Lange Zeit hatte sich der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing (BA) für den Erhalt des Kopfbaus am Stückgutgelände eingesetzt. Auf den 800 Quadratmetern Nutzungsfläche plante der Unterausschuss Kultur (UA) bereits in der vergangenen Legislaturperiode die Errichtung eines Stadtteil-Kulturzentrums mit Übungsräumen, Ateliers, Bühnen und einer Kneipe. Die Fläche verteile sich optimal auf vier Ebenen, das Treppenhaus ist großzügig und der ebenerdige Eingang von der Offenbachstraße behindertengerecht, meinten damals die UA-Mitglieder.
Insbesondere die 2014 verstorbene Gudrun Koppers-Weck, langjährige UA-Vorsitzende und Vorsitzende des Kulturforums München-West hatte sich vehement für die Sanierung des alten Gebäudes eingesetzt. „Wir haben riesigen Bedarf an Ateliers und Musikübungsräumen. Dies passt alles gut hierein“, hatte sie noch 2009 betont. Unterstützung fanden die Pläne auch im BA der aktuellen Legislaturperiode.
„Das Gebäude ist ein historisches Zeugnis für Pasing“, betonte der jetzige BA-Vorsitzende Romanus Scholz. Bis 1938 habe das Gebäude das Pasinger Telegrafenamt beherbergt. Später nutzte die Bahn den Kopfbau als Ortsgüterbahnhof mit den zwei angrenzenden und inzwischen bereits abgerissenen Stückguthallen. In den 90er Jahren war der Bau Bahn-Fundstelle, bis ihn die Stadt 2006 kaufte. „Der BA hat sich stets einstimmig für den Erhalt des Kopfbaus eingesetzt. Gerade in Linie mit dem historischen Bahnhäuschen und dem Pumpenhaus macht das ganze Ensemble einen markanten Teil der Pasinger Geschichte aus.”
Nun beschloss der Münchner Stadtrat auf Antrag der SPD-Fraktion den Abriss des Gebäudes. Der Pasinger Stadtrat Christian Müller erklärte, warum der Bau nicht zu erhalten sei. „Die Sanierung würde knapp fünf Millionen Euro kosten. Das ergäbe einen Quadratmeterpreis von 10.000 Euro“, so Müller. „Nicht machbar“, urteilte er weiter. Jetzt komme die Alternativplanung zum Tragen. „Wir bauen neu, und zwar für zwei Millionen. Da bleibt noch Luft für anderes. Aber die kulturelle Einrichtung entsteht an dieser Stelle wie geplant. Das ist sicher.“ Scholz beklagte die Stadtratsentscheidung. „Gerade im 175. Jahr der Eröffnung der Bahnlinie ist dies ein sehr bedauerlicher Entschluss. Ich finde es außerordentlich schade, dass die große Koalition im Rathaus nicht zögert, einen historisch so bedeutsamen Ort einfach niederzureißen.”