Der einzige Ausweg

Grafing · Der EHC steht vor den Scherben seiner Existenz

Ein »nachdenklicher« Präsidenten Alexander Stolberg, der als Klubchef des EHC Klostersee gerade die wohl schwierigste Phase für sich und den Verein zu moderieren hat.       	Foto: smg

Ein »nachdenklicher« Präsidenten Alexander Stolberg, der als Klubchef des EHC Klostersee gerade die wohl schwierigste Phase für sich und den Verein zu moderieren hat. Foto: smg

Grafing · Nicht nur in Grafing und Umgebung, auch an vielen Eishockeystandorten ist der freiwillige Rückzug des EHC Klostersee aus der Oberliga Süd ist weiterhin ein hochemotionales Thema.

EHC Klostersee
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Unverständnis wird in den einschlägigen Foren und sozialen Netzwerken geäußert und insbesondere auch Wut auf den kleinen Kreis von Pseudo-Fans zum Ausdruck gebracht, die seit knapp drei Jahren durch ihre Krawalle am Rande von Heimspielen der Rot-Weißen die Lawine ins Rollen brachten.

Dieser Gruppe, die Eishockeyspiele in der Bärenstadt für ihr ausuferndes und gesetzwidriges Toben missbrauchte, ist größtenteils der Zuschauerrückgang (einen Teil machte sicher auch das sportlich bescheidene Abschneiden des Teams aus) und auch die erhöhten Kosten für den aufgestockten Sicherheitsdienst im Eisstadion zuzuschreiben. Beides zusammen eine Summe im beachtlichen fünfstelligen Euro-Bereich, der den Verein zuletzt mehr belastete beziehungsweise weniger Einnahmen bedeutete.

Was dem EHC in der Folge wohl endgültig in die Knie zwang, sei die massive, teils unverhältnismäßige und unrichtige Darstellung der Krawallsituation in Teilen der Medien gewesen, legte sich Präsident Alexander Stolberg fest: »Die paar wenigen Pseudo-Fans haben die Presse auf den Plan gerufen. Und die Berichte gaben einem unbeteiligten Leser den Eindruck, dass bei uns Woche für Woche Schläger ein- und ausgehen. Das ist zwar objektiv unrichtig, aber das ist eben das Image. Und mit einem negativen Image wollen die meisten Unternehmen keinesfalls in Verbindung gebracht werden.«

Extrem geschadet habe dem Verein der Übereifer eines Redakteurs (»Im Namen aller echten EHC-Fans kann man sich bei dem nur sehr bedanken«), der die wichtigsten Sponsoren direkt kontaktiert und nach deren Einstellung zum Thema befragt habe, so Stolberg. »Der Einbruch bei den Sponsoreneinnahmen durch Kündigungen und Beendigung der Partnerschaft liegt bei zirka 35 Prozent. Damit man das Ganze nicht missversteht: Ich will niemanden Dritten die Verantwortung für die Chaoten und deren Verhalten zuschieben. Mir ist aber nicht bekannt, dass die Medien bei gleichgelagerten Problemen anderswo oder in anderen Sportarten den direkten Kontakt zu Geldgebern und Sponsoren suchen und deren Engagement offensiv hinterfragen. Etwa vor kurzem beim Bundesliga-Spiel zwischen Darmstadt und Frankfurt mit Ausschreitungen und Sperrungen ganzer Bereiche in der Stadt.«

Die fast überwältigende »mentale Unterstützung« in der schwierigsten Phase seiner 14-jährigen Vorstandszeit (davon zehn an der Spitze) tue gut, erzählte der Klosterseer Vereinsboss. Die »round in around« hunderttausend Euro, mit denen man bis Ende Mai trotz des gefassten Beschlusses noch Zeit hätte, um die Lizenz zu beantragen, bringt es freilich nicht ein. Auch sehr zum Leidwesen ehemaliger Aktiver, die sich aktuell im Nachwuchs engagieren wie Jimmy Quinlan oder Martin Sauter, die sich jenseits der finanziellen Schiene (»Offenbar war das in der Situation der einzig mögliche Ausweg«) einig sind: »Sportlich gesehen ist das eine absolute Katastrophe, auch für den Talentschuppen.“ Es sei zu befürchten, dass die Folgen für den Nachwuchs über Jahre hinaus nicht mehr zu kitten seien. smg

Artikel vom 13.05.2016
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