Auch für die Besucher, die keine Karten für die ausverkaufte Lesung mehr bekommen haben, soll noch ein Platz gefunden werden. Als Claus von Wagner („Die Anstalt“) und Philippa Sigl-Glöckner (Dezernat Zukunft, Buch „Gutes Geld“) im Konzertsaal des Fat Cat (ehemaliger Gasteig) die Bühne betreten, suchen ein paar Gäste noch die letzten vereinzelten Plätze.
Mehr als 200 Leute sind am vergangenen Mittwoch gekommen, um den beiden Münchnern dabei zuzuhören, wie sie, so der Titel der Veranstaltung, die deutsche Schuldenbremse ergründen. Die Schuldenbremse steht im Grundgesetz und gibt vor, wie sehr sich der Staat verschulden darf.
Eine technokratische Schuldenregel und Kabarett scheinen auf den ersten Blick nicht so recht zusammenzupassen. Dass dem nicht so ist, stellen Philippa Sigl-Glöckner und Claus von Wagner jedoch schnell fest.
So basieren die Vorgaben der Schuldenbremse nicht auf Wissenschaft, sondern sind das Ergebnis von historischen Zufällen, politischen Verhandlungen und Handlungsdruck: in der Finanzkrise nahm die Regierung viele Schulden auf und band sich zum Ausgleich mit der Einführung der Schuldenbremse die Hände. Sie wollte ja nicht den Eindruck erwecken, sie hätte die Sparsamkeit vergessen. Entsprechend unausgegoren wirken viele Details der Schuldenbremse. Wieso zum Beispiel soll sich die Bundesregierung um exakt 0,35% jedes Jahr verschulden dürfen? Eine wissenschaftliche Begründung für diese Zahl gibt es nicht.
Bei der Ergründung der 0,35% wird es höchst absurd. Man konnte den Eindruck gewinnen, die Finanzpolitik wolle von Wagner sein Kabarett streitig machen.
Eine gute Schuldenpolitik sei dabei auch für Kommunen wie München extrem wichtig, betonte Sigl-Glöckner. Wenn die Schuldenbremse intelligent ausgestaltet würde, könne man sie beispielsweise auch nutzen, um gegen die Wohnraumkrise anzugehen. Für eine Reform der Schuldenbremse, die den Spielraum für notwendige Investitionen lässt, wolle sie sich besonders im Bundestag einsetzen.
Bei der kommenden Bundestagswahl tritt Sigl-Glöckner im Wahlkreis München-Nord für die SPD an.
Nach der Veranstaltung gibt es großes Interesse an einem signierten Exemplar von Sigl-Glöckners Buch „Gutes Geld“, das Ende September im Quadriga Verlag erschienen ist. Einladungen zu Buchvorstellungen nimmt Philippa Sigl-Glöckner gerne unter der E-Mail://office@dezernatzukunft.orgentgegen.