Veröffentlicht am 08.05.2012 00:00

Obergiesing · 28 Mal übern Brenner

Toni Bachmeier aus Untergiesing, sucht auch für die kommenden Jahre wieder begeisterte Mitradler über die Alpen.	 (Foto: HH)
Toni Bachmeier aus Untergiesing, sucht auch für die kommenden Jahre wieder begeisterte Mitradler über die Alpen. (Foto: HH)
Toni Bachmeier aus Untergiesing, sucht auch für die kommenden Jahre wieder begeisterte Mitradler über die Alpen. (Foto: HH)
Toni Bachmeier aus Untergiesing, sucht auch für die kommenden Jahre wieder begeisterte Mitradler über die Alpen. (Foto: HH)
Toni Bachmeier aus Untergiesing, sucht auch für die kommenden Jahre wieder begeisterte Mitradler über die Alpen. (Foto: HH)

750 Kilometer auf dem Fahrrad von der bayerischen Landeshauptstadt bis an die Adria-Strände von Cesenatico – und das in sechs Tagen.

Kein Witz, denn seit vielen Jahren strampeln Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und deren Freunde den Brenner hinauf und auf italienischer Seite wieder hinunter. Vom sportlichen Fahrer auf hochdiffizilem Velo bis zum Trecking-Rider auf dem Tourenfahrrad reicht die Palette der Teilnehmer, die zweierlei eint: Sportlicher Ehrgeiz, das Abenteuer zu bestehen und die große Freude des Miteinanders auf zwei Rädern. Viele Jahre lang hatte der ADFC die Organisation und Durchführung der Mehrtagesreise auf Schlauch und Mantel organisiert und durchgeführt. Mit meist vielen hundert Teilnehmern im Peloton. Weil sich der Fahrradclub seit ein paar Jahren zurückgezogen hat, sind andere begeisterte Cyclisten in die Bresche gesprungen – diverse Gruppen nehmen das Abenteuer »Brenner rauf und runter« auf sich. Radfreunde wie Toni Bachmeier aus der Freibadstraße in Untergiesing– als Rennradler seit vielen Jahren mit Gleichgesinnten auf dieser tollen Tour unterwegs. Am 12. Mai starten sie zu einem weiteren ihrer Parforceritte über die Alpen.

Jetzt kommt er gerade vom Training an der Isar zum Pressegespräch. Viel Zeit hat er nicht. »Heute abend geht es noch einmal in den Sattel«, so der begeisterte Pedalist. »Beim Radfahren bist du halt nicht in die Konservenbüchse Auto eingezwängt«, lacht Bachmeier. »Was man auf der Strecke sieht, das spürt man auf dem Fahrrad auch«, so der 59-jährige ehemalige Fußballer – der erst nach schweren Kickerverletzungen zum Fahrradsport gefunden hatte und diesen seither nicht mehr missen will. »Wenn ich früher Rennradluft geschnuppert hätte, dann hätte ich wohl nie Fußball gespielt«, schmunzelt der ADFC-Mitstreiter und Mitorganisator vieler Fahrten. Besonders diese Reise nach Italien hat es ihm angetan. Schon bei der Beschreibung der Sechs-Tages-Route nach »Bella Italia« bekommt er leuchtende Augen. Los geht die Tour am ersten Tag in München. »Toll, wie uns da auch immer wieder die Polizei unterstützt und aus der Stadt hinausgeleitet«, lobt er.

Über Bad Tölz und den Sylvensteinspeicher führt die Reise ins Tagesziel nach Maurach. Von dort radeln die Teilnehmer am zweiten Tag auf einem alten Römerweg nach Innsbruck und Matrei und nächtigen schließlich nach teilweise bis zu 22 Prozent Steigung in Steinach am Brenner. »Dort stoßen auch jene Teilnehmer auf den Tross, die den ersten Part bis zur italienischen Grenze mit dem Zug absolvieren und denen die Gesamtdistanz einfach zu weit ist«, zeigt Bachmeier auch bescheidenere Pedalisten-Optionen auf. Am dritten Tag ist man dann in Italien unterwegs – von Brenners Höhen führt die Reiseroute entlang des Brennerradweges durch das Etschtal und Brixen bis nach Bozen und zum Etappenziel nach Auer. »Unsere traditionsreiche Radltour kann nämlich auch einen politischen Erfolg verzeichnen«, zeigt sich der Mitorganisator stolz. »Der Etschradweg vom Brenner bis nach Verona wurde erst durch dieses Tourenengagement und enge Kommunikation mit italienischen Radorganisationen und Behörden möglich«, freut sich Bachmeier über ampellose Radfreuden auf mehreren einhundert Kilometern Länge.

Doch in Verona ist man an Tag vier der eigenmotorischen Reise längst noch nicht. An diesem Tag führt die Route über Trient bis nach Rivalta bei Rovereto – vorbei an mächtigen Gebirgszügen nähert sich die Radlertruppe allmählich oberitalienischem Kernland. Nach kräftigem Abendessen und gutem Schlaf in Rivalta rückt das Ziel an Tag fünf immer näher. Auf der reizvollen »Ciclopista del Sole« fährt es sich jetzt weiter sanft bergab über die schmucke Verdi-Stadt Verona im Dunstkreis von Romeo und Julia bis zum die Region prägenden Po, nach Ostilia und zum vorletzten Etappenziel – bezeichnenderweise in die italienische Fahrrad- und Radlerhauptstadt Ferrara. Am sechsten Tag können die Teilnehmer die Meeresbrise bald schon schmecken. Auf schönen Nebenwegen fährt der Tross schließlich in Cesenatico am alten Hafen ein – Adriabad für die müden Glieder inclusive. »Zurück geht es dann gemütlich mit dem Zug, man hat dann ja schließlich genug geleistet«, rundet Bachmeier ab. Man merkt ihm die Vorfreude auf die Tour 2012 bereits an.

Tipps vom

Radl-Experten

Bachmeier ist mit seinen 28 Brennerüberquerungen in den letzten Jahrzehnten ein alter Hase in der Branche. Wer Appetit hat, die Reise vielleicht im kommenden Jahr selbst einmal zu absolvieren, der ist herzlich willkommen. »Allerdings bin ich kein Reiseleiter und Organisator«, stellt der Rennradler mit starker Beinmuskulatur gleich klar. »Die Organisation der Unterkünfte ist den Teilnehmern selbst überlassen«.

Fragen beantwortet der Experte aber gerne – Interessenten sollten sich unter der E-Mail-Adresse ab-meier@t-online.de an ihn wenden (auch Toruenplaner Wolfgang Slama steht für Infos gerne zur Verfügung unter wolfgang-slama@b.de . »Ich bin auch bereit, als eine Art Tourguide für weitere Rennradfahrer zur Verfügung zu stehen«, bietet er an. »So einen Kilometerschnitt von rund 23 bis 25 Kilometer pro Stunde sollte der mögliche Mitradler aber schon in seinen Waden haben.« Er kann sich gut vorstellen, die Mehrtagestour in den kommenden Jahren noch stärker in den Fokus zu rücken und auf breitere organisatorische Beine zu stellen. Zudem gibt es begleitend Versorgungsfahrzeuge der Radgruppen – meist selbst organisiert. »Eine gute Vorbereitung mit täglichem Radeln auch bei schlechtem Wetter und auf einem qualitativ guten Rad möglichst aus dem Fachhandel ist durch nichts zu ersetzen.«

Jetzt wird Bachmeier aber selbst unruhig: rasch noch ein kurzes Foto. Dann will der Mann wieder auf die Trainingspiste. Schließlich ruft in wenigen Tagen wieder das Abenteuer München-Cesenatico. H. Hettich

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