Willi Großers Reaktion auf die Ankündigung, er werde mit dem Kulturpreis ausgezeichnet, wird wohl als legendär launig in die Annalen eingehen. „Jetzt war ich den ganzen Tag beim Zahnarzt und jetzt kommt’s auch noch ihr daher“, hatte er Kulturreferentin Barbara Beck am Telefon beschieden. Beim Festakt im Landratsamt nahm er den Preis in der Kategorie Denkmal-, Heimat- und Archivpflege, den er für seine Lebensleistung erhielt, dann aber doch sichtlich gerührt an. „Du hast den Menschen die Freid am Boarischsein nahegebracht“, hob Alt-Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger in seiner Laudatio hervor. „Es ist wichtig, ein Vorbild wie dich zu haben.“ Denn wer damals in den Sechzigerjahren das bayrische Brauchtum gelebt habe, sei in Starnberg noch ein Außenseiter gewesen. Pfaffinger lobte Großers Rolle in der Pflege der Mundart, der Tracht, Musik, Volkstanz, Volkskunde und im Brauchtum sowie seine Verdienste um den Heimat- und Trachtenverein, als Kreisheimatpfleger und Rundfunkmoderator. Und nicht zuletzt pries er sein einmaliges Talent als Unterhalter. Großer reagierte gewohnt humorvoll. Der Kulturpreis freue ihn mehr als das Bundesverdienstkreuz, weil er nämlich mit 4.000 Euro dotiert sei. Das Geld wolle er der Almeida-Stiftung, für das Weißeln der Stadtpfarrkirche und der Trachtenjugend spenden. Einen Überraschungsauftritt mit Tanz gab’s dazu von den Buam und Madln des Trachtenvereins, das musikalische Festprogramm übernahmen die „Starnberger Fischerbuam“.
Den Anerkennungspreis bekam das Kaiserin Elisabeth Museum in Possenhofen. Leiterin Rosemarie Mann-Stein nahm die Auszeichnung stellvertretend für ihre 20 Damen an. Zehntausend Besucher aus der ganzen Welt habe das Museum mittlerweile in der Saison, würdigte Albert Luppart das ehrenamtliche Engagement des 2005 gegründeten Vereins, der sich auch erfolgreich um die kindgerechte Vermittlung der Heimatgeschichte bemüht. Viel Schmunzeln im Publikum rief die Anekdote hervor, die Luppart von der besonderen Expertise Mann-Steins und ihres Teams erzählte. In der Sendung „Bares für Rares“ sei ein goldener Rubinanhänger gezeigt worden. „Im Gegensatz zu den Experten im Fernsehen haben die Damen sofort erkannt, dass es sich um das Monogramm Sophie Charlottes handelt, Sisis Schwester.” Nun sei das gute Stück im Museum ausgestellt.
Dritte Preisträgerin an diesem Abend war die Herrschinger Archivarin Friederike Hellerer. Sie hat wissenschaftliche Arbeiten über die Reichsfinanzschule und die NS-Zeit im Landkreis geschrieben, die Archivare im Landkreis vernetzt und beschäftigt sich jetzt mit den Opfern des NS-Regimes und Erinnerungsforschungsarbeit. „Es ist der Jury sehr zu danken, dass sie auch einen anderen Blick auf die Heimat zulässt“, sagte Laudatorin Regine Hilpert-Greger, die davor warnte, nur den weiß-blauen Bayern-Mythos zu zelebrieren. Für Landrat Karl Roth gehört es unbedingt dazu, „dass auch die schwierigen Zeiten aufgearbeitet werden“. Er bestärkte Hellerer darin, auf ihrem Weg weiterzugehen. Kleiner Wermutstropfen war für Roth, dass es in diesem Jahr keine Kandidaten für den Kulturförderpreis gegeben habe, mit dem der Nachwuchs bedacht wird. Für die Verdienste Hellerers, Grossers und des Museumsvereins fand er viele lobende Worte. „Wenn es die Preisträger nicht gäbe, wäre die Starnberger Tracht längst vergessen, würde jeder noch glauben, dass Kaiserin Elisabeth so wie Romy Schneider sei und dass es die Nazizeit nur in Deutschland gegeben hätte, nicht im Landkreis Starnberg“, sagte er. „Wir würden vieles nicht wissen, wenn es nicht Menschen gäbe, die erforschen, bewahren und weitergeben.“