Von Jan Lüdeke
Die entscheidenden Akteure auf dem Papier waren Torhüter Sebastian Elwing, David Wrigley und Brandon Dietrich gewesen. Elwing hatte während der Partie die wenigen, aber meist gefährlichen Schüsse hervorragend pariert. Beim einzigen Gegentor schien es, als sei er von einem Bietigheimer attackiert worden. Wrigley hatte im letzten Drittel der regulären Spielzeit den Ausgleich erzielt und den EHC dann auch noch mit einem verwandelten Penalty im Rennen gehalten den entscheidenden Penalty verwandelte dann Brandon Dietrich.
Der wirklich ausschlaggebende Punkt für den Sieg des EHC war jedoch ein anderer gewesen: die Fitness. Im zweiten Spielabschnitt bereits hatten die Bietigheimer angefangen, kräftemäßig abzubauen. Der EHC lief da erst richtig warm. Im Schlussdrittel und besonders in der Verlängerung gab es eigentlich nur noch eine Richtung, auf das Bietigheimer Tor. »Die sind platt«, stellte Joey Vollmer, aktuell Torhüter Nummer zwei hinter Elwing, nach dem Spiel fest, »wir haben das Spiel dominiert, weil wir einfach fitter sind.« Für den Rest der Serie sieht Vollmer darin die Chance für den EHC. »Wir haben einfach mehr Ressourcen. Das müssen wir nutzen.«
Coach Pat Cortina bemühte mal wieder seine Lieblingsfloskel. »Wir haben härter gekämpft als der Gegner«, sagte er und folgerte: »Wir waren das bessere Team.« Cortina hatte damit absolut Recht. Doch er wird sich nur noch ein einziges Mal ein solches Fazit über die Leistung seiner Mannschaft erlauben können. Am Dienstag in Bietigheim (Spiel bei Redaktionsschluss nicht beendet) war der Italo-Kanadier zum letzten Mal beim Team. Ab dem vierten Spiel der best-of-five-Serie (Freitag, 20 Uhr, Olympia-Eishalle) weilt er bei der ungarischen Nationalmannschaft, die er als Nationaltrainer bei der
A-WM in der Schweiz betreut. Peppi Heiß wird dann gemeinsam mit Christian Winkler hinter der Bande stehen so bereits erfolgreich praktiziert beim 4:2-Erfolg gegen Schwenningen in der regulären Saison.
Cortina will trotzdem täglich für seine Mannschaft da sein. Telefonisch. Und, dass es mit Peppi Heiß Probleme geben könnte, glaubt der Trainer auch nicht. »Peppi war mit uns in Cavalese, er war die komplette letzte Woche da.« Er kennt die Akteure also mittlerweile gut. Am besten kennt er den Spieler, den man unabhängig vom Ausgang der Finalserie schon jetzt als den Gewinner der Playoffs bezeichnen kann: Sebastian Elwing.
Der erklärte nach dem Penaltyschießen, bei dem er fünfmal pariert hatte, was in solchen entscheidenden Momenten in einem Torhüter vorgeht. Wie der einzige erfolgreiche Bietigheimer Penaltyschütze Justin Kelly aussehe, wisse Elwing nicht. »Ich habe den noch nie gesehen. Ich achte nur noch auf Kleinigkeiten, schaue, ob ein Schütze links oder rechts schießt.« Überhaupt will der 29-Jährige nicht mehr auf den Gegner schauen. »Es ist egal, was Bietigheim macht.« Cortina drückt es so aus: »Hoffentlich kippen wir jetzt die Serie. Aber wir dürfen nicht an Siegen oder Verlieren denken. Wir müssen auf das nächste Spiel schauen.« Wenn die EHC-Cracks das umsetzen, dann scheint der Titel durchaus möglich. Wie sehr Christian Winkler da wohl jubeln würde?