»Immer lustig, immer froh, Traurigsein kommt sowieso«, diesen Spruch widmete Inge Berger im April 1938 ihrer Freundin Inge Goldstein. Sechs Monate später im Oktober 1938 emigrierte Goldstein mit ihren Eltern in die USA. Das Poesiealbum nahm sie mit. 1995 schenkte sie es dem Jüdischen Museum München.
Jetzt ist es neben diversen anderen bis 27. April in der Abschlussausstellung des jüdischen Interimsmuseums, Reichenbachstraße 27, zu sehen. 2007 wird bekanntlich ein neues jüdisches Museum auf dem Jakobs-Platz eröffnet. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten sind: Dienstag 14 bis 18 Uhr, Mittwoch 10 bis 12 Uhr, 14 bis 18 Uhr und Donnerstag, 14 bis 20 Uhr. Führungen sind am 9. März und 9. April, jeweils 18 Uhr (Eintritt frei). Anmeldung unter Tel. 20 00 96 93.
Ausgangspunkt für das Ausstellungsprojekt ist das Poesiealbum der Inge Goldstein. Darin haben sich 13 Klassenkameradinnen und Kameraden aus der jüdischen Schule in Münchens Herzog-Rudolf-Straße eingetragen. Auch der Religionslehrer und schließlich zwei Freundinnen aus der neuen Heimat in New York haben sich auf den Seiten des Büchleins verewigt. Sämtliche Erinnerungssprüche wurden 1938 und 1939 verfasst, in einer Zeit also, in der für die Kinder die Diskriminierung und Ausgrenzung durch die Nationalsozialisten massiv spürbar war.
Einigen der Klassenkameraden stand zum Zeitpunkt des Eintrags die rettende Möglichkeit einer Emigration unmittelbar bevor, andere wurden deportiert und umgebracht. Die Ausstellung richtet den Blick auch auf die vielfältigen Aspekte jüdischer Kindheit und Jugend in München in den 1930er Jahren. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der Geschichte der jüdischen Schule in der Herzog-Rudolf-Straße. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die bunte Mannigfaltigkeit heutiger jüdischer Kindheit und Jugend in der zweitgrößten jüdischen Gemeinde Deutschlands.