Ungemütlicher Hohenzollernplatz: Bürger wollen Änderungen

Schwabing · Wohlfühlfaktor null

Michael George, hier mit Tochter Elin, engagiert sich dafür, dass der Hohenzollernplatz attraktiver wird.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Michael George, hier mit Tochter Elin, engagiert sich dafür, dass der Hohenzollernplatz attraktiver wird. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Schwabing · Wer von einem Ort redet, an dem sich die Schwabinger gerne aufhalten, der denkt dabei nicht gerade an den Hohenzollernplatz. Denn obwohl mittendrin im Viertel, fehlt es dort an Wohlfühl-Faktoren. Oder anders gesagt: Hübsch ungemütlich ist´es hier. Doch das soll bald anders werden.

Zumindest wenn es nach Michael George geht, der neulich einen entsprechenden Antrag beim Bezirksausschuss Schwabing-West (BA 4) stellte. »Der Hohenzollernplatz soll endlich attraktiver werden«, fordert der Anwohner. »Die Lage ist optimal, das Potenzial des Platzes enorm, doch leider wird das nicht ausgeschöpft.« Im Gegenteil. Inzwischen sei der Platz regelrecht verwahrlost, es gebe viele »tote« Ecken. Logisch also, dass kaum einer länger als nötig dort verweilen würde. »Ich merke es ja an mir. Ich bin so gut wie nie am Hohenzollernplatz«, berichtet George. »Einzige Ausnahme: Im Sommer komme ich mit meiner Tochter Elin gerne zum Brunnen. Aber sonst hält uns hier nichts.«

Auch Silke Tiekötter, die seit sechs Jahren im Viertel wohnt, findet: »Der Hohenzollernplatz braucht dringend eine Veränderung. Es wäre schön, wenn sich da endlich etwas tun würde.« Unter anderem, so schlägt sie vor, sollten sich mehr hübsche kleine Cafés rund um den Platz ansiedeln. »Doch das geht natürlich nur, wenn der Ort auch für solche Anbieter attraktiv genug ist. Und das scheint momentan leider nicht der Fall zu sein«, sagt Tiekötter. Auch den Weihnachtsmarkt, der früher hier seine Zelte aufschlug, wünscht sie sich wieder zurück und die Eisdiele, die vor einiger Zeit ihre Pforten schloss. »Seit Jahren verliert der Hohenzollernplatz an Attraktivität«, so die Familienmama, die zwar an schönen Sommertagen ebenfalls gerne den Brunnen nutzt, doch auch hier wird die Aufenthaltsfreude getrübt. »Es liegen viele Glasscherben herum, unsere Kinder können nicht so ohne Weiteres barfuß hier herumlaufen«, sagt sie. Und spricht damit auch eine weitere alte Diskussion an: »Die Atmosphäre des Platzes wird vor allem von den Alkoholikern bestimmt, die sich hier treffen. Dagegen ist im Grunde nichts zu sagen. Doch das verdrängt leider den Rest.« George pflichtet bei: »Die Klagen über die hier versammelten Alkoholiker gibt es schon lang. Die sollen sich natürlich weiter hier treffen können. Doch soll sich hier nicht nur eine kleine Gruppe wohl fühlen, sondern alle Bürger. Das ist mir sehr wichtig.«

Auch BA-Chef Walter Klein ist seit langem schon aufmerksam für das Thema und offen für Veränderungen. »Der Hohenzollernplatz wurde im Zuge des U-Bahn-Ausbaus errichtet. Das ist jetzt 30 Jahre her. Er sollte endlich zeitgemäß entwickelt und auf Vordermann gebracht werden«, so Klein. »An den Blumenkübeln ­beispielsweise hat man sich satt gesehen. Überhaupt, es fehlt das Frische.« Klein kann sich vorstellen, etwa die Bänke so zu stellen, dass sie einander zugewandt sind und nicht, wie jetzt, vereinzelt herumstehen und die Verweilenden eher isolieren als zusammen bringen. Auch Dauerprobleme gehörten endlich beseitigt. »Der Belag des Platzes ist viel zu wellig. Neulich ist ein BA-Mitglied deshalb gestürzt«, berichtet Klein. Es sei sicher nicht leicht, eine Umgestaltung in Gang zu bringen, vor allem wegen der Urheberrechte, die bei dem Architekten liegen. »Doch wenn da etwas machbar ist und vor allem bezahlbar, dann wird der BA alles tun, um eine Umgestaltung voranzutreiben«, stellt der BA-Vorsitzende in Aussicht. Denn: »An den Hohenzollernplatz muss endlich mehr Leben. Davon würde das ganze Viertel enorm profitieren.«

BA-Antrag wird gerade geprüft

Der BA hat inzwischen das Baureferat angeschrieben, ein entsprechender Antrag ging Anfang November dort ein. »Der Antrag wird gerade geprüft, es ist momentan noch zu früh, um konkrete Aussagen zu treffen«, so Nina Lindinger, Pressesprecherin des Baureferats. Derzeit gäbe es noch keine Überlegungen im Baureferat, den Hohenzollernplatz umzugestalten. »Wir werden dem Wunsch des Bezirksausschusses um einen Ortstermin nachkommen und im Weiteren prüfen, welche Möglichkeiten und Notwendigkeiten für eine Verbesserung bestehen.« Die Antwort hört sich erstmal nicht danach an, als würde am Hohenzollernplatz so schnell etwas passieren.

Doch Michael George will die Zukunft nicht dem Zufall überlassen, sondern hat weitere Hebel in Gang gesetzt, um die Sache voranzutreiben. Damit auch andere Anwohner ihre Ideen und Wünsche einbringen können, hat George kurzerhand im Internet Foren dafür geschaffen. »Ich finde es wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, damit alle Interessierten mitreden und ihre Anregungen zum Hohenzollernplatz loswerden können«, so George. Seit einigen Tagen ist nun eine Facebook-Gruppe eingerichtet, wo Vorschläge gesammelt werden können und auch eine Internetseite. George: »Ich glaube daran, dass wir etwas erreichen können, wenn wir uns zusammentun. Wir alle können dazu beitragen, dass der Hohenzollernplatz endlich zu einem beliebten Treffpunkt für uns alle wird.«

Sich beteiligen via Internet

Weitere Infos gibt es im Internet unter www.facebook.com/groups/hohenzollernplatz/ und unter www.hohenzollernplatz-muenchen.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 22.11.2011
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