„Es war ein bescheidenes Fest“, erinnert sich Siegmund Angerer. Ihr erstes Kirchweihfest feierte die Gemeinde St. Philippus, die jüngste der vier im Pfarrverband Laim zusammengeschlossenen katholischen Pfarreien, vor über 40 Jahren in einer Holzkirche. Am dritten Sonntag im November kamen rund 250 Gemeindemitglieder mit dem damaligen Gemeindepfarrer Eduard Stadler am Viebigplatz zusammen, um gemeinsam die Kirchweih (altbayerisch Kirta) mit einem Gottesdienst zu begehen. Die heilige Messe wurde zwar im Hochamt gefeiert und auch die Kirche mit Blumen geschmückt, ein großes Fest, wie es auch heute noch in ländlichen Gegenden zu diesem Anlass gefeiert wird, gab es jedoch nicht. Auch die mancherorts, vor allem aber auf dem Land bekannten Bräuche wie etwa das Aufstellen des Kirchweihbaums, das Essen von Schmalznudeln oder der Kirchweihtanz im Anschluss an den Gottesdienst wurden in der noch jungen Gemeinde nicht umgesetzt. Denn ein Kirchenverein etwa, der dies hätte organisieren können, hatte sich noch nicht etabliert. Siegmund Angerer erinnert sich an die Anfänge: „Wir waren damals ein zusammengewürfelter Haufen. Es war alles noch im Entstehen.“
Aus Teilen der Pfarreien „Zu den heiligen zwölf Aposteln“, „Maria Heimsuchung“ und „Namen Jesu“ wurde die katholische Kirchenstiftung St. Philippus mit Wirkung vom 31. Januar. 1969 oberhirtlich errichtet. Den ersten Gottesdienst feierte man noch in der Grundschule an der Droste-Hülshoff-Straße. Danach zog die Gemeinde in eine provisorische Holzkirche am Viebigplatz, wo sowohl Gottesdienste als auch Pfarrversammlungen sowie Gemeindefeste stattfanden. Über zehn Jahre nach der Gemeindegründung bekam St. Philippus schließlich eine eigene Kirche. Das heutige Pfarrzentrum in der Westendstraße 249 wurde 1982 durch Bischof Dr. Ernst Tewes geweiht. Dass das Kirchweihfest in den 70-er Jahren zurückhaltend und wenig ausschweifend gefeiert wurde, war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass die Holz- bzw. Notkirche einen bescheidenen Raum vorgab: „Es war die nachkonziliare Zeit, in der alles ein wenig zurückgefahren war. Es herrschte Aufbruchsstimmung und das Kirchweihfest ist ein wenig abgedrängt worden.“ Zunehmend weltliche Elemente fanden damals Eingang in die religiöse Praxis – so auch in Laim: „Es war zum Beispiel neu, dass auch Laien vor an den Altar durften, um Gebete oder Führbitten zu sprechen“, erklärt Siegmund Angerer. Manche Traditionen aber behielt man bei. So wehte auch am Vorplatz der Holzkirche zu Kirchweih der „Zachäus“.
Nicht die häufig verwendete rot-weiße Kirchweihfahne, die an den Zöllner Zachäus erinnert, aber eine gelb-weiße Fahne wurde vor der Holzkirche aufgestellt. Zudem gab es Festgesang vom damaligen Chor, bestehend aus etwa 15 Mitgliedern. „Es wurde auf einer kleinen Holzorgel gespielt“, so Siegmund Angerer. Diese Traditionen haben in St. Philippus bis heute Bestand. So wird auch am Sonntag, 19. Oktober, wieder die gelb-weiße Fahne aus dem Glockenturm gehängt, der Kirchenraum mit Blumen aus benachbarten Heimgärten geschmückt, der 40 Mann starke Chor wird singen und die Orgel festlich erklingen.
Mit einem kleinen Weinfest will man im Anschluss an den Gottesdienst feiern und des heiligen Philippus, dem Namenspatron der Kirche gedenken. „Wenn wir jetzt Glocken hätten, dann würden die natürlich auch den festlichen Rahmen einläuten“, meint Siegmund Angerer. Denn bei allem was die jüngste Laimer Gemeinde gemeinsam aufgebaut hat, reichte es bislang nicht für die Anschaffung eines Geläuts, so dass der Glockenturm von St. Philippus seit über dreißig Jahren leer steht. Dies soll sich jedoch ändern: Im Anschluss an den Kirchweih-Gottesdienst findet eine Informationsveranstaltung zum Projekt „Glocken für St. Philippus“ statt.