Ungeliebte Konkurrenz am Bauernmarkt

Claudia Wilkner (links) von der Bio-Gärtnerei Hollern berät Kathrin Flinspach. Die Stammkundin schätzt das „Superangebot” aus eigenem Anbau und die freundliche Bedienung. (Foto: tg)
Claudia Wilkner (links) von der Bio-Gärtnerei Hollern berät Kathrin Flinspach. Die Stammkundin schätzt das „Superangebot” aus eigenem Anbau und die freundliche Bedienung. (Foto: tg)
Claudia Wilkner (links) von der Bio-Gärtnerei Hollern berät Kathrin Flinspach. Die Stammkundin schätzt das „Superangebot” aus eigenem Anbau und die freundliche Bedienung. (Foto: tg)
Claudia Wilkner (links) von der Bio-Gärtnerei Hollern berät Kathrin Flinspach. Die Stammkundin schätzt das „Superangebot” aus eigenem Anbau und die freundliche Bedienung. (Foto: tg)
Claudia Wilkner (links) von der Bio-Gärtnerei Hollern berät Kathrin Flinspach. Die Stammkundin schätzt das „Superangebot” aus eigenem Anbau und die freundliche Bedienung. (Foto: tg)

Eine rar gewordene Farbenpracht von Obst und Gemüse aller Arten zeichnet die Münchner Bauernmärkte aus. Und eine Frische, wie sie im Angebot des Handels kaum zu finden ist. Sind doch die Händler auf diesen Märkten auch die Erzeuger der von ihnen angepriesenen Waren. Spargel und Erdbeeren haben zurzeit Hochsaison. Es finden sich aber ebenso Blumen für Garten und Balkon. Und selbstverständlich Kartoffeln, Rettiche, Tomaten, Kräuter, Paprika, Bohnen, Kohlrabi, Pilze. Kurzum: Auf dem Bauernmarkt am Georg-Freundorfer-Platz auf der Schwanthalerhöhe wird auf engem Raum feilgeboten, was in Gemüse- und Obstgärten in diesen Tagen gedeiht. Knackig frischer weißer und grüner Spargel in Bündeln ist hoch aufgetürmt. Daneben verlocken Steigen mit duftend reifen aromatischen Erdbeeren vom Bodensee zum Kauf.

Unter die Hausfrauen aus dem Viertel, die dort donnerstags von 9 bis 18 Uhr ihre Einkäufe erledigen und die Schlenderer mischen sich Geschäftsleute aus den benachbarten Büros in ihren grauen Anzügen. Sie lassen sich Grillwürste in einer Semmel schmecken. Ob Gemüse und Obst, Wurst und Fleisch, Geflügel und Fisch, Käse und Honig, hier lässt sich alles für einen abwechslungsreichen Speisenzettel zusammenstellen. Die Standler kommen zum großen Teil aus der Region. Andere haben weitere Anfahrtswege. Sie reisen vom Bodensee, vom Nördlinger Ries oder aus dem Allgäu an.

„Bauernmarkt-untypisches Sortiment”

Der Bauernmarkt ist vor zwei Jahren vom Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) ins Leben gerufen worden. Er sollte das Warensortiment der Händler im Umkreis des Platzes ergänzen. Nun mehren sich jedoch Stimmen, die bemängeln, einige der Anbieter des Marktes handelten mit Produkten, die für einen Bauernmarkt auf keinen Fall typisch seien. Das Lokalparlament will deshalb den Leiter des Marktes einladen, um zu klären, ob sich das Angebot der Beschicker wirklich verändert habe. Thomas Hofstätter, Sprecher der CSU-Fraktion im BA, trug die Kritik von Händlern aus dem Viertel vor. Der CSU-Mann fürchtet wie sie um die kleinteilige Struktur des Quartiers mit seinen vielen kleinen Obst- und Gemüseläden. Der Markt am Georg-Freundorfer-Platz dürfe nicht mit den bestehenden Geschäften konkurrieren, so Hofstätter. Ein für einen Bauernmarkt untypisches Sortiment, sei abzulehnen.

Exotisches aus fernen Ländern allerdings war am vorigen Donnerstag auf dem Markt nicht zu sehen. Halil Akgün, der wirbt „Wir haben das beste Obst vom Bodensee“, versichert: „Wir führen nur heimische Produkte und keine Exoten.“ Seit es den Markt gibt, kauft auch Ulrike Boesser, SPD-Stadträtin, regelmäßig dort ein. Die Beschicker seien von Anfang an dieselben geblieben, weiß sie. „Auch Metzger und Würstl-Brater waren schon immer da.“ Sie kann sich nicht vorstellen, dass die Geschäftsleute des Umfeldes die Konkurrenz des Marktes fürchten müssen. „Der Markt findet doch nur an einem Tag in der Woche statt. Und die Geschäfte hier auf der Schwanthalerhöhe haben viel länger geöffnet als die Standlbesitzer.“

„Aus eigenem Anbau”

Das „Superangebot“ der Bio-Gärtnerei Hollern, die zum Heilpädagogischen Centrum des Augustinums in Unterschleißheim gehört, schätzt Kathrin Flinspach, die junge Mutter, die mit Sohn Rafael unterwegs ist. Sie sucht diesen Stand jeden Donnerstag auf. Ihr ist wichtig: „Das Gemüse stammt aus eigenem Anbau und es kommt aus der Region.“ Zudem werde sie von der Verkäuferin“ Claudia Wilkner stets freundlich und kompetent beraten. Die „freundliche Verkäuferin” wiederum erklärt: „Wir arbeiten mit behinderten Menschen, die das von uns auf Münchner Bauernmärkten angebotene Gemüse heranziehen.“ Alles, was es bei ihnen zu kaufen gebe, werde biologisch angebaut. Falls etwas dazu gekauft werden müsse, was selten der Fall sei, stamme das ebenfalls aus kontrolliertem Anbau.

Für Claudia Wilkner ist der Markt am Georg-Freundorfer-Platz ein „stiller Markt“. Immer wieder höre sie von Passanten: „Das wusste ich gar nicht, dass es hier einen Markt gibt.“ Käser Rupert Roggors von der Hofkäserei Kraus aus dem Allgäu ist das jüngste Mitglied unter den Marktbeschickern auf der Schwanthalerhöhe. Er verkauft die von ihm selbst produzierte Ware seit einem halben Jahr auf dem Platz. Roggors ist noch nicht zufrieden mit dem Geschäft: „Es braucht noch etwas Anlaufzeit.“ Aber sein milder und sein würziger Bergkäse seien schon jetzt gefragt. Die Hofkäserei Kraus sitzt in Ebersbach im Allgäu. Auf die Bemerkung, das zähle nicht gerade zur Münchner Region, meint er trocken: „In München Bergkäse zu machen, wäre wohl auch etwas schwierig.“

Anton Ampenberger vom Vorstand des Münchner Bauernmarktvereins erklärte, die Betriebe würden streng kontrolliert, ob die Beschickung marktgerecht sei. Ampenberger: „So wird nach der Satzung genau festgelegt, wie viel aus eigener Produktion stammen muss und wie viel zugekauft werden darf.“ Zum Sortiment des Bauernmarktes am Georg-Freundorfer-Platz wusste Ampenberger nichts zu sagen. „Ich muss mir erst selbst ein Bild davon machen.“

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