Veröffentlicht am 09.07.2003 00:00

Tasten-Tornado

Just a Piano  (Foto: Harry Kulzer.)
Just a Piano (Foto: Harry Kulzer.)
Just a Piano (Foto: Harry Kulzer.)
Just a Piano (Foto: Harry Kulzer.)
Just a Piano (Foto: Harry Kulzer.)

Nach 43-jähriger Vorbereitungszeit hat es Harry Kulzer geschafft: Sein erstes Solo-Programm ist vollbracht. »Just A Piano Player« ist eine Zeitreise durch 100 Jahre Geklimper auf guten und schlechten Klavieren.

Der Pianist und Sänger erzählt in seinem Bühnenprogramm Geschichten von der Entstehung des Ragtimes, des Stride- und Blues-Pianos bis zum Boogie-Woogie und Jazz-Piano. Von einer temporeichen Musik-Epoche die jubelnde Publikums-Herzen im brodelnden Musiker-Blut kochen ließ.

Wenn Kulzer in die schwarzweißen Tasten haut, sie streichelt, hackt und hämmert, dann wird die Musik-Geschichte von Rag bis Boogie mehr als nur hörbar: Sie wird am ganzen Körper fühlbar, spürbar und mit stampfenden, schwingenden und vibrierenden Klangwellen durch die Muskeln und Nerven lustvoll-leidenschaftlich-lebendig.

Das Publikum lauscht dem längst vergangenen Sound von Vaudeville und den Music-Halls, dem Klang der hektisch-heißen Jazz-Pianos in den verruchten Bars, den düsteren Kneipen, den üblen Honky-Tonks, den verlogenen Glücksspielschuppen, den brutalen Wildwest-Salons, den schwülen Strip-Clubs und den männeraussaugenden Bordellen irgendwo auf einem schwankenden Schaufelraddampfer, in einem überdrehten Goldgräberdorf oder in einer geheimnisvollen Absteige in New York.

Kulzer verwandelt sich in einen Pianisten aus der Zeit von Wallstreet-Wahn und Goldrush, Lynch-Justiz und Wildwest, Boomtowns, Gettos und der Erfindung der Fließbandarbeit bei Ford.

Eine packende Mixtur aus Entertainment und Spielfreude, die auch hartgesottene Musik-Verweigerer gnadenlos mitreisst.

Am Freitag, 18. und Samstag, 19. Juli, ist Harry Kulzer mit seinem Programm im Hinterhof-Theater, Sudetendeutsche Straße 40, zu sehen.

Karten zu 15 Euro gibt es unter Telefon 3 11 60 39.

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