Hilfe ist auf dem Weg

München · Freiwillige Feuerwehr sucht Ehrenamtliche für Pilotprojekt

Karolin Dautermann, Mica Socher und Christian Brettreich bringen das Pilotprojekt Brandschutzerziehung und Notfallvorsorge jetzt an die Öffentlichkeit.	Foto: cr

Karolin Dautermann, Mica Socher und Christian Brettreich bringen das Pilotprojekt Brandschutzerziehung und Notfallvorsorge jetzt an die Öffentlichkeit. Foto: cr

München · Ein Achtjähriger, der über den Notruf 112 den Rettungsdienst alarmierte, weil sein Vater, mit dem sich der Junge allein in der Wohnung befand, zusammengebrochen und bewusstlos war – das erleben die Retter in München selten. Am vergangenen Montag ereignete sich genau das in Milbertshofen. Der Bub handelte in einer akuten Notsituation genau richtig.

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So stellen sich die Helfer der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehren in München das vor. Die Realität sieht indes anders aus. In Notsituationen versagen vielen Menschen die Nerven. Aus Unsicherheit und Unwissenheit heraus fühlen sich manche überhaupt nicht imstande, Hilfe zu leisten – auch wenn es eben nur die Alarmierung der Rettungskräfte ist. Damit Kinder schon im Grundschulalter auf derartige Notfälle, wie sie jeden Tag passieren, vorbereitet sind, hat die Freiwilligen Feuerwehr München ein Pilotprojekt auf den Weg gebracht.

Brandschutzerziehung und Notfallvorsorge stehen hier auf dem »Stundenplan«. Das Besondere dabei: Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren besuchen zusammen mit fachfremden Ehrenamtlichen interessierte (Vor-)Schulklassen, um den Kindern zu erklären, warum Feuer so gefährlich ist und wie man eben im Notfall richtig reagiert. Die Projektleitung obliegt Mica Socher und Karolin Dautermann. Die Ehrenamtlichen werden natürlich nicht ins kalte Wasser geworfen. An zwei Schulungswochenenden am 17. und 18. März sowie vom 13. bis 15. April werden sie zu Brandschutzfachleuten ausgebildet – so weit, wie ihre kommende Aufgabe das erfordert. Wer gerne mit Kindern umgeht und auch mal tagsüber Zeit für die Brandschutzerziehung in der Schule aufbringen kann, ist gut für die Aufgabe geeignet. Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren sind damit ausdrücklich nicht gemeint, denn: »Mit dem Projekt wollen wir die Freiwilligen Feuerwehren entlasten«, erklärt Mica Socher.

Anfragen in Sachen Brandschutzerziehung liegen den Münchner Feuerwehren nämlich genügend vor. So viele, dass sie nicht mehr alle erfüllt werden können. Daher wäre es kontraproduktiv, wenn die Einsatzkräfte die Aufgabe im Rahmen des Projekts übernähmen.

Zunächst wird das Projekt an drei der 22 Münchner Feuerwehrstandorte getestet. Beteiligt sind die Wehren in Sendling, Forstenried und Mitte. Sie rücken demnächst im Doppel mit den Ehrenamtlichen im Präventionsmobil aus. »Die Einsätze können ganz individuell geplant werden«, erläutert Karolin Dautermann. Das heißt: Jeder Ehrenamtliche kann sich so einbringen, wie er es möchte. Einmal in der Woche, einmal im Monat, ganz nach eigenem Ermessen. Als Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren erhalten die Ehrenamtlichen auch eine eigene Uniform. Der jeweils beteiligte Feuerwehrprofi wiederum legt bei den Schulungen auch mal die Atemschutzausrüstung an. Das sieht spektakulär aus, hat aber einen ganz praktischen Grund. Ein Kind, das in einer brennenden Wohnung kauert und plötzlich einen Mann mit Schutzmaske vor sich hat, bekommt eher noch mehr Angst, als dass ihm die nahende Rettung bewusst wird. Also erfahren die Kinder bei der Brandschutzerziehung, wie ein Feuerwehrler im Einsatz auch manchmal aussieht. »Es geht darum, dass die Menschen im Gefahrenfall auch als Helfer wahrgenommen werden«, erklärt Socher.

Die Feuerwehr leistet Hilfe in der Not. Doch auch den Rettungskräften ist es lieber, wenn es erst gar nicht zu Notfällen kommt. Also wird im Rahmen der Brandschutzerziehung den Kindern auch erklärt, was sie machen können, um einen Brand zu verhindern, indem sie mit Feuer besonders vorsichtig umgehen. Ihnen das Feuer zu verbieten, sei keine gute Idee, berichtet Dautermann: »Oft probieren die Kinder das dann im Geheimen aus.« Die Kinder erfahren auch viel über den vielfältigen Einsatzbereich der Feuerwehr. Neben Löscheinsätzen ist die Feuerwehr auch mit Rettungsaufgaben beauftragt. Verunglückte Personen aus einem zerstörten Auto retten gehört ebenso dazu wie Einsätze in medizinischen Notfällen.

Wie in Milbertshofen am vergangenen Montag. Der Bub hat nach Aussage der Münchner Feuerwehr alles richtig gemacht. Ein Kind macht so etwas nicht intuitiv. Es muss wie jeder andere auch lernen, wie man in einer Notsituation richtig reagiert. Darum kümmert sich ab April das neue Pilotprojekt.

Interessierte, die an den Schulungen teilnehmen und bei der Brandschutzerziehung und Notfallvorsorge an den Schulen helfen möchten, können sich an Mica Socher, Tel. 0 89 / 2 35 33 22 11, E-Mail: praevention@ffw-muenchen.de wenden. Notsituationen sind keine Einzelfälle. Hilfe, wie sie der Achtjährige aus Milbertshofen geleistet hat, leider schon. Noch. Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 16.02.2018
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