Es waren besondere Schätze, die die Besucher der Flohmärkte in den beiden Schulhäusern in Weßling und Oberpfaffenhofen ergatterten. Denn ihr eigentlicher Wert lag in der Erinnerung. Schulbänke, Tische, Tafeln, Landkarten, sogar die alten Overheadprojektoren – alles musste raus. Nachdem die neue Schule am Meilinger Weg 2023 eröffnet hat, liegen die beiden alten Schulhäuser verwaist. Ein letztes Mal öffneten sie für einen Flohmarkt. Großeltern, Eltern und viele Kinder waren gekommen, um Abschied von der alten Penne zu nehmen.
Dutzende von Generationen haben seit 1911 in dem Weßlinger Schulhaus die Schulbank gedrückt. Die Klassenräume hatten teilweise Fischgrätparkett und Sprossenfenster. „Die Atmosphäre war hier besonders“, schwärmte eine Mutter. Ihre Tochter geht jetzt in die vierte Klasse der neuen Schule und darf sich einen Stuhl für das Kinderzimmer aussuchen. Schulleiterin Maria Streifinger sammelte die Spenden für die Gegenstände ein. Zum Beispiel für die alte Karte mit der Schreibschrift, für höhenverstellbare Tische, für die übergroßen Geodreiecke und Zirkel sowie für die antiquarischen Gegenstände aus dem Schularchiv. Zum Beispiel ein alter Filmprojektor oder Schulbände aus vergangenen Tagen. „Ich werde mir einen kleinen Stuhl für mein Büro mitnehmen“, sagte sie.
Besonders begeistert waren ehemalige Schüler, die als Abschied von der vierten Klasse kleine Bildtafeln mit ihrem Namen gebastelt hatten. Jahrelang wurden sie auf die Erinnerungswände in den Schulen gehängt. Beim Flohmarkt nahm so mancher sein Namensbild nach Hause.
Auch Bürgermeister Michael Sturm war gekommen. Die ersten vier Schuljahre war er in Weßling, in der fünften und sechsten Klasse dann in Oberpfaffenhofen. Vor allem der Werkunterricht habe ihm gefallen. Im Kellergeschoss des Gebäudes aus den 1960er Jahren sind nur noch Regale, die massiven Steinwaschbecken und Werkstühle übriggeblieben. „Die Werkbänke haben wir in die neue Schule mitgenommen“, erklärt Konrektorin Cora Haubner. Sie selbst hat sechs Garderobenbänke umgestaltet. Sie sind jetzt gelb bemalt und dienen im Lernhaus als Sitzgelegenheit. „So haben wir ein Stück alte Schule bewahrt“, freut sie sich. Lehrerin Lena Hackenberg fühlt sich an ihrer alten Wirkungsstätte ein wenig nostalgisch. Mit dem zentralen Schulhaus, das sogar mit dem „Schulbau-Award 2024“ ausgezeichnet worden ist, gäbe es für die Schüler aber mehr Möglichkeiten und das Pendeln zwischen den beiden Schulhäusern ist vorbei.
Was aus dem Gebäude werden soll, steht noch nicht fest. In Weßling plant die Lebenshilfe eine dreigruppige Heilpädagogische Kindertagesstätte. Übriggebliebenes Inventar soll an ein Hilfsprojekt gespendet werden. Mit dem Erlös des Flohmarkts möchte Maria Streifinger die neue Schulbibliothek „kuscheliger“ und einladender gestalten.