„Zu Beginn hatten wir die Vision, die ineinander übergreifende Rettungskette zu optimieren“, so Dr. Guylène Keyl, „denn Notfallmedizin ist reine Teammedizin”. 2016 hat die Fachärztin für Anästhesie und Notfallmedizin am Klinikum Starnberg zusammen mit Dr. Thomas Weiler (Geschäftsführer) und Professor Arnold Trupka (Ärztlicher Direktor) die Abteilung „Notfallmanagement“ etabliert und die Leitung übernommen. Als offizieller Trainingsstandort der American Heart Association (AHA) werden hier nicht nur die rund 1.200 Mitarbeiter der Starnberger Kliniken (Starnberg, Penzberg, Seefeld) geschult, sondern auch externe Teilnehmer wie Notärzte, Rettungsdienstpersonal und Pflegekräfte. Um den stetig steigenden Teilnehmerzahlen Rechnung zu tragen, wurden neue Räume für das Schulungszentrum geschaffen.
Pro Jahr gibt es in Deutschland rund 80 Todesfälle pro 100.000 Einwohner durch den plötzlichen Herztod – allein im Landkreis Starnberg sind es jede Woche drei. „Die ersten Minuten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand sind entscheidend“, so Keyl. Denn bereits ab der dritten Minute fängt das Gehirn an, Schaden zu nehmen. „Oder anders formuliert: Jede Minute ohne Herzdruckmassage bedeuten zehn Prozent weniger Überlebenschance.“ Jeder Mensch könne einmal als Ersthelfer gefordert sein, so Trupka. Nicht selten stehe man einer solchen Situation mit der Angst, etwas falsch zu machen, gegenüber. Noch vor acht Jahren starteten in Deutschland nur in 15 Prozent der Fälle Laien die Reanimationsmaßnahmen. Zum Vergleich: In Schweden waren es 60 Prozent.
Rund 70 Schulungen führt Dr. Keyl jährlich für die Mitarbeiter der Starnberger Kliniken sowie Externe durch. Dabei besteht eine enge Kooperation mit dem Rettungsdienst des BRK Starnberg und der Rettungsdienstschule Wolfratshausen. Angeboten werden die Kurse „Heart saver” (lebensrettende Sofortmaßnahmen), „Basic life support” (Basisreanimation von Säuglingen), „Advanced cardiovascular life support” (erweiterte Reanimationsmaßnahmen bei Erwachsenen / ACLS) und „Pedriatric advanced cardiac life support” (erweiterte Reanimationsmaßnahmen bei Kindern). „Deutschlandweit ist das Klinikum Starnberg die erste Klinik, die dieses Konzept so allumfassend umsetzt“, so Keyl. Nach jeder Schulung gibt es für die Teilnehmer ein Zertifikat. Das ist in vielen Ländern sogar bereits verpflichtend, wenn man sich um eine Stelle in der Notaufnahme bewirbt.
Nach einem halben Jahr Umbauarbeiten stehen Keyl und ihrem Team von 14 Instruktoren größere Räume für die Schulungen zur Verfügung. Für Landrat Karl Roth ist das eine „großartige Sache“. Die Teilnehmer können dort mit dem selben Equipment arbeiten wie auf den Stationen oder dem Rettungswagen, um die Abläufe originalgetreu nachzuvollziehen. An unterschiedlichen Simulationspuppen können beispielsweise alle relevanten invasiven Maßnahmen des erweiterten Atemmanagements geübt, komplexe Notfallsituationen simuliert oder verschiedene Zugangswege für Medikamente gelegt werden. Sogar Kunstblut gibt es. Die in den Puppen integrierte Technik übermittelt alle Daten an eine Computeranlage und zeigt so die Effektivität der Behandlung. Zudem wird die Übung auf Video aufgenommen. „Wenn man sich selbst sieht, dann kann man sein Verhalten viel besser beurteilen“, so Keyl.
Von Beginn an begleitet hat das Projekt auch der Förderverein Freundeskreis Klinikum Starnberg und die Ausstattung der Schulungsräume durch Spendengelder unterstützt. Insgesamt hat das Ganze 50.000 Euro gekostet.