Vortrag über König Ottos Staatsfinanzen

Ottobrunn · »Wasser bis an den Kragen«

Referentin Dr. Korinna Schönhärl (2.v.r.) mit (v.l.) Museumsleiter Jan Murken sowie Andrea Seeböck, Dietrich Wax und Herbert Speckner vom Museumsförderkreis.	Foto:  MO

Referentin Dr. Korinna Schönhärl (2.v.r.) mit (v.l.) Museumsleiter Jan Murken sowie Andrea Seeböck, Dietrich Wax und Herbert Speckner vom Museumsförderkreis. Foto: MO

Ottobrunn · »Lieber Otto, Du bist ein guter Sohn. Es tut Not, dass Griechenland seine vertragsmäßigen Verpflichtung gegen Bayern halte.« So beginnt ein Mahnbrief, den König Ludwig I. 1849 nach Athen schicken musste.

Er hatte Griechenland eine Menge Geld für den Aufbau geliehen und die Griechen zahlten auf einmal nichts mehr zurück. So musste Ludwig bekennen: »Mir geht das Wasser bis an den Kragen.« Wer zu König Ottos Zeiten warum Geld nach Griechenland schickte, und was Griechenland davon zurückzahlte oder nicht, darüber referierte die Historikerin Dr. Korinna Schönhärl von der Universität Duisburg-Essen vor dem Förderkreis des König-Otto-Museums im Wolf-Ferrari-Haus. Aus dem – damals wie heute – ungeheuer komplizierten Problemknäuel von europäischer Solidarität, Philhellenismus, nationalen Machtinteressen und zögernden Privatinvestitionen seien hier nur zwei Beispiele herausgegriffen:

Die von den Großmächten garantierte 60-Millionen-Francs-Anleihe und König Ludwigs eigene Nothilfe aus der bayerischen Staatskasse.

Das an sich schon arme und rückständige Griechenland war im Freiheitskampf völlig ausgeblutet und brauchte dringend Geld für einen Neuanfang. Als Otto König war, brauchte das Land zudem Geld für den Aufbau eines Staates aus dem Nichts. Der Münchner Bankier Simon von Eichthal, ein Philhellene der ersten Stunde, wurde aktiv. Er startete eine frühe europäische Solidaritätsaktion und organisierte eine von den Großmächten England, Frankreich und Russland garantierte Griechenland-Anleihe von 60 Millionen Francs.

Rasche Hilfe kam von Papa

Da die von den Großmächten garantierte Staatsanleihe nicht schnell genug zur Auszahlung kam, leistete Ottos Vater, König Ludwig I., rasche Hilfe und schickte diverse Vorschüsse aus der Bayerischen Staatskasse nach Athen. Da Griechenland mit den Zinsleistungen im Verzug war, zog sich die Rückzahlung der 60-Millionen-Anleihe in die Länge.

Doch zurück zu König Ludwig. Solange Otto in Griechenland als König von Gottes Gnaden waltete, wurde brav Zins und Tilgung nach München geschickt. Nachdem er 1843 jedoch königliche Rechte an das Parlament hatte abtreten müssen, erhielt König Ludwig auf einmal keine Drachme mehr. Denn in Athen herrschte Finanzchaos. Finanzminister Ponyropoulos musste vor dem Parlament eingestehen: »Es gibt keine Register, kein Hauptbuch. Ich weiß nicht, was eingeht und ausgegeben wird. Ich habe keinen fähigen Beamten. Überall wird geplündert. Ich weiß nicht, wer was schuldet.«

Warum das Geld dann doch noch floss

Gezahlt wurden die Schulden erst an die Erben König Ludwigs I., an das Haus Wittelsbach. Geschafft hat dies ausgerechnet ein Erzpreuße: Otto von Bismarck. Herbert Speckner

Artikel vom 25.07.2017
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