Die Bürgerinitiative (BI) „Aubing-Mitte lebenswert“ lässt nicht locker. Nachdem sie Überzeugungsarbeit bei allen Bürgermeisterkandidaten, Stadträten, der Stadtbaurätin und dem Planungsreferat geleistet hatte, fand nun auch ein Gespräch mit dem Vermarkter des Telekom-Geländes, der Corpus Sireo und deren Architekten statt. Das Ergebnis des Gesprächs nannte BI-Sprecher Jolf Flörke allerdings „enttäuschend“. Es sei lediglich angeboten worden, die Bauriegel der Höfe aufzuschneiden, „ohne die wagenburgartige Bebauung zu ändern“. Immerhin versprach das Planungsreferat den Vorschlag der BI zu prüfen. Dies hatte angeregt Teile der Hofbebauung gegenüber der Pretzfelder Straße, Colmdorfstraße und dem Freiraum durch niedrigere Einzelgebäude zu ersetzen.
Der Fokus bei diesem Bebauungsplan dürfe aber nicht nur auf die Architektur gelegt werden, forderte Anlieger und Landschaftsarchitekt Matthias Schwahn. Er hat sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Christian Ude gewandt. „Belange des Biotop- und Artenschutzes werden nicht berücksichtigt“, kritisierte Schwahn. Grund sei das „Beschleunigte Verfahren“, mit dem das Projekt durchgeführt werden soll. Hier wird auf eine Umweltprüfung verzichtet. Dabei siedeln laut Schwahn auf dem Telekomareal, in der „Colmdorfhecke“ und in den angrenzenden Wiesen eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen, die sogar auf der „Roten Liste“ stehen und vom Aussterben bedroht sind. 26 dieser seltenen Arten hat Schwahn entdeckt und fotografiert ( http://colmdorf3natur.de/galerie/ ). Das sind beispielsweise Schmetterlinge, Grasfrosch, Grünspecht, Heide-Nelke oder Dreifinger-Steinbrech.
Um das Aubinger Naturerbe zu retten, regt Schwahn an im Süden des Bauprojekts einen 1,5 Hektar großen Bürgerpark zu errichten. Dazu müssten die Bauten ein wenig nach Norden gerückt werden, Baulinien verändert und die Grünflächen zwischen den Gebäuden zugunsten des Parks verringert werden. „Rücken die beiden südlichen „Wagenburgen“ nur etwas nach Norden, eröffnet sich zwischen den Gebäudekanten und der südlichen Grundstücksgrenze ein rund 300 Meter langer Freiraum, der sich im Osten auf einer Breite von 44 Meter und im ökologisch noch wertvolleren Westen sogar auf 54 Meter erstreckt“, erklärt Schwahn. Mit der rund 5000 Quadratmeter großen Colmdorfhecke und den neuen rund 10.000 Quadratmeter großen Grünflächen (unter Erhalt einiger der vorgelagerten mageren Blumenwiesen und Säume) ließen sich so Beeinträchtigungen der dort siedelnden Tier- und Pflanzenartenvielfalt reduzieren, hofft Schwahn. Auch für die Neubürger wäre das positiv: „Die Kulisse der Colmdorfhecke könnte vom ersten Tag an ihren Erlebniswert für die Erholungssuchenden entfalten“. Zusätzlich sollte ein Tümpel für Grasfrosch, Bergmolch und Libellen sowie eine Kiesfläche für den Idas-Bläuling und das Frühlings-Fingerkraut angelegt werden. An Ude appelliert Schwahn: „Setzen Sie sich für die Idee eines Bürgerparks im Areal des Neuaubinger Telekomgeländes ein.”
In der ersten Aprilwoche wird der öffentliche Bürgerworkshop zur Bebauung des Telekomgeländes stattfinden. Die BI mit ihren rund 1300 Aubinger Unterstützern hofft dann Änderungen der Planung bewirken zu können.