Die Bestandsanalyse für das Stadtquartier Neuaubing und Westkreuz klingt nicht wie ein Werbeartikel aus einem Immobilienblatt. Fast zwei Drittel der Gebäude stammen aus den 60er und 70er Jahren. „Sowohl die Bausubstanz (Beton), die Gestaltung (monotone Flächen) sowie die öffentlichen Räume (Parks mit gestalterischen Mängeln) entsprechen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und Erkenntnissen“, heißt es in einer Stellungnahme des Bezirksausschusses (BA) zu einer Untersuchung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung. Hier müsse dringend etwas getan werden. „Seit mehr als 40 Jahren hat sich ein Investitionsstau ergeben, der Schritt für Schritt abgebaut werden muss“, mahnten die Aubinger Bürgervertreter. Erste Pläne und Vorschläge gibt es bereits. In ihrer letzten Sitzung haben die BA-Mitglieder diesen auch zugestimmt.
So soll die Sanierung innerhalb der nächsten zehn Jahre erfolgen. Was alles gemacht werden sollte, ist auf einer langen Liste aufgeführt. Das beginnt mit den sogenannten „sozialen Achsen“. Eine Untersuchung der Wegeverbindungen von der S-Bahn Westkreuz über die Friedrichshafener Straße, dem Bürgersaal bis zum Sipplinger Park hat ergeben, dass es hier viel zu viele Barrieren gebe, die angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung dringend beseitigt werden müssten. „Kreuzungsmöglichkeiten über die Straßen müssen verbessert, Treppen beseitigt und die Einkaufszentren zusammen mit den Bauträgern und den Bürgern aufgewertet werden“, lautet die Forderung. Nicht viel besser sieht es entlang der wichtigen Achse, die den alten Dorfkern mit dem geplanten Stadtteil Freiham verbinden soll, aus (Achse Freiham Süd, Bodenseestraße, Ehrenbürgstraße, Wasserturm, Colmdorfstraße, S-Bahn-Aubing und Dorfkern Aubing). „Leider fehlen Verbindungsstücke und die Treppen am S-Bahnhof Aubing machen eine sinnvolle Beziehung unmöglich. Hier Abhilfe zu schaffen steht im BA an erster Stelle der Prioritätenliste.
Auf der Wunschliste haben die Bürgervertreter auch die Kulturräume UBO 9, bei denen sanitäre Anlagen eingebaut werden müssten sowie die Sicherung der Künstlerateliers im ehemaligen Zwangsarbeiterlager, stehen. Was die Grünflächen und Parks betrifft, so ist der Bezirksausschuss der Meinung, dass diese dringend aufgewertet und saniert werden müssten. Besonders wichtig ist die Förderung der Kinder und Jugendlichen. Angesichts der niedrigen Übertrittsquoten an weiterführende Schulen soll der neue Bildungscampus mit neuen pädagogischen Konzepten und Ganztagsschulen ein attraktives Lernumfeld schaffen. Das Bildungslokal soll auch nach der Projektphase weiter tätig werden. Außerdem werden neue Jugendeinrichtungen benötigt. „Streetwork braucht mehr Personal, ebenso die Ambulante Erziehungshilfe“. Um ein attraktives Stadtviertel, das den Herausforderungen der modernen Zeit gewachsen ist, zu erhalten, müssten außerdem mehr Fuß- und Radwegeverbindungen, mehr Geschäfte für die Nahversorgung, eine Vielfalt an Freiflächen, ansprechende Bahnhofsvorplätze und Grünverbindungen geschaffen werden. Die Anregungen des Bezirksausschuss soll das Stadtplanungsreferat jetzt in das Sanierungskonzept einarbeiten.