Der Schulhof ein Kampfplatz! Dort erleben Schüler vor allem in den Pausen Gewalt. Das habe sich bei einer Umfrage unter den Mädchen und Jungen der Grundschule an der Bergmannstraße herausgestellt, berichtet die Lehrerin Ines Rieder. Deshalb habe sich das Kollegium überlegt, wie diese Zeit anders als bisher gestaltet werden könne. Und so bildet Rieder Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klasse zu „Streitschlichtern“ aus. Die Lehrerin: „Jede Woche haben nun vier oder fünf Kinder – durch Anhänger auf der Brust als Streitschlichter zu erkennen – ‚Pausendienst’. Sie sind während der Pause unterwegs und versuchen, falls es zum Streit gekommen ist, einzugreifen und zu schlichten. Manchmal werden sie von anderen Kindern zu Hilfe gerufen.“ Ein Modell, das sich an der „Bergmannschule“ bewährt habe.
Um Gewalt an der Schule vorzubeugen, nahmen sämtliche Lehrerinnen und Lehrer überdies an der Lehrerfortbildung „Aufgschaut“, einem Training für Selbstbehauptung und Zivilcourage von Kindern, teil. Konrektorin Maria Schößner: „Das ist eine wirklich tolle Sache. Die Kinder lieben die Spiele und Übungen, bei denen sie für das Thema Gewalt sensibilisiert werden.“ Ziel des Trainings sei es, Kinder in schwierigen Lagen selbstsicher zu machen. Ein anderes Präventionsprojekt unter dem Motto: „Komm, wir finden eine Lösung“ – eine Idee des Deutschen Kinderschutzbundes – ist nach den Erfahrungen Schößners gut geeignet, die Klassengemeinschaft zu stärken und so Gewalt im Vorfeld zu verhindern. „Eltern müssen ihre Kinder stark machen, denn Kinder, die kein Selbstwertgefühl haben, werden gewalttätig“, erklärt Franz Igerl, der Schulleiter der „Bergmannschule“. 30 Eltern drücken seit dem neuen Schuljahr bei Igerl an drei Abenden die Schulbank. Der „Elterntrainer“ zeigt ihnen dann, wie sie die Weichen zum Schulerfolg ihres Kindes stellen können.
Franz Igerl ist seit 29 Jahren Schulleiter. Der 63-Jährige will Eltern dabei helfen, ihre Kinder richtig zu erziehen und ihnen Freude am Lernen zu vermitteln. Igerl: „Was ich erlebt habe, ist traurig. Es gibt sehr viele Schüler, bei denen alles falsch gemacht worden ist.“ Manche seien auf der Straße gelandet, andere Drogen verfallen. Igerl: „Viele sind schon tot.“ Er weiß: „Auch Eltern brauchen Hilfe.“ Mütter und Väter, die ihre Kinder allein erziehen, hätten es besonders schwer. Und er sagt anklagend: „Ich begreife nicht, dass der Staat die Eltern in diesen schwierigen Zeiten, in denen es so viele Einflüsse von außen gibt, allein lässt.“ Genau genommen, müssten alle Eltern verpflichtet werden, an diesem Training teilzunehmen.“ Es stütze sich auf die von dem Ex-Realschuldirektor Adolf Timm und dem Sozial- und Bildungswissenschaftler Professor Klaus Hurrelmann entwickelten „Gesetze des Schulerfolgs.“ Bisher seien bundesweit 50 Elterntrainer ausgebildet worden.
Einer von Ihnen ist Franz Igerl. Er vermittelt Eltern, worauf es dabei ankommt: „Das Entscheidende ist, Zeit für die Kinder zu haben.“ Das sei deren größter Wunsch. Der Schulleiter fordert die Eltern auf: „Gehen Sie auf das Kind und seine Gefühle ein.“ Erschreckend findet Igerl, dass 15-Jährige bei einer Umfrage angaben, sie könnten mit ihren Problemen nicht zu ihren Eltern kommen. Deshalb ermuntert er Eltern bei seinem Training, die Stärken ihrer Kinder zu entdecken und „Beschämungen“ zu vermeiden. Auf Verbote und Strafen solle verzichtet werden. Igerl: „Kinder brauchen die Liebe und das Vorbild der Eltern.“ Die seien der moralische Kompass. Weil alle Eltern sich für ihre Kinder den schulischen Erfolg wünschten, hoffe er darauf, dass sich viele Eltern für die entsprechenden Trainingsprogramme interessieren. Er will die Arbeit mit den Eltern allerdings nicht missverstanden wissen: „Es gibt viele Mütter und Väter, die mit ihrer Leistungserwartung ihre Kinder kaputtmachen.“ Weitere Informationen: www.Elterntraining-Schulerfolg.de .