Für diejenigen, die in den letzten 40 Jahren in München ein Kind bekommen haben, ist die Adresse zumeist ein Begriff: Häberlstraße 17. Hier wohnt die „Beratungsstelle für natürliche Geburt und Elternsein“, hier finden Schwangere und junge Familien Rat, entsprechende Kurse und andere Eltern, die ebenfalls mittendrin stecken in der Familiengründung
Aus der kleinen Beratungsstelle, gegründet von fünf engagierten, frauenbewegten Müttern, ist in 40 Jahren ein großes Beratungszentrum mit über 50 Mitarbeiterinnen (zwei Männer gibt es auch) entstanden. Ein Beratungszentrum, das Schwangere, Stillende und junge Familien an die Hand nimmt und sie begleitet in den ersten Tagen, Wochen, Monaten als junge Familie in der Großstadt.
Tatsächlich hat man in der Häberlstraße 17 darüber nachgedacht, das 40-jährige Jubiläum klammheimlich unter den Tisch fallen zu lassen, „einfach weil noch immer so viel im Argen liegt in der Geburtshilfe“, sagt Geschäftsführerin Astrid Draxler und meint damit auch: den Hebammenmangel, den Pflegenotstand auf den Kinderstationen, die viel zu knapp besetzen Kreißsäle in den Geburtskliniken. „Wenn zu Spitzenzeiten drei, vier oder mehr Geburten parallel ablaufen, ist das für das Personal zwar Routine, aber doch nicht für Eltern, für die gerade etwas ganz Einmaliges geschieht.“
Und trotzdem, es ist viel passiert, worauf die Beratungsstelle stolz ist, weil sie so vieles mitangestoßen hat: Dass Geburten nicht mehr automatisch eingeleitet werden wie vor 40 Jahren, dass Rooming-In heute Standard und nicht mehr die Ausnahme ist. Dass niemand ernsthaft bezweifelt, dass Muttermilch das Beste für Babys ist – „auch wenn in Sachen Stillunterstützung noch Luft nach oben wäre“, findet Astrid Draxler. „Wir haben uns deshalb für ein ,Ja-Aber‘-Fest entschieden: Vieles ist auf einem richtigen Weg, aber einiges muss noch passieren.“
Dass die Häberlstraße dabei auch mit der Unterstützung der Stadt München rechnen kann, haben drei prominente Gratulantinnen versichert: Münchens 3. Bürgermeisterin Christine Strobl, die Leiterin des Referats für Gesundheit und Umwelt, Stephanie Jacobs, und die Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik, Fabienne Becker-Stoll. Die drei Frauen wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, in München Kinder zu bekommen und keinen Kita-Platz (Strobl) oder erstmal keine Nachsorge-Hebamme (Jacobs) zu finden, und dass man Unterstützung braucht, wenn einen das eigene Schreibaby nicht zur Ruhe kommen lässt: „Ich wünschte, ich hätte die Häberlstraße damals schon gekannt“, so Becker-Stoll, „das hätte vieles leichter gemacht.“
Im Rahmen des Jubiläumsjahres sind noch mehrere Sonderveranstaltungen geplant. So wird unter anderem am 29. Juli um 19 Uhr der Film „Die sichere Geburt” gezeigt (mit Gepräch) und am 18. Oktober um 15 Uhr kann man im „Bauchcafé” über Geburt reden, zuhören und Fragen stellen. Die Veranstaltungen sind kostenfrei, eine Anmeldung unter Telefon (089) 5506780 ist erforderlich. Den gesamten Veranstaltungskalender findet man unter https://www.haeberlstrasse-17.de/de/veranstaltungen .
Es sind vor allem die Klassiker, bei denen junge Mütter Hilfe brauchen. In der Häberlstraße können sie sich darüber mit anderen Müttern austauschen (in offenen Babytreffs auf Deutsch, Englisch und Spanisch) oder sich von Expertinnen beraten lassen. Es gibt eine Hebammensprechstunde, Rückbildungs- und Babykurse, aber auch Beratungsangebote für extrem sensible Themen: Was tun, wenn dem Ungeborenen eine Behinderung droht; wenn die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endet; wenn der Babyblues nicht endet und die Erinnerung an die Geburt ein nicht endender Alptraum ist.