungen des „Zukunftsforums“. Die einhellige Stimmabgabe der Laimer Pfarreien wird nun in diese Planungen einbezogen. Wie Domvikar Dirnberger betont, muss die Entscheidung der Abgeordneten der Pfarreien allerdings noch von Erzbischof Reinhard Marx akzeptiert und zur Umsetzung freigegeben werden: „Das wird voraussichtlich im Frühjahr 2010 erfolgen.“
Die Sprecherin des Erzbischöflichen Ordinariats Adelheid Utters-Adam erklärte, die Wünsche der Pfarreien würden respektiert. „Ihnen wird nichts übergestülpt.“ Und sie versprach, die Pfarreien würden beim Prozess des Zusammenwachsens nicht allein gelassen. „Sie sollen jede erdenkliche Unterstützung bekommen. Dabei können von außen kommende Berater hinzugezogen werden.” Als Termin für die Umsetzung der Strukturreform für das ganze Erzbistum nannte sie März/April 2020.
Pfarrer Willi Huber von „St. Ulrich“ wertet die Entscheidung für den Pfarrverbund als einen Schritt in die Zukunft, der lange tragen werde. Huber: „Es ist nicht ein Signal für: Flicken, stopfen, weiter so. Jetzt gibt es eine Stimme für die katholische Kirche in Laim.“ Größere Seelsorgeeinheiten zu bilden, hält der Geistliche weniger wegen der Kirchenaustritte für notwendig. Er meint: „In Laim ziehen Katholiken weg und Nicht-Katholiken kommen hierher.“ Die Bevölkerung durchmische sich. Huber: „Ich hoffe, dass der Schwung und die Begeisterung, die unsere gemeinsame Entscheidung ausgelöst hat, wach gehalten wird.“ „Ich glaube, das ist erst mal eine gute Lösung für unsere vier Pfarreien.“ Benedito Cangeno, priesterlicher Leiter der Seelsorge in der Pfarrgemeinde „Namen Jesu“ zieht die Vierer-Gemeinschaft eindeutig der vom Ordinariat vorgeschlagenen Lösung vor. Die sah vor, jeweils zwei Pfarreien zusammenzuschließen. Cangeno: „Wir waren mit der Zweier-Kostellation nicht einverstanden.“ So wie es jetzt beschlossen wurde, sei jede Pfarrei gleichberechtigt: „Es gibt keine Gewinner und keine Verlierer.“
Alles entwickle sich hin auf größere Einheiten, dem könne sich auch die Kirche nicht verschließen, meint Pfarrer Georg Neumaier von der Gemeinde „Zu den heiligen 12 Aposteln“. Er stellt gleichfalls fest, dass immer weniger Katholiken in der Gemeinde wohnten. „Es gibt eine hohe Sterberate und eine geringere Geburtenrate. Vor 20 Jahren wohnten auf dem Gebiet unserer Pfarrei noch sehr viele Familien.“ Jetzt sei die Fluktuation durch Wegzug sehr hoch. Den künftigen Pfarrverband sieht Neumaier sehr positiv. „Miteinander haben wir gute Möglichkeiten nach außen hin aufzutreten. Wir sprechen mit einer Stimme.“ Dennoch bleibe jede Gemeinde eigenständig. Um kirchliches Leben in der Zukunft gestalten zu können, sei dieser Zusammenschluss wichtig gewesen. Alexandra Gaßmann, Pfarrgemeinderätin in „Namen Jesu“, war bei ihrer Entscheidung wichtig, dass in den kirchlichen Kindergärten weiter pastorales Leben stattfinden wird. Sie findet: „Alle Gemeindemitglieder können künftig voneinander profitieren. Die einen Pfarreien haben zum Beispiel eine gute Kinder- und Jugendarbeit, die anderen eine hervorragende Seniorenarbeit.“