Nach dem Wechsel von Steffen Hofmann sprach man gar von »Hofman(n)ia«. Selten hat ein Transfer bei 1860 so viel Aufsehen erregt, wie der des gebürtigen Würzburgers. Dabei ist der Franke nicht neu in München. Von 1996 bis 2002 kickte er beim FC Bayern. Über den Umweg Rapid Wien kam er nun zu den Löwen. Auch die Adresse an der Grünwalder Straße ist dem 25-Jährigen keineswegs unbekannt.
Schließlich hat er dort schon einmal gewohnt. Steffen Hofmann war seit langem der Wunschspieler von 1860. Aber bis es soweit war, mussten einige Hindernisse überwunden werden. Denn Hofmann hatte in Wien noch Vertrag bis Sommer. Zudem zeigte auch der spanische Tabellenzweite CA Osasuna Interesse an dem Deutschen.
Bis der Wechsel zu den Sechzigern perfekt war, durchlebte Hofmann aufregende 24 Stunden. Am Montag, 2. Januar 2006, um 12 Uhr saß er noch bei Frau und Kind zu Hause in Wien als Spieler von Rapid. »Ich habe damit gerechnet, dass ich am Abend nach München fliegen werde. Sicher war ich mir aber nicht«, sagt Hofmann rückblickend. Um 13 Uhr rief Ex-Löwen-Geschäftsführer Roland Kneissl dann bei ihm an, gab Grünes Licht. »Danach habe ich meine Koffer gepackt und mich von meiner Frau und Tochter verabschiedet.« Kurz vor 17 Uhr sollte das Flugzeug via München aufsteigen, jedoch die Witterung verzögerte den Start um mehr als zwei Stunden. Um 12 Uhr am nächsten Tag unterschrieb Hofmann an der Grünwalder Straße 114 den Vertrag.
Hofmanns Vertrag bei den Löwen läuft bis 2009. Über Vertragsmodaliäten wie Ablösesumme oder Ausstiegsklausel bei Nicht-Aufstieg vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Für Steffen Hofmann ist ein Vertragsausstieg ohnehin kein Thema: »Ich mache mir darüber keine Gedanken, denn ich gehe fest davon aus, dass wir aufsteigen.«
Für Hofmann schließt sich mit dem Wechsel zu den Löwen ein Kreis. Als Fünfjähriger begann Klein-Steffen bei seinem Heimatklub 1. FC Kirchheim. Dort spielte er bis zur C-Jugend. Anschließend wechselte er zum FV Würzburg, ehe ihn 1996 der FC Bayern nach München holte. Das änderte aber nichts an den Sympathien von Hofmanns Vater Hans-Dieter »Er ist schon immer Sechziger Fan. Auch damals, als ich das erste Mal nach München gewechselt bin, war es so, dass er eher auf der Seiten der Löwen war.«
Auf die Frage, ob er Probleme befürchte, weil er früher für die Bayern spielte, antwortete er mit einem Lächeln. »Mit meiner Vergangenheit als Roter muss ich einfach leben. Es war damals ein guter Schritt, in die Jugend des FCB zu wechseln. Diesen musste ich nie bereuen.« Die Löwen sind für Hofmann Herzenssache. »Es war für mich ein günstiger Zeitpunkt, mich sportlich zu verändern. Schließlich hat man nicht immer die Chance, bei Sechzig zu spielen«, so Hofmann. Von einem »Abstieg« will der Champions-League-Teilnehmer nichts wissen. »1860 ist kein gewöhnlicher Zweitliga-Verein. Die Tradition, das außergewöhnliche Stadion und die vielen Zuschauer machen den Klub zu etwas ganz Besonderem. Für mich ist es reizvoller, mit Sechzig aufzusteigen als weiter in Wien zu spielen.«
Nicht ganz ohne Wehmut verließ Hofmann Wien. »Es waren drei tolle Jahre«, sagt er rückblickend. Schließlich hat er dort seine Frau Barbara, eine Wienerin, bei einer VIP-Veranstaltung von Rapid kennen gelernt, führte sie an seinem 24. Geburtstag vor den Traualtar. Das Glück machte die gemeinsame Tochter perfekt, die vor zehn Monaten das Licht der Welt erblickte. Seine kleine Familie wird zunächst in der österreichischen Hauptstadt bleiben, während Steffen im Mercure Hotel in Neuperlach logiert. »Mittelfristig kommen sie nach«.
Hofmann, der in Wien die Nummer 11 trug, läuft bei den Löwen mit der »10« auf. Seit Thomas Häßler war die Spielmacher-Position nimmt man Kalle Pflipsen aus, der kaum zum Einsatz kam vakant. Der Vergleich mit seinem berühmten Vorgänger bereitet Hofmann noch Probleme: »Es ist nicht angebracht, mich mit Häßler zu vergleichen. Er war ein absoluter Weltklassespieler. Ich dagegen habe den Höhepunkt meiner Karriere noch nicht erreicht.« Das sieht ausgerechnet Thomas Häßler anders. Für seinen Nachfolger findet er nur lobende Worte. »Ich habe mit Salzburg noch zweimal in Österreich gegen ihn gespielt und freue mich, dass er sich für Sechzig entschieden hat. Er wird den Löwen weiterhelfen«, so die Prognose des 39-Jährigen. »Steffen ist ein hervorragender Spieler und hat es verdient, das Trikot mit der Nummer 10 zu tragen.«
Für seine Leistungen hat der Löwen-Neuzugang bereits viel Lob bekommen, in Österreich gar diverse Auszeichnungen. 2004 wurde er APA-Fußballer des Jahres, dazu von den Profis bei der »Bruno«-Gala zum Spieler der Saison gewählt. Von der Bundesliga wurde Hofmann 2004 und 2005 als bester Spieler ausgezeichnet.