Tanz im Morgengrauen

Traditioneller Kocherlball am Sonntag: Um 6 Uhr früh geht’s los

Am Sonntag wird am Chinesischen Turm wieder das Tanzbein geschwungen: Der Kocherlball lockt jährlich tausende von Besuchern an.	Foto: PR Seeböck-Forster

Am Sonntag wird am Chinesischen Turm wieder das Tanzbein geschwungen: Der Kocherlball lockt jährlich tausende von Besuchern an. Foto: PR Seeböck-Forster

Schwabing · Am Sonntag, 23. Juli, heißt es für alle Kocherlball-Fans wieder in aller Herrgottsfrüh aufzustehen, damit man am Chinesischen Turm das Tanzbein schwingen kann. Um Punkt 6 Uhr morgens wird der Ball eröffnet, zu dem sich jedes Jahr Tausende Gäste einfinden, um in bayerischer Tracht oder im Kocherlgewand Landler, Zwiefache, Polka und Walzer zu tanzen – und natürlich auch, um dieses ganz besondere Ambiente einer historischen, traditionellen Tanzveranstaltung zu genießen.

Bereits im Morgengrauen werden viele Tische von den Besuchern selbst mit Kerzen, Tischdecken und Blumen geschmückt, um dem Kocherlball das besondere Flair zu geben, für das er seit seiner Wiederentdeckung vor 28 Jahren anläßlich der 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens so berühmt geworden ist. Zünftig und mit viel Schwung sorgen die beiden Tanzmeister Katharina Mayer und Magnus Kaindl dafür, dass auch Ungeübte die echten bayerischen Volkstänze mittanzen können: Sie werden die Schritte nicht nur erklären, sondern auch vortanzen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts traf sich jeden Sonntagmorgen bei schönem Wetter das Hauspersonal am Chinesischen Turm zum gemeinsamen Tanz – Köchinnen, Hausdiener, Gärtner und Kindermädchen. Frühmorgens war es, weil sie später, wenn die Herrschaft aus der Kirche zurück war, wieder zum Dienst antreten mussten. Im Jahre 1904 wurde der Ball verboten. Der Grund: Die Kocherl und ihre Galane sollen es mit der Sittlichkeit nicht so genau genommen haben. Anlässlich der 200-Jahr-Feier des Englischen Gartens wurde der Kocherlball auf Initiative des damaligen künstlerischen Leiters, Pankraz Freiherr von Freyberg, wieder ins Leben gerufen. Seitdem ist er zu einer echten Institution geworden, die nicht mehr wegzudenken ist aus dem Festkalender der Stadt München.

Jedes Jahr an einem Sonntag im Juli lassen die Wirtinnen des Biergartens am Chinesischen Turm, beraten vom Städtischen Kulturreferat, die alte Tradition nun wieder aufleben. So werden sich auch heuer wieder Tausende von feschen Burschen und sauberen Madln, Jüngere und Ältere in Dirndl und Lederhosen oder im Kocherlgewand am Chinesischen Turm einfinden, um nach den Anweisungen der Tanzmeister echte bayerische Volkstänze und die Münchner Francaise zu tanzen. Mit den Tanzgeigern aus Österreich spielt heuer eine der meistgefragten Volksmusikgruppen Europas zum Tanz auf. Als jene Stars der Volksmusik in den Jahren 2009, 2012 und 2015 beim Kocherlball musizierten, war die Begeisterung bei den Besuchern riesig: Die Musiker zeigen, dass Volksmusik alles andere als bieder und langweilig sein muss. Als zweite Gruppe wurden die Tanngrindler Musikanten gewonnen. Der Kocherlball ist eine Riesengaudi für Jung und Alt. Jeder kann kommen, wie er mag: Ob in Tracht, Lederhose und im Dirndl, ob im historischen Kocherl-, Zimmermadl-, Kutscher- oder auch Gärtner-gwand – Hauptsache, stilecht. Die Veranstalter bitten alle Gäste, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zu kommen. Die Busse zum Chinesischen Turm (Bus 54 oder 154) und die U-Bahn (U3 und U6, Haltestelle Giselastraße) sowie die Tram 18 (Haltestelle Tivolistraße) fahren entsprechend früh.

Informationen
Wenn der Wettergott den Münchnern am Sonntag nicht gnädig sein sollte, fällt der Ball ersatzlos aus. Die Entscheidung fällt bereits am Freitag, 21. Juli. Aktuelle Informationen hierzu gibt es unter Telefon 38 38 73 27 oder im Internet unter der Adresse www.kocherlball.de

Artikel vom 21.07.2017
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