Erst Weltmeisterschaft, dann Nordamerika – EHC-Manager Winkler bastelt am DEL-Kader

Einen (deutschen?) Nationalspieler an der Angel

Christian Winkler schätzt Niklas Hede als Sportler und als Vorbild. Daher bedauert er das Ende dessen aktiver Eishockeykarriere besonders.	Foto: Heike Feiner

Christian Winkler schätzt Niklas Hede als Sportler und als Vorbild. Daher bedauert er das Ende dessen aktiver Eishockeykarriere besonders. Foto: Heike Feiner

München - Ruhig geworden ist es beim EHC seit der Meisterfeier vor eineinhalb Wochen. Die Verantwortlichen arbeiten mit Hochdruck am Unternehmen DEL. Doch lassen sie sich dabei fast gar nicht in die Karten schauen. Durchgesickert ist bislang nur, dass die Finanzierung wohl steht. Die Gesellschafter haben sich darauf geeinigt, das Antrittsgeld für Deutschlands höchste Spielklasse zu übernehmen, es scheint, als sei nur noch das Ja-Wort der DEL nötig.

Von Jan Lüdeke

Während diese Liaison also konkretere Züge annimmt, nimmt eine Beziehung bekanntlich ein Ende. Niklas Hede, der »Opa« des EHC hört auf. Auch minutenlange Anfeuerungsrufe der Fans auf der Meisterfeier konnten den Deutsch-Finnen nicht davon abhalten, seine aktive Karriere zu beenden. Die Gründe für das Karriereende sind vielschichtig. Die Familie, das hat Hede immer betont, sei ihm »das Wichtigste auf der Welt«. Seinen Sohn hatte die Nummer zehn des EHC seit Februar nicht mehr gesehen. Und das gefiel dem 40-Jährigen gar nicht.

Außerdem hatte sich Hede natürlich längst um die Zeit nach der Karriere gekümmert. In seiner finnischen Heimat, wo Ehefrau und Kinder schon seit mehreren Monaten wieder leben, hat er bereits einen Vertrag als Nachwuchskoordinator unterschrieben. Bei Kiekko Vantaa, einem Verein in der Nähe von Helsinki. 500 bis 600 Kinder trainieren dort, Hede soll vor allem ein nachhaltiges Ausbildungskonzept entwerfen – eine reizvolle Aufgabe für den Stürmer, der bekannterweise gut mit dem Nachwuchs umgehen kann. Das Eis zu verlassen, das für Hede wie ein Spielplatz für ein kleines Kind war, wird schmerzen. Daraus macht der Oldie keinen Hehl. Doch auch der eigene Körper ist ein Grund für das Karriereende. Dass er nicht mehr so beweglich, nicht mehr so wendig, nicht mehr so schnell sei – das fühlte Hede wohl nur selbst. Denn augenscheinlich war der Angreifer gerade in diesen ­Bereichen einer der herausragenden Akteure der gesamten zweiten Bundesliga.

Angesprochen auf den Abgang von »Niki« Hede wurde Manager Christian Winkler fast sentimental. »Das tut richtig weh, dass der Niki aufhört. Er war ein absoluter Führungsspieler und ich bin mir sicher, er hätte von seiner Klasse her noch locker DEL spielen können«, sagte Winkler. Aktuell sichtet der EHC-Manager bei der Weltmeisterschaft in Köln und Mannheim mögliche Verstärkungen. Wie unsere Zeitung erfuhr, steht ein Nationalspieler kurz vor dem Vertragsabschluss mit dem EHC. Namen wollte beim Verein niemand kommentieren, es scheint sich jedoch um einen deutschen Nationalspieler zu handeln. Bald wird Winkler dann nach Nordamerika aufbrechen – die arbeitsreichste Zeit des Jahres hat für den Manager begonnen.

Derweil betonte auch Coach Pat Cortina nochmals, weiterhin mit einem nur punktuell verstärkten Kader arbeiten zu wollen. 80 bis 90 Prozent des Kaders, der den sportlichen Aufstieg schaffte, sollen nach Wunsch des Trainers bleiben. Auch im Tor wird es wohl keine Änderung geben. Christian Winkler führte das Beispiel Augsburg an. Dort entschieden sich die Verantwortlichen für die »deutsche Variante« mit Dennis Endras. Das Ergebnis: Endras ist mittlerweile im Nationalteam die Nummer eins, hielt zum WM-Auftakt gegen die USA überragend.

Eine Änderung wird es definitiv auf dem Posten des Geschäftsführers geben. Präsident Jürgen Bochanski füllt diesen nur nebenbei aus. In der DEL ist jedoch ein hauptamtlicher Geschäftsführer vorgeschrieben. Ob der in den Medien gehandelte Stefan Ziffzer (ehemals Geschäftsführer beim TSV 1860) zu finanzieren ist, ist fraglich. Ziffzers Liebe zum Eishockey könnte seine Gehaltsvorstellungen aber durchaus etwas zurückschrauben.

Artikel vom 10.05.2010
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