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Mit dem Navi in den Stau?

ADAC-Verkehrs-Experte Florian Hördegen.

ADAC-Verkehrs-Experte Florian Hördegen.

Karl-Heinz Schwimmer, Freimann, fragt: Vor kurzem leitete mich mein Navigationsgerät wegen eines Staus von der Autobahn auf eine Landstraße. Dort ging es dann im Stop-and-Go-Verkehr weiter, eine Ortsdurchfahrt war sogar völlig verstopft. Sind die Stauwarnungen von Navigationsgeräten überhaupt zuverlässig?

Sie sprechen damit ein immer größeres Problem an. Viele Geräte reagieren schon auf kurze Stauungen mit der unnötigen Empfehlung, die Autobahn zu verlassen und auf Nebenstrecken auszuweichen. Diese Straßen haben jedoch ein wesentlich geringeres Fassungsvermögen und geraten schnell an ihre Leistungsgrenze. Zusätzlich werden häufig Meldungen falsch verarbeitet. So wird etwa die Sperrung einer Anschlussstelle oder einer Fahrspur nicht selten als Autobahn-Vollsperrung interpretiert. Mit der starken Verbreitung von Navigationssystemen wachsen in Städten und Gemeinden in Autobahnnähe die Verkehrsprobleme durch Stau-Flüchtlinge.

Wie eine aktuelle Befragung des ADAC von 1000 autobahnnahen Kommunen ergeben hat, melden zwei Drittel der Gemeinden regelmäßige Staus in den Ortsdurchfahrten sowie mehr Straßenlärm und schlechtere Luft. Knapp die Hälfte gab an, dass die Probleme in den letzten fünf bis zehn Jahren entstanden sind. In diesem Zeitraum ist die Zahl der Navigationsgeräte auf rund 20 Millionen gestiegen. Viele Geräte sind mit dem automatischen Stauwarn- und Umleitungssystem „Traffic Message Channel“, kurz TMC, ausgestattet.

Nach Erfahrungen des ADAC lohnt es sich meist nur dann, von der Autobahn abzufahren, wenn eine Vollsperrung oder ein größerer Unfall vorliegen und es parallel zur betroffenen Strecke eine Alternativ-Autobahn oder eine gut ausgebaute Bundesstraße gibt. Bei witterungsbedingten Störungen oder reinen Gefahrenmeldungen stellen die Ausweichrouten meist keine bessere Alternative zur Autobahn dar. Aufgrund der zunehmenden Problematik fordert der ADAC, das Stauerfassungssystem auch auf Bundes- und Landesstraßen auszuweiten. Zudem müssen die Verkehrsinformationen künftig weitere Angaben zu Ursache und Dauer eines Staus sowie zum Durchschnittstempo beinhalten. Um die zusätzlichen Nachrichten kostengünstig ins Auto übertragen zu können, muss das Digital Radio TPEG als Nachfolgesystem von TMC eingeführt werden.

Artikel vom 21.04.2010
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