Als „Zahnlücke” im Stadtgefüge bezeichnete Stadtbaumeister Jürgen Thum das Kreuzlinger Feld. Die zehn Hektar große Fläche zwischen Landsberger, Kreuzlinger und Alfons-Baumann-Straße soll in absehbarer Zeit bebaut werden. Dass dieses Gebiet, das von drei Seiten von Wohnbebauung umrahmt ist, einmal Wohnfläche werden soll, stand schon lange fest. Praktisch sei, dass es hier bereits eine Infrastruktur mit Bussen, einer Schule und einer Anbindung gebe. Der Germeringer Bauausschuss stimmte in seiner letzten Sitzung dem Entwurf des „städtebaulichen Rahmenplans” zu. Das bedeutet aber keineswegs, dass der Plan von Architekt Peter Bohn, der das Projekt dem Gremium vorgestellt hatte, auch so realisiert werden wird. „Das Ganze ist lediglich eine Gestaltungsabsicht”, erklärte Oberbürgermeister Andreas Haas. Noch viele Sitzungen, Diskussionen und Umplanungen wird es geben, bis ein rechtskräftiger Bebauungsplan verabschiedet und der erste Spatenstich getan werden kann.
Es ist ein ungewöhnlicher Entwurf, den Peter Bohn vorstellte. „Stadt der kurzen Wege” nannte er das neue Viertel, in dem 800 bis 1.000 Wohneinheiten entstehen könnten. Die Häuser sind relativ locker angeordnet, man sieht viel Grün. Dafür wird es mit bis zu fünfgeschossigen Gebäuden in die Höhe gehen. Im Zentrum verläuft eine autofreie Promenade. Es ist die Verlängerung des Kleinen Stachus über die Kleinfeldstraße. „Autofrei” hat Bohn das Kreuzlinger Feld geplant. Die Fahrzeuge sollen aus den äußeren Straßen gleich in die Tiefgaragen fahren können. Außer Besucherparkplätzen, die ebenfalls im äußeren Ring unter begrünten Parkdächern angeordnet sein werden, wird es keine oberirdischen Autos im Quartier geben.
Ursprünglich hätte das Kreuzlinger Feld für ein Gewerbegebeit freigehalten werden sollen. Das Germeringer Gewerbe hat die Stadt mittlerweile im Norden angesiedelt. Angesichts des Wohndrucks sind die Germeringer Stadträte auf Wohnhäuser umgeschwenkt. Nicht alle Grundeigentümer sind mit den Plänen zufrieden. Deswegen wird das Feld in mehreren Bauabschnitten bebaut werden. „Wir fassen dabei Grundeigentümer, die Bauen wollen, zusammen”, so Thu.
Nicht jedem im Stadtrat gefiel die Aussicht ein Quartier mit mehrgeschossigen Häusern zu bekommen. „Wäre nicht allmählich ein Ende richtig”, fragte Wolfgang Andre (CSU). „Wir müssen von dieser großen Bewohnerzahl runterkommen”. Das sah Cathrin Rausch (SPD) ganz anders. „Die Preise von Einzelhäusern sind horrend”, gab sie zu bedenken. Eine Wohnung in einem mehrgeschossigen Haus könnten sich viel mehr Interessenten leisten. Robert Baumgartner (SPD) hofft auf rund 300 Wohnungen, die beispielsweise an Beschäftigte von sozialen Einrichtungen der Stadt vermietet werden könnten. Die Chancen stehen gut: „Der Investor hat eine Bereitschaft für eine sozial gerechte Bodennutzung gezeigt”, freute sich Andreas Haas.
Neben den Wohnungen sind öffentliche Einrichtungen wie eine Grundschule, Kindertagesstätten, ein Lebensmittelgeschäft und eventuell eine Tagespflege geplant. Die Feuerwehr, die Gärtnerei und die Kleingartenanlage sollen bleiben. Manuela Kreuzmair (CSU) wollte von den Planern Auskunft über den Zeitplan. Hier könne man noch gar nichts sagen, so Thum. „Das Tempo gibt der Stadtrat vor.” Mit der Befürwortung des Rahmenplan-Entwurfs durch den Bauausschuss ist aber jetzt der erste Schritt hin zu einem neuen Wohnviertel getan.