Für drei Wochen ist die Wanderausstellung der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V. zu Gast im Gautinger Bosco. Mit dem Titel „Hoffnung trotz allem – Jüdisches Leben in Bayern ab 1945” zeigt die Ausstellung sehr viele Fotos und Originaldokumente, Stücke aus Häftlingszeiten und der Zeit des Gautinger Lungensanatoriums, viele Zeitzeugenberichte und Videointerviews und lässt diese Zeit vor dem geistigen Auge der Betrachter erstehen.
„Wir sind dankbar und es ist uns eine große Ehre, dass diese Ausstellung hier bei uns im Bosco Halt macht“, begrüßte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger die vielen Gäste und Ehrengäste zur Vernissage. Sie dankte Gerlinde Leib für die Initiative, die Ausstellung nach Gauting zu holen, und begrüßte besonders herzlich Ilse Ruth Snopkowski, Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V., deren Mann Simon Snopkowski die treibende Kraft für die Ausstellung und der Gesellschaft gewesen war und leider 2001 verstarb.
„Diese Ausstellung ist erzählte Zeitgeschichte“, so Andreas Heusler vom Münchner Stadtarchiv. „Sie ist eine Hommage an alle jüdischen Frauen, Kinder und Männer in den KZ und Ghettos, die die Kraft hatten, trotz Verfolgung und Internierung weiterzuleben und ihre Zukunft zu gestalten.“ Aus historischer Sicht sei die Geschichte der deutschen Juden nach 1945 wenig erforscht, so Heusler.
„Da befinden wir uns immer noch in den Anfängen. Die Ausstellung zeigt hervorragend die Wahrnehmungen und Erfahrungen der „Displaced Persons – DP“, also der Menschen, die entheimatet und entwurzelt waren. Einige von ihnen haben dennoch den Mut und die Kraft gefunden, eine neue Existenz im Land der Täter aufzubauen. Damit taten sie das Undenkbare.“ In diesem Sinne schaffe es die Ausstellung mit Perspektivwechseln, den Besuchern die Lage der DP nahezu bringen und die einseitige deutsche Erfahrungsberichterstattung zu korrigieren.
Der Zeitpunkt für die Ausstellung sei nicht zufällig gewählt, so Desirée Raff vom Bosco. „Wir haben uns bemüht, zumindest zeitlich an das Gedenken zum Todesmarsch aus dem KZ Dachau und Kaufering anzuschließen.“ Ein Besuch der Ausstellung von Überlebenden sei zwar nicht geplant, aber es sei ein Begleitprogramm aufgestellt worden, das das jüdische Leben in Gauting noch detaillierter zeige.
Am 6. Mai ist Estera Silber, geb. Katz zu Gast bei „Tee mit Sabine“. Estera Silber ist die Tochter von Rafael Katz, der nach der Befreiung aus dem KZ Dachau ins Lungensanatorium Gauting gebracht wurde und danach in Gauting als Taxifahrer bekannt und beliebt war. Ebenfalls zum Begleitprogramm gehört der Auftritt des Pantaleon Figurentheaters „Wenn du einmal groß bist“ über das Leben des jüdischen Zeichners Bedrich Fritta. Weitere Infos sind auf der Webseite des Theaterforums bosco, www.theaterforum.de und www.bosco-gauting.de zu finden.