Seit 56 Jahren verzaubert ein Schwabinger Marionettentheater »große Kinder«

Mehr als Kasperl & Co.

Aufwändige Bühnenbilder im »Kleinen Spiel« wie hier bei »Geh nicht nach El Kuwehd«. 	Foto: Axel Bahro

Aufwändige Bühnenbilder im »Kleinen Spiel« wie hier bei »Geh nicht nach El Kuwehd«. Foto: Axel Bahro

Schwabing · »Marionettentheater, das ist doch nur was für Kinder«, so oder so ähnlich lautet das Vorurteil, das sich bei vielen in den Köpfen festgesetzt hat.

Doch, dass Marionettentheater nicht automatisch gleich Kasperl oder Krokodil bedeuten muss, beweist das Marionettentheater »Kleines Spiel«. Seit nunmehr 56 Jahren verzaubert die Bühne Erwachsene mit sowohl selbstgeschriebenen Werken als auch bekannten Stücken berühmter Literaten.

»Zu unserem Repertoire gehören Stücke von Brecht, Jonsons oder Eich und ab Januar läuft beispielsweise ›Geh nicht nach El Kuwehd‹, wo ein reicher Kaufmann eigentlich nur heim nach Damaskus möchte, aber irgendwie durch einen Bettler laufend in gefährliche Situationen gebracht wird«, schildert die Leiterin des Theaters, Nicola von Otto, die Spannbreite ihrer Aufführungen.

»Aber wenn wir jemanden im Team haben, der selbst Stücke schreiben kann, versuchen wir auch immer Eigenes zu entwickeln.« Mittlerweile stehen dreizehn verschiedene Stücke auf dem Spielplan. Das Theater wurde 1947 von einer kleinen Truppe, hauptsächlich Studenten, gegründet. Heute arbeiten 20 Theaterliebhaber aus allen Alters- und Berufsschichten am Kleinen Spiel mit: »Studenten haben wir jedoch nur noch eine Handvoll, wir werden ja schließlich auch älter«, scherzt von Otto, die seit 13 Jahren mit von der Partie ist. Der Vorhang hebt sich immer donnerstags um 20 Uhr.

Doch davor ist einige Arbeit nötig: »Wir proben viermal vor der Aufführung, damit auch alles glatt läuft, danach spielen wir sechs Wochen lang das gleiche Stück«, erzählt von Otto. Momentan, passend zu Weihnachten das Stück »Eilige Nacht«, ein buntes Stück, in dem Bäume tanzen und die Glocken schon mal schriller läuten als sonst. Die Puppen werden für jedes neue Stück auch extra angefertigt, nur manchmal kommen auch alte Puppen aus dem Fundus zum Einsatz: »Unsere älteste Puppe ist aus dem Jahre 1949«, erzählt von Otto stolz. Da sollte man doch meinen, dass das Theater auch einen stolzen Eintrittspreis verlangt, doch der Eintritt zum Puppenspektakel ist kostenlos. Wer also dabei sein will, muss lediglich um 19.45 Uhr in der Neureutherstraße 12 sein, um einen der begehrten 50 Plätze zu ergattern.

Den gesamten Spielplan gibt es im Internet unter www. kleinesspiel.de, dort wird auch der größte Marionettenkritiker ein Stück finden das ihn verzaubern wird. Und wer nach weiteren Veranstaltungshinweisen sucht, wird unter der Adresse www.wochenanzeiger.de fündig. Kathrin Schubert

Artikel vom 18.12.2003
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