Wer im Olympischen Dorf eine bestimmte Adresse sucht, der muss gut zu Fuß sein. Gerade auswärtige Besucher tun sich oft schwer, das komplexe Straßensystem auf Anhieb zu durchschauen. Das Problem ist nicht neu immerhin feiert das Olympische Dorf heuer sein 35-jähriges Bestehen und doch ist es erst jetzt wieder in die öffentliche Diskussion gerutscht.
angebracht. Für die ODBG, die Olympiadorf-Betrieb Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG, wars Sachbeschädigung. Sie ließ die Schilder wieder entfernen doch das Problem bleibt bestehen.
»Die Patienten finden meine Arztpraxis nicht und müssen teilweise erhebliche Umwege in Kauf nehmen«, trug Dr. Oswald bei der jüngsten Bürgerversammlung schließlich vor. Da zog nicht nur Münchens OB Christian Ude die Augenbrauen hoch, auch einige anwesende Stadträte nickten wissend, Bezirksausschussmitglieder stimmten zu: Wenn Patienten den Weg zum Arzt nicht finden, müsse Abhilfe geschaffen werden.
Die Pläne dazu schlummern bereits seit geraumer Zeit in der Schublade. Nach Auskunft der ODBG habe es bereits im Vorfeld der Fußball-WM 2006 Pläne gegeben, das Olympische Dorf für Außenstehende transparenter zu beschildern. Doch eine einheitliche Lösung ist nicht nur schwer zu finden das Oly-Dorf ist Privatgrund und so müssen sich alle Eigentümer auf ein Konzept einigen und am Ende auch noch teuer zu bezahlen. Schließlich brauchts mit Blick auf den Denkmalschutz und das spezielle architektonische Konzept der Anlage am Ende eine kostspielige Designer-Lösung. So fand sich bereits für 2006 keine Lösung und jetzt irren immer noch Patienten scheinbar ziellos umher, wenn sie ihren Arzt suchen. Auch die Schildertafel am Hauptaufgang zur Ladenmeile bringt da wenig Abhilfe.
Besonders prekär: In der Nadistraße ist sogar eine Studienambulanz der LMU angesiedelt. Dort werden Osteoporose-Patienten, die zum Teil nur mit Gehhilfen und unter chronischen Schmerzen anreisen, nach neuesten medizinischen Erkenntnissen therapiert und behandelt. Dass die Probanden, allesamt hohen Alters und aus dem gesamten Münchner Stadtgebiet, teilweise bis zu einer Stunde den Weg zum Studienzentrum suchen, stört nicht nur Studienmediziner Dr. Alexander Kirchbichler: »Im Olympiadorf einmal falsch abzubiegen ist für solche Menschen schon eine besondere Anstrengung.«
Eine Beschilderung könnte nicht nur hier Abhilfe schaffen. Auch die Apotheken leiden unter der schwierigen Orientierung im Oly-Dorf. Denn wenn an Wochenenden spät nachts ein Patient die Notapotheke sucht, hilft nicht einmal der Hinweis auf das Farbrohr-System.
Ob sich die Eigentümer dagegen in absehbarer Zeit zu einem Beschilderungskonzept und einer entsprechenden Finanzierung durchringen können ist noch nicht abzusehen, schließlich herrsche dort eine Art »das war schon immer so«-Stimmung. Der Antrag von Ärztin, Studienzentrum und einer Apotheke auf Wegweiser jedenfalls fand bei der Bürgerversammlung ein klares Votum. Stadrat und BA wollen nun vermitteln. G. Feind